Beiträge von KlareLinieOhneZiel im Thema „Missgunst vs. Gerechtigkeitssinn“

    Hallo,


    seinen "Gerechtigkeitssinn" kann man nach meiner Erfahrung am besten an den drei Fragen:


    Ist es gerecht, dass Wasserstoffatome weniger Elektronen haben als die anderen Atome?


    Ist es gerecht, dass Affen schneller auf Bäume klettern können als Menschen?


    Ist es gerecht, dass ich immer den Müll runterbringen muss?


    schulen. Nachdem man diese drei gut durchdacht hat, weiss man schon sehr viel zum Thema "Gerechtigkeit". Das meine ich durchaus ernst.


    ...


    "....Will man das Unermessliche begreifen, das, was nicht zu unserer Welt gehört, und was der Verstand nicht zusammengesetzt hat, – denn was er zusammensetzt, kann er auch wieder auflösen, – will man in eine ganz andere Welt eindringen, dann muss man zuerst die Welt begreifen, in der wir leben, die wir gestaltet haben und deren Teil wir sind, – die Welt voller Ehrgeiz, Gier, Neid, Absonderung, Begierde, Furcht und Hass. Das bedeutet aber, dass man sich selber in seinem Bewusstsein und in seinem Unterbewusstsein voll verstehen muss. Und das ist nicht so sehr schwer, wenn man erst einmal seinen Sinn darauf richtet. Will man wirklich sein Wesen ganz erforschen, so kann man leicht Entdeckungen machen. Es enthüllt sich in jedem Augenblick und in jeder Art von Beziehung, – wenn man den Autobus besteigt oder eine Taxe nimmt oder zu jemandem spricht. Man kann sehr leicht alles über sich selbst herausfinden, wenn man dem nachgeht.


    Das interessiert jedoch die meisten Menschen nicht, weil sie sich ernsthaft darum bemühen und beharrlich untersuchen müssten. Und weil sie so oberflächlich sind, geben sie sich schnell mit Worten wie ›Gott‹, ›Liebe‹ und ›Schönheit‹ zufrieden. Sie nennen sich ›Christen‹, ›Deutsche‹ oder ›Hindus‹ und glauben, damit das ganze Problem gelöst zu haben. All das muss man abwerfen, fallen lassen; und man kann es nur, wenn man anfängt, sich wirklich tief zu erkennen. Nur mit dem Verstehen des eigenen Wesens kann man etwas entdecken, das jenseits aller Grenzen ist.


    Es hat keinen Sinn, meine Worte lediglich zu wiederholen oder auswendig zu lernen. Was man wiederholt, hat keine Bedeutung; nur das, was man selber erlebt und direkt versteht...."


    aus: Jiddu Krishnamurti, "Religiöse Erneuerung", Knaur 1986