Beiträge von caber im Thema „Nirvana im Shin-Buddhismus“

    Benkei:

    Dazu gibt es eine schöne, passende Zen-Geschichte:
    Ein Gelehrter fragte den Zen-Meister Gudo: «Was geschieht mit einem erleuchteten Menschen nach seinem Tod?» Gudo erwiderte barsch: «Woher soll ich das wissen?» Der Gelehrte sagte: «Warum? Weil du ein Meister bist.» Gudo bemerkte daraufhin: «Ja, aber kein toter.»


    Das ist dann wohl auch der Unterschied zwischen Weisheit und Gelehrsamkeit: Weisheit hält es aus, nicht zu wissen!


    lg caber

    Lieber Benkei, liebe Mitleser!


    Meine Vorstellung vom Reinen Land? - Na ja - ich bin christlich - genauer: katholisch - geprägt und mit extrem ängstigenden Jenseitsvorstellungen (Stichwort immerwährende Verdammnis) aufgewachsen. Kognitiv habe ich sie inzwischen hinter mir gelassen, emotional wirken sie immer noch...


    Es war daher für mich daher zunächst enorm befreiend, als ich entdeckte, dass es im Buddhismus eine zweite, dritte, vierte...x-te Chance gibt. Aber ist das ständige "Neuantreten" (was immer das genau ist) wirklich soviel tröstlicher, wenn man um die eigenen bescheidenen Fähigkeiten weiß?


    Shin traf mich dann wie ein Schlag: Nirvana für jede/jeden, die/der das Nembutsu sagt! Aber eigentlich möchte ich mehr: Nirvana für alle - und zwar ganz ohne Bedingung!


    Wenn nun, wie manche glauben, mit dem Tod ohnehin alles auf quasi natürliche Weise aus ist, wäre das eigentlich für Gute wie Böse gleichermaßen gegeben. (Ungerecht? Großzügig?) - Leben könnte ich mit dieser Vorstellung - wenn auch ein bisschen wehmütig. (Aber diese Wehmut wäre dann ja mit dem Tod ebenfalls ausgestanden.)


    Ich kenne mich in den Jenseitsvorstellungen der Religionen nicht so gut aus, habe allerdings den Eindruck, dass es hier eine "Evolution" hin zum "Positiven", zum "Nicht-Trivialen" gibt. Aber hier beginnt wohl wirklich die Zone gläubigen Vertrauens...


    lg caber

    caber:

    Ebenso lösen sich wohl auch alle sonstigen Illusionen/Konstrukte auf.


    Wenn sich mit der Hingeburt ins Reine Land (= Nirvana) alle Illusionen/Konstrukte auflösen - was unterscheidet Shin-Buddhisten bezüglich ihrer "Zielvorstellung" dann eigentlich noch von jenen "Ungläubigen", die glauben, mit dem Tod sei alles aus - gleichermaßen für die Guten wie für die Bösen? - Ist das Vertrauen in Amida wirklich so essentiell für die Hingeburt oder geht es auch ohne?


    lg caber


    PS: Ein Unterschied fällt mir schon auf: Shin-Buddhisten sehen die Auflösung als etwas Positives, für die meisten "Ungläubigen" dürfte sie dagegen negativ besetzt sein...

    Danke für eure Beiträge. Ich fasse mit eigenen Worten zusammen, was ich dem Diskurs entnehme:


    Nicht das Ich (das ohnehin nicht "real" bzw. "an sich seiend" ist) verweht bei der Hingeburt ins Reine Land (= Nirvana), sondern die Ich-Illusion. Konstruktivisten würden dazu vielleicht Ich-Konstrukt sagen. Ebenso lösen sich wohl auch alle sonstigen Illusionen/Konstrukte auf.


    Ist nicht spätestens hier eine Grenze - nicht nur des logischen Denkens - erreicht?


    lg caber

    Liebe Leserinnen und Leser,


    mich "plagen" einige Fragen:


    1 Bedeutet "Nirvana" im Shin-Buddhismus die vollständige, unwiderufliche Desintegration des Subjekts (Verwehen)? (Wenn nein - was dann?)
    2 Ist das "Reine Land" mit "Nirvana" gleichzusetzen?
    3 Ist es sinnvoll, über "Nirvana" bzw. über das "Sein" überhaupt nachzudenken? Führt es zu etwas, das mehr ist als eine plausible Annahme, die uns irgendwie befriedigt?


    lg caber