Beiträge von VOOM108 im Thema „Zum Kern der Sache“

    Das Video find ich insofern schon spannend, als dass er sagt: "Wir müssen die Belehrungen von Rinpoche ins Tibetische Übersetzen, damit sie hier studiert werden können..."


    Das sagt etwas darüber aus, wie sehr er im Westen angekommen war. Und mir kam noch ein Gedanke: Der Fokus des 11. lag ja ganz auf Shambhala-Training. Möglicherweise hat er einen früheren Todeszeitpunkt gewählt, damit der 12. zu einer bestimmten Zeit wieder als Erwachsener aktiv werden konnte. Anders getimed wäre der 11. jetzt ein alter Mann oder gerade geboren, was aber wenn es in den nächsten 20 Jahren eine spezielle Aufgabe für ihn gibt?

    Ein kritischer Geist und seine Meinung zu sagen, finde ich auch höchst buddhistisch und sehr sinnvoll!


    Mit den Bänden das ist so seine Sache. Bleiben wir mal auf der bedingten Ebene. Dann läßt sich eine gute tantrische Verbindung doch durchaus mutwillig stören oder gar zerstören. Da gilt es halt den gesunden menschenverstand walten zu lassen, ob man sieht dass jemand an etwas wächst oder davon sinnvoll profitiert, oder ob jemand tatsächlich nur ausgenutzt wird usw.

    * Niemand ist ein grosser Meister, BLOS WEIL er als Tulku anerkannt wird


    * Als Tulku werden in der Regel aber nur die anerkannt, die das POTENTIAL haben, grosse Meister zu werden, wenn sie die angemessene Ausbildung erhalten


    * Dass jemand ein Tulku ist, schliesst definitif nicht schon mal per se aus, der sie / er ein grosser Meister ist (wie es im letzten Posting irgendwie klingt)



    Über einen einzelnen Lehrer zu urteilen, dessen Schule und System man schon man grundsätzlich nicht anerkennt, und diesem seine Befähigung abzusprechen, blos weil er Teil und Ausdruck dieses Systems ist, ist grundsätzlich nicht angemessen.



    Angemessen, im Sinne jeder buddhistischen Spielart, ist es dem Lehrer eines anderen, auch wenn man ihn selbst nicht anerkennt, doch zumindest Respekt entgegen zu bringen. Denn es gehört zu den Verfehlungen im buddhistischen Sinne, ein möglicherweise nützliches Geistband zwischen anderen Wesen nicht zu trennen, blos weil man dessen Qualität anhand der eigenene Maßstäbe nicht beurteilen kann.


    Nun, ich verallgemeinere etwas dummerweise gehört das zu den tantrischen Gelübden, aber vielleicht könnte man sich das auch als nicht-tantriker auf die Fahne schreiben, ich finde das nämlich eine universell nützliche Haltung ;)

    Das es Kontroversen um die meisten tibetischen Meister gibt, liegt vielleicht in der Natur der Art, wie sie lehren. Für mich kommt hier noch ein zweiter Aspekt dazu: Selbst wenn er in der Lage gewesen sein sollte, die körperlichen Effekte ebenso wie die geistigen Auswirkungen ausser Kraft zu setzen, würde es aus meiner Sicht einen Mangel an Mitgefühl zeigen, dies zu tun. Denn dann würden wirklich viele versuchen es ihm nachzutun. So mag man die Yogi-Übung aufgreifen, unter Alkohol nicht geistig zu entgleisen (was ich übrigens auch niemals tue) - aber jeder ist gewarnt, es zu übertreiben, weil es auf Kosten des Körpers geht. Und die ständige Diskussion über Alkohol und Drogen in einer sehr drogenaffinen Zeit, gerade in den 70er, die am Laufen zu halten und mit einem hohen Lama in Verbindung mit der Lehre zu diskutieren, stets kontrovers, das zeigt für mich ein grosses Bewustwerdungspotential, das niemand derart hätte anstossen können, der "von oben herab" dazu kluge Belehrungen gibt. Es scheint mir eine Eigenschaft vor allem der Kagyu/Mahamudra-Lehrer zusein, in höchster und bis zu letzter Konsequenz unter Einsatz des eigenen Beispiels und Lebens zu lehren, das immer sehr wirksam ist, und immer zu massiven Kontroversen führt.

