Beiträge von Onda im Thema „Definition 'Erleuchtung'“

    Zorița Câmpeanu:
    Onda:

    Darum sollten wir nachhaken...


    mit "wir sollten" hab ich schon wieder meine proleme.... :D


    Ein guter Zuhörer zu sein bedeutet auch, nicht reflexartig auf bestimmte Reizwörter zu reagieren bzw. genau hinzuschauen, wo man selbst Aversionen gegen bestimmte Formulierungen aufgebaut hat. Bsp. gegen die Formulierung "Wir sollten". Ich habe kein Problem mit dem "sollen". Wenn ich abnehmen will, sollte ich weniger essen. :D
    Ich habe auch kein Problem mit dem "wir". Wir sollten uns jedenfalls nicht die Köpfe einhauen...


    Onda

    Zorița Câmpeanu:


    "verstehen was der andere einem so sagen will "hängt meines erachtens von der bereitschaft des zuhörens ab, ein zuhören das in dem moment nicht durch die eigenen erfahrungen/"vor-urteile", eingefärbt ist.


    Ja, Zuhören ist eine Kunst. Allerdings ist Wahrnehmung (und dazu zählt Zuhören) immer eingefärbt durch den jeweiligen Erfahrungshintergrund. Wahrnehmung ist immer auch Einordnung in vorhandene Denk-Muster. Daher ist es auch - besonders bei komplexen Themen - selten zu erwarten, dass Botschaften 1 zu 1 beim Empfänger ankommen.


    Das Definieren bleibt ein wichtiges Instrument der Verständigung. Wir können nicht erwarten, dass unser Gesprächsparter seine Begriffe mit den gleichen Bedeutungen versieht wie wir. Darum sollten wir nachhaken: "Was meinst du, wenn du x sagst?" Gerade bei abstrakten Begriffen wie Freiheit, Gerechtigkeit, Glück, Gleichmut etc.


    LG
    Onda

    Zorița Câmpeanu:
    Onda:

    Wir streiten uns oft über Dinge, von denen wir nicht so genau wisssen, was wir eigentlich unter ihnen genau verstehen sollen.


    du meinst das durch das definieren ein gemeinschaftliches/einheitliches* Verstehn geschaffen werden sollte?


    Das wäre vielleicht ein bißchen zu hoch gegriffen. Zumindest steigt die Chance, dass man versteht, was der andere einem eigentlich sagen will...


    Onda

    Zorița Câmpeanu:

    .... sondern der glauben und das verteidigen dieser definitionen.
    du wirst mir vieleicht recht geben das die meisten kontroversen discusionen, auch hier im forum, ihre wurzeln in eben dieser haltung haben, dient das nun der komunikation im sinne von austausch und nicht als grabenkrieg?
    ich sage nein, das ist aber auch nur meine meinung :)


    Ich glaube, dass viele Kontroversen hier im Forum nicht das Ergebnis einer überhitzten Definier-Aktivität sind, sondern eher der Ausdruck einer zu geringen Aktivität in diesem Bereich. Bzw. Ausdruck einer trotzigen Verweigerungshaltung ("Ich definier dir Dösbaddel doch nicht meine "Wiedergeburt"!)
    Sprich: Wir streiten uns oft über Dinge, von denen wir nicht so genau wisssen, was wir eigentlich unter ihnen genau verstehen sollen.


    Onda

    Zorița Câmpeanu:


    was haben begriffe mit "Erleuchtung" zu tun...


    Es gibt viele Dinge, die man nicht in Begriffe fassen kann.
    Das beginnt schon mit dem Geschmack einer Mango.
    Diesen Geschmack kann man letztlich nur sehr unzulänglich beschreiben.
    Man kann aber sagen: Den Geschmack einer Mango erlebt man beim Verzehr einer Mango.


    Erleuchtung kann man mit Begriffen ebenfalls nur unzulänglich umschreiben.
    Das bedeutet aber nicht, dass man sich dieser Erfahrung mit begriffen überhaupt nicht nähern kann.


    Natürlich hat man von einer erzählten Erleuchtung letztlich genausoviel wie vom Bericht einer Mangoverzehrung...
    Kann aber Appetit machen!


    Onda

    Geronimo:

    Auch der Durst nach Wissen ist ein Durst.


    Von diesem Durst war hier bislang noch nicht die Rede. Hier ging es um den Sinn des Definierens.
    Der Definierer ist um Verständnis bemüht. Daran ist doch nichts auszusetzen?
    Onda

    Zorița Câmpeanu:


    was ich mich schon eine ganze weile frage ist:
    woher entsteht der drang, alles zu definieren?


