Beiträge von Angulimala im Thema „Karma, die unliebsame Diskussion“

    Zitat

    Wäre ja auch schon etwas zynisch wenn man z.B. einer Frau,
    die gerade vergewaltigt und gefoltert wird, erzählen würde,
    ihr Glück und Leid hänge nur davon ab wie sie diese "Umstände" erleben würde.


    Das wäre takt- uns stillos. Die Beispiele die hier benannt werden, sind allerdings per se schon derartig aufgeladen, daß sie eher ungeeignet sind, sie als Beispiele zu nutzen. Auch das ist u.U. taktlos. An deratigen Themen erhitzen sich immer die Gemüter und somit ist ein klarer Kopf dann nicht mehr vorhanden.


    Ich habe mal die Aussage einer Nepalesin gehört, die sagte, sie würde wenig mit ihren schwierigen Lebensituationen hadern, weil sie sich nicht als Opfer fühlt. Sie lebt mit dem Verständnis, daß sie irgendwann wohl was falsch gemacht hat, aber jetzt ebenso die Möglichkeit hat, daß Beste daraus zu machen und sich eine neue Zukunft zu schaffen.

    Ich kann sowohl meine Innenwelt, als auch die äussere Welt beeinflussen und verändern.
    Manchmal mehr, manchmal weniger, manchmal kaum. Kann ich die äussere Welt nicht auf Anhieb ändern, kann ich an meiner Einstellung arbeiten und schon wird die äussere Welt auch komplett anders erlebt, so, als wäre alles anders. Es ist jedenfalls für mich vollkommen klar, daß es letztlich keinen Unterschied zwischen Aussen-und Innenwelt gibt.


    Eine vom Innenleben unabhängige Existenz der Aussenwelt gibt es in meinem Geist nicht. Mag ja sein, daß manche der Ansicht sind, die äussere Welt bestünde ohne den wahrnehmenden Geist selbständig. Ich kann das jedenfalls nicht bestätigen.


    Das ist auch die Bedeutung, der beiden Wahrheiten. Nämlich, wie die Dinge sind, und wie sie uns erscheinen. Auch leidbringende Umstände, werden höchst unterschiedlich erlebt. Auch die moralischen Themen wie Holokaust und sexueller Mißbrauch. Wir möchen gerne, daß das für jeden schlimm ist und es ist in unseren festen Vorstellungen drinnen, daß es aus jeder Perspektive schlimm und übel ist.
    Sagt jemand: "ich fand das nicht schlimm", wird der Person unterstellt, ihre Wahrnehmung sei falsch.


    Dabei hat die Person einfach nicht oder weiniger gelitten, als die Gutmenschen glauben können.
    Ein allgemeingültiger Maßstab wird vorausgesetzt und der moralische Finger ist schnell oben.


    Der Buddhismus lehnt generell eine Opferhaltung ab. Der Grund ist klar, denn es wird weder von Zufall noch von Fügung, noch von göttlichem Willen gesprochen. Sondern von Karma. Was ich heute tue, wird die erlebte Realität meiner Zukunft. Ist meine Zukunft jetzt Realität geworden... Schnell geben wir gerne anderen oder den Umständen die "Schuld" an unserer Situation. Das entzieht uns der Eigenverantwortlichkeit, in der Zukunft. So bleiben wir vom Zufall abhängig, was eindeutig nicht Buddhistisch wäre.
    Meine Quellen sagen, daß der Buddha als erstes gelehrt hat, welche Handlungen zu Glück und welche Handlungen zu Leid führen. Karma. Wie kann man Glück oder Leid ohne äussere Umstände definieren? In unserer erlebten Welt geht das nicht. Also entweder, er hat quatsch erzählt, und es gäbe da Dinge, die sich unserem Einfluss entzögen, oder eben nicht. Dann würde das in der Konsequenz bedeuten, wir können nur mit Zufall Samsara verlassen, denn es hinge von anderen ab, ob wir voran kommen, oder nicht.
    Das mag bis zu einem bestimmten Punkt stimmen, aber Befreiung bedeutet ja, Abhängigkeit zu verstehen. Könnte ich das allerdings nicht für die Zukunft beeinflussen, wären wir vom Ansatz her schon nicht fähig, meine Zukunft in die Hand zu nehmen. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall.


    Die moralischen Hammer auszupacken, machen die Erklärung über die Selbstverantwortung weder klarer, noch sinnvoller. Ich jedenfalls, finde es extrem entspannend, schwierige, äussere Umstände als das zu sehen, was sie sind: Eine Erfahrung im eigenen Geist. Mehr Wahrheit, kann ich in der äusseren Welt nicht finden.