    Vielleicht sollte man den Trungpa-Teil in einen eigenen Thread abtrennen? Wie auch immer, das oben verlinkte Interview wurde kommentiert mit "Von seiner co-abhängigen Frau" - das klingt sehr abwertend und wird dem Interview in keiner Weise gerecht! Hier mal nur der Abschnitt, der konkret auf das Thema anspricht:



    Steve Silberman: Als ich 1977 ins Naropa-Institut kam, wurde viel darüber geredet, dass Rinpoche trank, und Schüler hatten verschiedene Erklärungen dafür. 1972 hatte Rinpoche geschrieben: "Ob Alkohol ein Gift oder eine Medizin ist, hängt vom Bewusstseinszustand ab, während man trinkt. Bewusstes Trinken, sich seines Bewusstseinszustandes gewahr bleibend, hebt den Effekt des Alkohols auf" und ich erinnere mich das Leute das viel zitiert haben. Ich habe zwei Fragen: warum glauben Sie, hat Rinpoche so viel getrunken und haben Sie den Eindruck, dass es jemals ein Gift für ihn wurde?


    Diana Mukpo: Nun das ist eine komplizierte Frage. Ich sollte wohl damit beginnen zu sagen, dass nicht jeder damit einverstanden sein wird, was ich dazu zu sagen habe, und das ist OK, weil Rinpoche von Natur aus Kontroversen auslöste.


    Ich glaube dass Rinpoche vermutlich getrunken hat, weil er fühlte dass es seine Fähigkeit, im Westen zu lehren unterstützt hat. Ich glaube dass er trank, weil er fühlte dass er so mehr Energie aufbringen konnte für das Lehren. Wenn Sie sich anschauen, was für eine Aufgabe es war die buddhistischen Lehren hierher zu bringen und was er in welch kurzer Zeit erreicht hat, dann denke ich dass Alkohol das ihm leichter gemacht hat.


    Andere Tibetische Lehrer bezeichnen Rinpoche als Mahasiddha, dass er keine normale Person gewesen sei, und er wäre der erste gewesen der sagte, dass die Leute nicht sein Verhalten imitieren sollten. So wie ich Rinpoche kannte, war er kein gewöhnlicher Alkoholiker. Man hatte niemals den Eindruck, dass sich verloren hat, wenn er betrunken war. Ich habe ihn niemals so erlebt. Auf der anderen Seite denke ich tatsächlich dass es zu einem Gift wurde, weil es einer der Faktoren war, die zu seinem körperlichen Verfall und Tod geführt haben. Ich denke also dass es sowohl Medizin als auch Gift für ihn war.


    Steve Silberman: Haben Sie ihn jemals gebeten aufzuhören zu trinken?


    Diana Mukpo: Ja, sehr oft. Manchmal tat er das auch für eine kurze Zeit, aber niemals auf Dauer.

    Er hat es ja nicht nur geschafft, "in der tibetischen Tradition erwähnt zu werden", sondern galt sogar als einer der ersten Grossen Tibetischen Lehrer im Westen mit unzähligen Schülern, die von ihm profitiert haben.


    Muss man vielleicht trennen zwischen einem, der selbst noch auf dem Weg ist, und einem, der zeitweise aus Mitgefühl wieder in bedingte Erfahrungen eintaucht, um bestimmte Menschen besser zu erreichen?


    Meine Erfahrung mit seinen Belehrungen sagt nur aus, dass ich zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Weise von ihm profitiert habe. Das kann aber auch mit Hilfe eines sehr bedingten Lehrers geschehen und sogar ein Dämon kann ein Helfer sein, wenn ich in der Lage bin, richtig mit ihm umzugehen.


    Interessanter wäre also, herauszufinden, was seine Schüler von ihm übernommen haben. Sind sie gewachsen und haben vielleicht sogar selbst Süchte aufgegeben, die sie vorher hatten, oder hat er einen Haufen Alkoholiker hinterlassen, übertrieben ausgedrückt. Das liesse darauf schliessen, ob das, was er bewirkt hat, sein Bewusstseinszustand, seine menschliche Schwäche überstrahlt hat, oder ob er ein schwacher Geist war, der einer Abhängigkeit aus "minderen Gründen" unterlegen war.

