Beiträge von Karnataka im Thema „Das Umgehen mit Leerheit“

    Wie denn aber soll ich ihn lieben?«
    - Du sollst ihn lieben, wie er ist ein Nicht-Gott, ein Nicht-Geist, eine Nicht-Person, ein Nicht-Bild, mehr noch: wie er ein lauteres, reines, klares Eines ist, abgesondert von aller Zweiheit.
    Und in diesem Einen sollen wir ewig versinken vom Etwas zum Nichts.


    love it :)


    jetzt lassen wir den lieben Gott aber...

    Zur Leerheit der Phänomene.


    Ich möchte behaupten: die Leerheit ist erfahrbar, vielleicht wird sie sogar immer schon erfahren. Wenn wir statt der einzelnen Dingen unserer Erfahrung das Ganze zu denken versuchen, das Ganze der Wirklichkeit also, so merken wir, dass dieses sich nicht als eine bleibende Größe präsentiert. Wir empfinden ein solches Sein als abgründig, ja es entgleitet uns.
    So kommt dieses Ganze in jedem Augenblick in sein Erscheinen wie aus einem Nichts, ist ummantelt von einer Leerheit. Daher ist die Leerheit auch nichts eigenständiges, sie liegt nicht hinter den Phänomenen, sondern gerade darin und wir erfahren sie gerade dann, wenn wir die Wirklichkeit fest zu halten versuchen.
    Ich meine, dieses Erkennen steht uns eigentlich recht leicht zur Verfügung; es braucht dafür keine analytische Vorgehensweise (Untersuchen der Objekte) oder besonderes Talent.


    Bisher habe ich die so verstandene Leerheit nicht meditiert, um derart Erfahrungen zu gewinnen. Aus Respekt vor der buddhistischen Lehre werde ich mich diesem Weg aber nicht verschließen. Es heißt, eine solche Meditation würde tiefen Frieden durch die Überwindung der Leidenschaften bewirken. Mal sehen... :)


    Es sind aber auch Zweifel da, die vielleicht in mir die richtige Einstellung und Motivation behindern. Darauf kommt es aber an. Der Buddhismus steht mit seiner Leerheit als Weg der Befreiung allein da, die anderen Religionen folgen nicht. Der Weg des Mitgefühls, Einsicht in die Gier und das Erkennen des „ewigen Lebens“ - egal wie dies auch formuliert wird - befreien den Menschen, das steht für mich außer Diskussion. Die Abgründigkeit der Welt wird jedoch in der Regel als Bedrohung erlebt und gedeutet. Ich weiß nicht... sich in eine Halbwelt zu verspinnen... die Karikatur eines Menschen, der an nix Anteil nimmt... Ich muss einfach noch nachdenken darüber...

    …was für eine dumme gestrige Bemerkung von mir zur Herzsutra! Da möchte ich was Besseres nachschießen…


    In seiner permanenten Verneinung richtet sich das Sutra auf das, was letztlich ist. Da ist kein Auge, kein Ohr… kein Element und kein Geist… Da ist Leerheit, die ist.
    Dass in der Vergänglichkeit kein Seiendes haust, wurde schon oft diskutiert. Wenn der Buddhismus das Seiende als Leerheit fasst, so meint er damit keinen Nihilismus, soweit ich verstanden habe.


    „Ihr Geist ist frei von Hindernissen und deshalb frei von Furcht“, heißt es. „Es gibt weder Altern noch Tod, noch Aufhören von Altern und Tod. Ebenso gibt es kein Leid, keine Ursache, kein Aufhören, keinen Weg und keine ursprüngliche Weisheit. Es gibt kein Erlangen und kein Nicht-Erlangen.“


    Die letzten Worte sind schwierig zu verstehen und beziehen sich aus meiner nicht erleuchteten Sicht und Interpretation auf die Qualität einer Erfahrung, die sich Glaube nennt. Sie kann urplötzlich entstehen und wird in der Regel in die Terminologie der jeweiligen Religion gefasst. Nüchtern betrachtet handelt es sich dabei jedoch bloß um einen Gedanken: „Ich habe meine Küchenzeile betrachtet und mir gedacht…“ Etc. Wie kann man hier von Erlangen sprechen? Und doch ist eine metaphysische Überzeugung geboren, die verfügbar bleibt. Man spricht von Gewissheit.


    Gewissheit aber von welchem Inhalt? Gibt es überhaupt einen Inhalt? „Es gibt weder Unwissenheit noch Aufhören von Unwissenheit“, sagt die Lehrrede. Also Vorsicht! Vielleicht neigen wir dazu, um eine spirituelle Erfahrung überhaupt als solche gelten zu lassen, deren Gewissheit als Wissen anzusprechen. Wenn es nun etwas gibt, worauf man sich richtet, woran man sich erinnert, etwas, „das alles Leid völlig entfernt“, können wir davon noch den kleinen Rest eines vermeintlichen Wissens entfernen? Ist dies der Weg, „alle Täuschung zu überwinden und zur Vollendung zu gelangen“? Denn:


    „Es gibt keinen Weg und keine ursprüngliche Weisheit. Es gibt kein Erlangen und kein Nicht-Erlangen.“

    die Herzsutra…


    Wenn wir sie jeden Dienstag rezitieren,
    dann lass ich die Stimme schön im Kopf vibrieren,
    doch eigentlich fühl' ich mich wie in einem nordkoreanischen Straflager
    bei der Gehirnwäsche…
    vermutlich gibt es solche, die die lichte Leere des Geistes,
    in dieser Weise erfahren,
    jene Leerheit, von der so viel die Rede ist,
    doch ich kann den Text nur wie die „Glocke“ von Schiller aufsagen.