    Gute Definitionen sind die Basis für ein gutes Gespräch.
    Der Verzicht auf jegliches Definieren kann konsequenterweise nur im Schweigen enden.
    Was ist ein Gespräch: ein Austausch von Begriffen & Konzepten. Dieser Austausch gelingt nur, wenn die Gesprächspartner im Bilde sind über die Bedeutung der Begriffe.
    Einfaches Beispiel: ein Deutscher, der nur deutsch spricht kann sich mit einem Chinesen, der nur seine eigene Sprache beherrscht, nicht verbal austauschen.
    Das Bemühen um Defintionen ist das Bemühen um gelingende Gespräche, das Bemühen um Ordnung und Effizienz im Denken.


    Onda

    Axel, hier wird nicht viel passieren. Das ist wie mit dem Definitionsthread zum Thema "Wiedergeburt".
    Wer definiert, macht sich angreifbar. Wer will schon die Hosen runterlassen?
    Das Schwadronieren mit Nebelkerzen ist viel vergnüglicher.


    Onda


    Außerdem möchte man auch ein weiteres Risiko vermeiden

    Erleuchtung für Pilze:


    "Mir fällt es wie Schuppen von den Augen!", sagte der Pilz. "Ich bin kein separater, dauerhafter Pilz - ich bin das Myzel! Kein Kommen, Kein gehen. Da ist nur Myzel!"


    Onda

    Erleuchtung für Bäcker:


    Erleuchtung ist, wenn das Plätzchen auf dem Backblech sich nicht mehr so einsam fühlt und blitzartig (satori) begreift, dass es wie alle andere Plätzchen aus einem Teig (der Eine Geist) gebacken wurde.


    Onda


    (Definitionen am besten zielgruppenspezifisch!)

    Axel Benz:

    Willst du mich verarschen? War das Ironie?


    Axel, ich will dich nicht verarschen. Das ist alles völlig ernst gemeint (Sollte das hier nicht eine reine Definitionssammlung sein?).
    Es liegt in der Natur der Sache, dass der Mensch ins Stammeln gerät, wenn er über das Unsagbare zu reden versucht.
    Das ist in der Tat kein Zeug für knallharte Materialisten. Bist du einer?


    Zitat

    Und du kritisierst, dass Andere statt Definitionen nur abgeschriebene Floskeln zitieren???


    Mir bleibt nichts anderes übrig. Als Nicht-Erleuchteter bleibt mir nur übrig, das nachzubeten, was andere zum Thema gesagt haben.
    Ich finde, da gibt es interessante Schnittmengen - auch zwischen den Religionen. Berührungspunkte zwischen Buddhismus, Christentum, Advaita Vedanta.

    In der Sprache von Huang Po:


    Die "Erfahrung":
    des "Einen Geistes", der Substanz, der Geistsubstanz, der Quelle von allem, von "Buddha", der Nirvana-Natur, des Absoluten, der Buddha-Natur, des Reinen Geistes, der Quellsubstanz.


    "Der Weg ist das Aufhören des begrifflichen Denkens." (S. 55)


    Die Zen-Lehre des chinesischen Meisters Huang Po. O.W. Barth. 1960.

    "(…) Während mystischer Erfahrungen [verschmelzen] die Repräsentationen von Innen- und Außenwelt miteinander (…), weil es zu einer großräumigen Synchronisierung der EEG-Wellen im Gamma-Bereich kommt."


    Ott: Meditation für Skeptiker. S. 121

    In der Terminologie von Nisargadatta Maharaj:


    Reines Gewahrsein
    Die Erfahrung des zeit- und raumlosen unmanifestierten Bewusstseins, des Reinen Seins, des Absoluten.
    [Im Ggs. zum personalen Bewusstein in der dualen (relativen) Sphäre von Zeit & Raum]

    "Erleuchtung" ist die tiefe Ein-Sicht in die Gesetzmäßigkeit des Wandels und der Allverwobenheit. Erleuchtung (=Erwachen) ist kein intellektueller Prozess, sondern Ein-Sicht auf einer Seinsebene jenseits der Konzepte (=transrational :) ). Der Erleuchtete sieht die Dinge, so wie sie sind, erkennt sie als vergänglich, bedingt und in die Ganzheit eingebunden.


    Erleuchtung ist die Erfahrung der absoluten Realität, des Unmanifesten, des Non-Dualen, von Nirvana.


    Erleuchtung ist die Einswerdung mit Gott (unio mystica).


    LG
    Onda