    Für mich spielen diese Anerkennungen von Tulkus usw. auch keine grosse Rolle; nur dass Trungpa tatsächlich eher in die Kategorie "etabliert" gehört und man seine Aktivität im Rahmen seiner Zeit sehen muss...


    Ich selbst beziehe mich immer darauf, was mich zu einem bestimmten Zeitpunkt inspiriert, und in dem Moment war es eben genau das Richtige. Was für mich aber auch exemplarisch zeigt, dass seine Art zu lehren eben auch ihre Zielgruppe und ihren Sinn hat.


    Kern aller spirituellen Entwicklung ist bei mir selbst aber das, was ich "Selbstermächtigung" nennen würde. Einem verrückten Yogi würde ich gerne auf Augenhöhe begegnen, denn in gewisser Weise bin ich selbst einer ;)


    In dem von Tobias hier gerade vorgeschlagenen Buch - Being right here - steht ganz im Anfangsbereich als ultimative Zuflucht "Ich nehme Zuflucht in meinen eigenen Geist"


    Ich weiss nicht, wo ich das früher mal gelesen oder gehört habe, aber das ist nach einer tiefen Erfahrung sowas wie mein Leitsatz geworden. Da war es nämlich so, dass ich zu sterben glaubte und alles um mich herum sich in Nichts auflöste. Meine Rufe nach äußeren Buddhas und sonstigen Helfern blieben unbeantwortet. Und dann ist mir diese ultimative Zuflucht eingefallen. Also habe ich mir gesagt: ich bleib jetzt einfach ganz entspannt und beobachte, was passiert. Und was passierte war dies: ich blieb bewusst, auch wenn da keine Objekte mehr waren, die in meinem Bewusstsein auftauchten. Da war nichts mehr, aber "ich" war noch da. Und das stimmt so eigentlich auch nicht, besser: es gab Bewusstsein, pures, reines Bewusstsein ohne etwas, dessen sich dieses Bewusstsein bewusst war. Als ich aus der Erfahrung wieder auftauchte, hatten sich ein Haufen Ängste aufgelöst und ein tiefes Urvertrauen war an deren Stelle getreten. Und dieses Urvertrauen bezieht sich auch darauf, dass ich mir selbst als Zuflucht vertrauen kann und keine äußere Zuflucht brauche. Seitdem bin ich nicht mehr "Buddhist" oder sonst irgenein -ist, oder -pa oder wie auch immer, sondern "freier Mystiker", der viele Lehrer anerkennt, aber sich von keinem abhängig macht. 8)


    Wer wäre ich, den Lehrer eines anderen zu beurteilen? Ich entscheide, was ich für mich annehme und für richtig halte, aber da ist auch schon Schluss... Kann ich denn wirklich wissen, was in der Lehrer-Schüler-Verbindung eines anderen abgeht, welchen Sinn die Dinge haben, die da geschehen? Ich mische mich da nicht ein. Ich würde sicher auch meine Meinung sagen, aber eben als persönliche Meinung, niemals als absolute Wahrheit. Die muss letztlich doch jeder für sich selbst heraus finden... Was für einen ein großer Umweg wäre, mag für den anderen die Schnellstrasse zur Erleuchtung sein...

    Na so verrückt war der gar nicht, immerhin ein anerkannter Tulku und Gründer und Abt von Klöstern...


    Mit der Geistesklarheit war hier sehr konkret gemeint, dass er sogar volltrunken in der Lage war, glasklare Belehrungen zu geben...
    Was zu seiner Entscheidung geführt hat, so mit seinem Körper umzugehen, das weiss ich nicht, aber ich habe eben durchaus eine Vermutung dazu. Und dann hat es mit Bodhisattva-Aktivität auf einer nicht-gehobenen Ebene zu tun. (z.B. Wenn der Körper ein Frequenzmodulator ist und man in Felder ähnlich schwingender Menschen eingedockt ist, was einen Teil der Schwierigkeiten bei Süchten ausmachen kann, dann ist es möglich, wenn man im entsprechenden Zustand einen klaren Geist hält, und die reine Sicht, dass man in diese Felder Lösungspotentiale einfliessen läßt und ausserdem bei Leuten im Randbereich verhindert, dass gefährdete Menschen kleben bleiben... Ich habe nichts davon gehört, dass auch nur einer seiner Schüler wegen ihm Alkoholiker geworden wäre, eben eher das Gegenteil war der Fall...)


