…was für eine dumme gestrige Bemerkung von mir zur Herzsutra! Da möchte ich was Besseres nachschießen…
In seiner permanenten Verneinung richtet sich das Sutra auf das, was letztlich ist. Da ist kein Auge, kein Ohr… kein Element und kein Geist… Da ist Leerheit, die ist.
Dass in der Vergänglichkeit kein Seiendes haust, wurde schon oft diskutiert. Wenn der Buddhismus das Seiende als Leerheit fasst, so meint er damit keinen Nihilismus, soweit ich verstanden habe.
„Ihr Geist ist frei von Hindernissen und deshalb frei von Furcht“, heißt es. „Es gibt weder Altern noch Tod, noch Aufhören von Altern und Tod. Ebenso gibt es kein Leid, keine Ursache, kein Aufhören, keinen Weg und keine ursprüngliche Weisheit. Es gibt kein Erlangen und kein Nicht-Erlangen.“
Die letzten Worte sind schwierig zu verstehen und beziehen sich aus meiner nicht erleuchteten Sicht und Interpretation auf die Qualität einer Erfahrung, die sich Glaube nennt. Sie kann urplötzlich entstehen und wird in der Regel in die Terminologie der jeweiligen Religion gefasst. Nüchtern betrachtet handelt es sich dabei jedoch bloß um einen Gedanken: „Ich habe meine Küchenzeile betrachtet und mir gedacht…“ Etc. Wie kann man hier von Erlangen sprechen? Und doch ist eine metaphysische Überzeugung geboren, die verfügbar bleibt. Man spricht von Gewissheit.
Gewissheit aber von welchem Inhalt? Gibt es überhaupt einen Inhalt? „Es gibt weder Unwissenheit noch Aufhören von Unwissenheit“, sagt die Lehrrede. Also Vorsicht! Vielleicht neigen wir dazu, um eine spirituelle Erfahrung überhaupt als solche gelten zu lassen, deren Gewissheit als Wissen anzusprechen. Wenn es nun etwas gibt, worauf man sich richtet, woran man sich erinnert, etwas, „das alles Leid völlig entfernt“, können wir davon noch den kleinen Rest eines vermeintlichen Wissens entfernen? Ist dies der Weg, „alle Täuschung zu überwinden und zur Vollendung zu gelangen“? Denn:
„Es gibt keinen Weg und keine ursprüngliche Weisheit. Es gibt kein Erlangen und kein Nicht-Erlangen.“