Beiträge von Bambus im Thema „Retreat“

    Aiko:

    Alltag und Sesshin sind dasselbe. Anfangs mag das noch als getrennt gesehen werden, aber letztlich geht es darum genau diese Trennung aufzuheben und den Alltag als Sesshin zu erfahren.


    Wenn die Trennung aufgehoben ist braucht es keine Retreats mehr.


    Für die meisten dürften es ein deutlicher Unterschied sein ob man sich im Alltag oder auf einem Retreat befindet. Die üblicherweise längere Zeit auf dem Kissen bringt körperliche Beschwerden mit sich. Das lässt sich nicht vermeiden, schlicht weil es der Körper nicht gewohnt ist. Verringern kann man sie natürlich durch regelmäßige und auch längere Praxis im Vorfeld. Gänzlich ausbleiben dürften sie nur im Ausnahmefall.


    Noch viel wichtiger als die Zeit auf dem Kissen empfinde ich die Zeit außerhalb des täglichen Wahnsinns. Alle Verpflichtungen und Ablenkungen sind durch den äußeren Rahmen von einem genommen. Das ist ungewohnt, auch wenn man (mehr oder weniger erfolgreich) im alltäglichen den Umgang mit diesen Dingen gelernt hat gelassen und achtsam gegenüber zu treten. Das schlichte Nicht-Vorhandensein von Verpflichtungen/Ablenkungen ist noch einmal eine ganz andere Qualität. Und hat Auswirkungen auf das Innenleben/Gedanken/Psyche. Ich habe beim ersten Retreat Erfahrungen gemacht die ich (wahrscheinlich) so nie im Alltag gemacht hätte. Das reicht von spannend bis zu beängstigend. Neues mit dem es sich lohnt auseinanderzusetzen. Neues was Wertmaßstäbe zu verändern vermag. Damit solche, von mir als sehr positiv angesehene Prozesse, aktiv werden können bedarf es einer gewissen Dauer des Retreats. Die ersten paar Tage braucht man zum Wechsel weg vom Alltag, die letzen paar schleicht sich der Gedanke an den zu erwartende Alltag wieder ein. 10 Tage halte ich persönlich für die untere sinnvolle Grenze. Immer vorausgesetzt man ist körperlich und psychisch ausreichend stabil. Insbesondere die psychische Belastbarkeit zu beurteilen oder abzuschätzen ist aber alles andere als einfach. Gerade deshalb gibt es viele Stellen die vor einem langen Retreat zumindest ein kurzes als Zugangsvoraussetzung verlangen.


    Matthias65:

    Vor allem: Wie war es für Euch nach dem Retreat wieder in den "Alltag" zurück zu kommen ?


    Recht unproblematisch weil ich nach Ende des ersten Retreats noch zwei Tage Übergangsfrist hatte. Die haben mir gut getan und der Schock der "Normalität" war nicht gar so groß. Aber das ist höchst subjektiv. Und der Effekt mildert sich mit der Zeit ab. Denke ich :D