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    Aber ich halte - unabhänging davon wie man jetzt Trungpa für sich einordenen mag - im Gegensatz zu Dir sehr viel von sog. "verrückten Meistern".
    Wobei ich in der Neuzeit wenige bis gar keine in die Kategorie packen würde, zumindest nicht im Buddhismus.


    Aber einem Milarepa oder Tilopa - oder gar Kukuripa - möchte man doch nun wirklich gerne mal live begegnen.
    Vermutlich eine sehr unbequeme Begegnung, aber dafür fliegen einem dann auch die falschen Konzepte um die Ohren :grinsen:

    Man mag von Trungpa halten was man will, er hat jedenfalls gezeigt, dass man durch Alkoholrausch (exemplarisch für jeden anderen Rausch) nicht die reine Sicht und nicht das Bodhicitta verlieren muss. Dass aber auch ein "Drunken Master" - bei aller Geistesklarheit - nicht davon befreit ist, dass eine Substanz ggfl. den Körper zerstört. (Er starb mit knapp über 40 an den körperlichen Folgen des Alkohols...) Nur dass das eben dann wohl auch einfach eine absolute Erfahrung ist: das an Krankheit Sterben ;)


    Zu meinen psychedelischen Zeiten waren seine Belehrungen sehr wichtig für mich. Leary dagegen fand ich wenig inspirierend...


    Buchtipp: "Die Insel des Jetzt im Strom der Zeit" - über Bardos und "Gipfelerfahrungen" jeglicher Art und dem richtigen Umgang damit...

    Das mit der Entscheidung, das immer wieder betont wird, wie hier von indaloriawest, würde ich in meinen Worten anders ausgedrückt so erklären: es gibt den Zustand einer Trance, eines Flows, "the Zone" usw. oder des WuWei in den Kampfkünsten, der davon geprägt ist, dass man eins ist mit dem Augenblick und die Dinge, die man benötigt, in dem Moment erscheinen, wo man sie braucht. Das kennen Programmierer, Martial-Arts-Sportler, Künstler, Musiker usw. Es gibt aber einen grossen Unterschied zwischen diesem Eins-Sein mit dem Augenblick, und einem Eins-Sein mit den Augenblick im Sinne des Mahamudra oder Dzogchen.


    Das zuerst beschriebene nenne ich eine "bedingte Trance". Es ist tatsächlich eine Trance in dem Sinne, als das es ein von der Alltagsgewohnheit deutlich unterschiedener Zustand ist. Die Trance speist sich aus bedingten Feldern. Ein Programmierer dockt dabei an das kollektive Feld anderer Programmierer an, so dass ihm die Lösungen scheinbar aus dem Nichts zufliessen. Aber interessant ist es dann, zu untersuchen, was er da gerade programmiert. Das könnte z.B. die Steuerung für ein Waffensystem sein, das nachher an Terroristen verkauft werden soll. Oder der Kampfkünstler wird eins mit dem Feld seiner Schule und benutzt seinen Flow, um seinen ärgsten Feind einmal so richtig durchzulassen.


    Hier kommt ins Spiel, warum zunächst mal eine gute Fundierung im Mitgefühl so wichtig ist. Noch besser, wenn man unvermittelte Trancezustände dieser Art kennt, das Bodhisattva-Versprechen. Denn dieses schützt auch dann, wenn man nicht mehr bewusst versuchen kann, mitfühlend zu handeln.


    Die reine Sicht oder das natürliche Gewahrsein ist dann immer fundiert in einem Feld, das mit dem Urbuddha (z.B. der Übertragungslinie über den Wurzellama) verbunden ist, oder dem Urbuddha (Selbstermächtigung, wenn möglich oder nötig, weil keine anderen Anbindungen zur Verfügung stehen) selbst.


    Und somit kommt auch diese Entscheidung ist Spiel, basierend auf einem gewissen Vorverständnis und nach Möglichkeit einer schützenden Übertragung und einer guten Erdung im Bodhicitta. Auch wenn der dann zu erlangende Zustand gewissermaßen der oben beschriebenen Trance gleicht, in der Weise, dass es um ein Eins-Sein mit dem Augenblick und allem, was dieser bietet, geht, so ist es doch etwas anderes, denn es ist kein Zustand, der sich vom Alltagsbewusstsein unterscheidet. Das Alltagsbewusstsein wird zur Trance, und die Trance zum Normalzustand. Eine Unterscheidung zwischen "Gewöhnlich" und "Heilig" findet nicht mehr statt. Das geht in dieser Radikalität nur durch eine stabile Anbindung an den Urbuddha. Oder wie auch immer man das un-bedingte, ungeborene, primordial usw. nennen will....


    Bevor man sich aber wirk-lich entscheiden kann, sich dafür zu entscheiden, muss man gelernt haben, es zu erkennen, muss man irgendein zumindest minimales Aufblitzen von dieser Erfahrung gehabt haben. Hier hilft der Lama, oder ein anderes Vorbild, das diese Erfahrung hält und weitergeben kann. Es geht zwar auch scheinbar, durch Selbstermächtigung, ich möchte aber behaupten, dass jeder, der das durch Selbstermächtigung erreichen kann, die entsprechende Vorerfahrung in einer anderen Inkarnation gemacht hat, also durch ein anderes Wesen bereits mit diesem Geist in Kontakt gebracht wurde.

    Trungpa Rinpoche (Mahamudra) hat das für mich recht anschaulich formuliert, dass es um keinen "besonderen" Geisteszustand geht. Er hat ja viel in den 70ern in den USA gelehrt und hatte es viel mit Hippies und Späthippies zu tun, jedenfalls auch mit den Anhängern von Leary usw., die versucht haben, die spirituellen / Meditations-Erfahrungen mit Hilfe von drogeninduzierten Rauschzuständen nachzuvollziehen.


    (Meine Meinung in Kürze dazu: wer schon tiefgreifende Meditationserfahrung hat und einen stabilen Geisteszustand, kann unter Umständen von sowas profitieren, auch wenn es dann nicht mehr gebraucht wird; wer keine hat, sollte lieber generell die Finger davon lassen... Es kann durchaus auch dann sein, dass man dabei spirituell wertvolle Erfahrungen macht, aber die sind dann aus angesammeltem Karma gespeist, das so verbraucht wird; die nachfolgenden Höllenzustände muss man dann schon aushalten können, ohne daran verrückt zu werden... Das geht nur mit einer Kombination aus stabiler Meditationserfahrung plus "Yogi-Geist" - also der radikalen Einstellung, sich durch nichts vom Ziel abbringen zu lassen und wirklich jede Erfahrung, sei sie noch so unangenehm, als Schritt auf dem Weg zu nehmen...)


    Das gesagt: Trungpa sagte, dass jede Erfahrung eine absolute Erfahrung sei. Wenn man z.B. eine Erfahrung auf LSD oder im Alkoholrausch gemacht habe, sei diese nicht mehr, aber auch nicht weniger wahrhaftig und absolut, wie jede andere ("banale") Erfahrung. Daher sollte man auch nicht versuchen, die Erfahrung wieder zu erlangen, indem man wieder und wieder z.B. die Droge nimmt. Dieses Greifen nach der Wiederholung der Erfahrung ist das, was dann zur Abhängigkeit führt und vom Wesentlichen ablenkt.


    Das deckt sich ja auch mit der generellen Empfehlung, die in der Meditation gemachten Erfahrungen immer wieder loszulassen. Eine Satori-Erfahrung mag sich noch so gut anfühlen, sie ist nur, wirklich nur für den Augenblick, in dem sie aufgetreten ist, absolut. In dem Moment, wo ich meditiere, um diese Erfahrung zu wiederholen, wird die Sache schief. Dieses Greifen lenkt vom Wesentlichen ab.

    Bei den Gnostikern gibt es ja auch das Analog zu Atman - Brahman in der Vorstellung von Gott und Gottesfunken, die mir aber - soweit ich das verstanden habe - nicht ganz die Radikalität der höchsten mystischen Belehrungen des Buddhismus oder Bön/Dzogchen erreichen. Der Unterschied scheint mir da zu liegen: Ist das "Ich" ebenso göttllich/Buddha wie das "Selbst"? Ist das Fleisch ebenso göttllich wie die Seele? usw.

    Zitat

    Aus der Nondualität (das meinte ich mit Nichts; Das Nichts oder das Etwas beide sind austauschbar!) ist alles entstanden. Sie gleicht dem Sein als existierend d.h. als Eines und dem Nichtsein als unwahrnehmbar d.h. als ohne ein Zweites.


    Ich habe mir eine Zeitlang angewöhnt, für solche Zwecke Worte aneinander zu kleben, hierfür bsp.weise das Alles.Nichts, die Realitäts.Illusion. Man kann halt mit Worten Non-Dualität nur durch Umschreibung angemessen ausdrücken. Und jedes Wort, das man verwendet, wird irgendwann von vielen Leuten verdinglicht und schon verliert es seine transformatorische Kraft und wird zum Wort-Götzen... :)

    Nicht ohne Grund ist ein Bodhisattva eine Vorstufe eines Buddha. Als Buddha ist man nicht mehr von Mitgefühl motiviert. Das braucht man nicht, weil an auf natürliche Weise ohnehin immer das Richtige tut. Moral, Ethik und Mitgefühl spielen nur da eine Rolle, wo Unterscheidung stattfindet.


    WIchtig: schau Dir genau meine Formulierung an - die Aussagen sind innerhalb des Bezugsrahmens, den ich dafür (voraus)setze richtig und gültig, aber nicht generell, wenn dieser Bezugsrahmen verlassen wird. Du argumentiertest in Bezug auf das Mitgefühl in einem und für einen anderen Bezugsrahmen.

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    Das ist wohl? wie mit einem Universum das nach S. Hawking mit allem Inhalt aus dem Nichts (es entsteht erst der Raum dann mit Materie in ihm) wenn seine Gesamtenergie (v.a. Gravitation/Kinetische Energie und Ruheenergie der Teilchen) nur Null ist und es flach ist geworden existieren kann.


    Es gibt kein Nichts :) Von Nichts käme nichts, aber da kommt und kam ja was... Also muss die Grundannahme, dass vorher Nichts war, falsch gewesen sein. Da ist immer Potential und Bewusstsein. Die von der gleichen Natur sind.

    Mitgefühl ist auch nur ein Konzept :) Wenn es keine Trennung zwischen Ich und Welt gibt, dann ist Mitgefühl hinfällig. Wenn ich meine Hand von der heissen Herdplatte nehme, tue ich das nicht aus Mitgefühl, es ist natürlich. Genauso natürlich handelt ein Buddha einfach so, wie es die Situation erfordert. Mitgefühl spielt nur in einem Bezugsrahmen eine Rolle, in dem es eine Trennung zwischen Subjekt und Objekt gibt. Im Dzogchen oder Mahamudra gibt es diese Trennung nicht, also ist jeder Ausgang der Situation gleich gültig und erleuchtet. Aus dem Blickwinkel eines Buddha spielt Zeit keine Rolle. Jeder ist schon längst ein Buddha, egal ob er seine Illusion der Trennung noch 1 Tag oder ein Kalpa lang ausspielt.


    Ich weiss, das klingt kalt, ist es aber nicht. Natürlich gibt es im Dzogchen und Mahamudra jeweils einen Unterbau, in dem Mitgefühl auf dem Weg eine Rolle spielt. Mir geht es jetzt aber darum, das beGreifen der Gipfelerfahrung, um das es bei beiden essentiell geht, in der vollen Radikalität deutlich zu machen.


    Diese Radikalität ist einer der Gründe, warum um diese Mittel so viel Geheimniskrämerei veranstaltet wird.

    Ja, man kann das über die Leerheit verknüpfen, oder man verknüpft es über die Klarheitsnatur. Spielt keine Rolle, weil es am Ende auf das Gleiche herauskommt :)


    Zitat

    Ich denke nicht. Als Selbst (nicht als Ich das ist nur maya) bin ich Nondualität die das diffetrenzierende Denken nicht erfasst!


    In der reinen Sicht oder im natürlichen Gewahrsein ist auch "Ich", "Maya" und "differenzierendes Denken" nicht getrennt von der Erleuchtung :)


    Zitat

    Ich kann immer nur sagen neti neti. Das bin ich nicht Das bin ich nicht.


    Oder: "Tat tvam asi" "Tat tvam asi" - das bin ich, das bin ich auch... ;)


    Mahamudra und Dzogchen sind, wenn man sie konsequent anwendet, ausgesprochen radikal. Sie sind so un-dual, dass sie noch nicht einmal mehr Non-Dualität als Konzept akzeptieren...

    Du kannst keine Antwort auf eine Frage erzwingen, die einen Bezugsrahmen suggeriert, der nicht gültig ist ;) Du kannst nicht sagen: was ist der Unterschied, wenn ich mit dem Zug auf den Mount Everest fahre oder mit dem Bus? Zwar könnte man phantasieren, dass der Bus billiger und der Zug schneller ist. Aber tatsächlich fährt weder ein Zug noch ein Bus dahin. Wenn Dir also jemand antwortet: da fährt kein Bus und kein Zug, kannst Du nicht sagen: das ist keine Antwort auf die Frage nach dem Unterschied. Die stellt sich einfach nicht:


    Bei einem reinen Dzogchen oder Mahamudra im Sinne eines uranfänglichen Gewahrseins oder des Haltens einer reinen Sicht stelle ich diese Frage eben gerade nicht mehr. In dem Moment, wo ich aufhöre zu suchen, bin ich schon da.


    Was mache ich aber, wenn ich aus dem uranfänglichen Gewahrsein herausfalle und glaube, ich müsste nach einer Antwort suchen? Im Dzogchen: feststellen, dass auch dieses Herausfallen und diese Suche Teil des natürlichen Zustands sind, ebenso Ausdruck von höchster Wahrheit und Erleuchtung.


    Aus dem Blickwinkel der bedingten Welt gibt es eine wirk-same Trennung zwischen Erleuchtung und Nicht-Erleuchtung. Tatsächlich aber ist diese Trennung eine Illusion. Aus dem Blickwinkel eines Buddha gibt es überall nur noch Buddha und Erleuchtung. Halte ich die reine Sicht, verliere ich sie auch in dem Moment nicht, wo ich sie verliere.


    Auf dieser Ebene ist es wurscht, ob man es Dzogchen oder Mahamudra nennt, weil man in jedem Fall einfach konsequent alles erleuchtet, was erscheint, bis alles erleuchtet ist, wenn es erscheint ;)


    Gedanke? Ist ein Gedanke. Schmerz? Ist Schmerz. Alles ist einfach so, wie es ist, und so wie es ist, ist es erleuchtet. Es gibt eigentlich nur eines, das eine Unterscheidung möglich macht, und das ist der ur-teilende Gedanke an sich, der aber auch Ausdruck von Erleuchtung ist.

    Zitat

    Gehen wir von einem "Gedanken" aus. Und jetzt macht man sich auf die Suche nach einem Denker. Da lässt sich nichts finden. Nun. Inwiefern unterscheidet sich genau ab diesem Punkt Dzogchen von Mahamudra.


    Vom Standpunkt der Sichtweise und im Sinne des Verweilens in der jeweiligen Erfahrung stellt sich diese Frage gar nicht (mehr)... Man macht sich nicht auf die Suche, man ist darüber hinaus, sich irgendwie entscheiden zu müssen, ob es einen Denker gibt oder nicht. Es ist bedeutungslos. Das Ende des Reflektierens über den Denker oder Nicht-Denker macht die Erfahrung aus. Der Gedanke ist einfach da, selbstbefreit.


    Auf dem Weg zu diesem Zustand unterscheidet sich dann der Unterbau, man könnte vielleicht sagen, dass man sich im Mahamudra mit dem vereinigt, was auftaucht, bis man erkennt, dass man schon immer ungetrennt davon war. Beim Dzogchen versucht man sich gewahr zu sein, dass man immer schon ungetrennt davon war.


    Der Unterschied, wenn überhaupt vorhanden, ist also höchst subtil. Ab dem Moment der Erfahrung, um die es bei beiden geht, gibt es keinen Unterschied mehr. Die Frucht ist tatsächlich die gleiche....


    Was dann folgt, wenn Dzogchenpas sagen, im Dzogchen gäbe es noch das Erscheinen der "Lichter", das es im Mahamudra nicht gäbe, ist lediglich ein Trick. Das ist wie wenn die Erleuchtung Berlin ist. Beide kommen in Berlin an, dann sagt der Dzogchenpa: "von Berlin aus kann ich in den Zug nach Potsdam umsteigen. Das steht in Deinem Fahrplan nicht mit drin." Es ist nur so: ich bin ja schon am eigentlichen Ziel und von hier aus kann ich ÜBERALL HIN weiterfahren. Das ist eigentlich so selbstverständlich, dass man es nicht unbedingt erwähnen muss ;)


    Auch die Sache mit dem "es sind verschiedene Wege, also ist auch die Frucht verschieden" - das ist ein semantischer Trick. Denn wenn ich das Bild von einer Frucht verwende, zieht das einen ganzen Rattenschwanz an anderen Bildern nach sich. Aber es ist ja nur eine Analogie. Verwende ich das Bild von einem Gipfel, dann wird deutlich, dass jeder Bergsteiger am gleichen Gipfel ankommt, egal auf welcher Seite des Bergs er entlangkraxelt. Und jeder hat da oben die gleiche Aussicht. Wenn der Dzogchenpa meint, sein Weg sei der Bessere gewesen, weil er dann da oben von einem Hubschrauber abgeholt wird, dann ist das ein Irrtum, denn das hat nichts mit dem Weg zu tun. Das Potential steht jedem zur Verfügung.


    Nun könnte man sagen, indem der Dzogchenpa von Anfang an seinen Geist darauf ausgerichtet hat, dass oben der Hubschrauber erscheint, hat er es leichter, von diesem abgeholt zu werden. Er hat ihn ja sozusagen schonmal vorbestellt. Aber jemand anders, der dort oben ankommt, findet es vielleicht viel schicker, den Berg auf der anderen Seite wieder herabzusteigen, die Erfahrung des Gipfels ist integriert. Wer ihm entgegenkommt, dem macht er Mut, weiterzugehen, da das Ziel erreichbar ist. Ist der also dann weniger erleuchtet? (Wir reden hier von einem Buddha, der sich als Bodhisattva ausdrückt!)


    Oder jemand kommt ganz unbedarft da oben an, und der Dzogchenpa steigt gerade in seinen Hubschrauber, dann fliegt er vielleicht einfach mit, ohne dass er jemals vorher auf den Gedanken gekommen ist, dass es da oben Hubschrauber geben könnte. Der Dzogchenpa, der an dem Punkt zwangsläufig seinen Stolz verloren haben wird, wird ihm das Mitfliegen sicher nicht verweigern, nur weil "er sich keinen eigenen Hubschrauber bestellt hat und überhaupt ja auf der "Seite des Gipfels" angekommen ist, wo es keine Hubschrauber gibt".


    Also, zum Kern der Sache - oder eben zum Gipfel - es gibt nur einen Kern einer Sache, so wie der Berg nur einen Gipfel hat. Aber an dem Punkt öffnet sich für jeden der offene Raum und alles ist aus sich selbst heraus befreit und alles kann ungehindert erscheinen...


    Das ist einfach so. Erleuchtung ist einfach so. Es wäre ein komisches Universum, wenn man das Allerhöchste nur als alter Tibeter oder Nachahmer solcher erreichen könnte...


    Eigentlich ist jede Definition dessen, was "Nach der Erleuchtung" im Detail passieren muss, damit sie echt ist, eine Einschränkung und damit ein Schritt zurück in eine Begrenzung - vom Blickpunkt eines Buddha her betrachtet...