Beiträge von Lirum Larum im Thema „Übungen zur Geduld“

    Matthias65:
    Losang Lamo:

    Der Matthias lernt grad Geduld."


    Schaffst Du diese Sichtweise auch wenn Du selbst betroffen bist ? Sagst Du Dir dann, dass sie (die Buddhas und Bodhisattvas) zufrieden lächeln und denken: "Die Losang Lamo lernt grad Geduld" ?


    Ja, da ist nichts zu schaffen. Das ist ja mein eigener hilfreicher Gedanke, den ich mir ausgedacht habe.
    Aber ich muss dann auch lächeln.


    (Damit sag ich nicht, ich wäre nie ungeduldig.)

    Liebe Vimokkha,


    ich sehe das genauso wie Du, dass es ein Problem mit den Übersetzungen ins Deutsche gibt (könnte eine lange Liste nennen), die grausam missverständlich sind - solange man sich nur auf die Worte bezieht und sich nicht mit dem Inhalt vertraut macht/machen kann.
    Das ist ein Dilemma, denn deutsche Worte müssen nunmal benutzt werden - aber viele Worte bekommen mit der Zeit und der Praxis fast eine umgedrehte Bedeutung, wenn man dahinterblickt. So ist es auch mit dem Wort "Analyse" anscheinend. Oft auch mit dem Wort "Selbstlosigkeit" - das bekomme ich meist um die Ohren gehauen von Leuten, die mich da "christlich" verstehen... Egal, off topic.
    Jedenfalls reden die Theravadins hier deshalb ein deutliches Pali-Deutsch, das kein Unstudierter mehr verstehen kann. Vielleicht ist das ehrlicher, weil jedem sofort klar ist "Ich versteh's nicht" - aber so ganz hilfreich find ich es in der Kommunikation mit Neulingen oder anderen Traditionen auch nicht...


    Was das Verhältnis von Shamata zu Vipassana angeht, so glaube ich Dir, dass Du es so erlebst, aber muss Dir sagen, in unserer Tradition wird das so nicht gelehrt. Das eine lenkt nicht vom anderen ab, sondern sie ergänzen sich unabdingbar. Fängt man an "sich den Kopf zu zerbrechen" (die Tibeter übersetzen das mit "Aufregung") gleitet man in Shamata über, beruhigt sich und kommt in die Tiefe, die Quelle. Andererseits ist bei uns "Analyse" unverzichtbar, denn die Stille des Shamata erklärt einem nicht den Beweis für die Leerheit und tiefe Erkenntnis bleibt im wortlosen Raum unerkannt... (Die Tibeter nennen es "Absinken" oder "Dumpfheit")
    So wird es im tibetischen Buddhismus gelehrt. Methode und Weisheit müssen zusammengehen und sind allein nichts wert. Bei uns. Dem Zen will ich damit nicht reinreden. (Außerdem sind wir gnadenlos off-topic)


    Ich bin der festen Überzeugung, dass alle Wege funktionieren können. Nur sollte man versuchen, nicht alles durcheinander zu mischen. Sonst hat man an einem Fuß einen Gummistiefel, am anderen einen Turnschuh, und wundert sich, wie schlecht man vorankommt. :lol:


    Dir alles Liebe, mögen sich für Dich alle Pforten öffnen, die Du berührst. :)
    LL

    Matthias65:


    Hm - also lustig fand ich meine Situation, die ich oben beschrieben habe nicht. Wenn Züge ausfallen ist es etwas anderes wenn ein Fahrstuhl ausfällt.
    Aber ich habe trotzdem versucht, möglichst gelassen mit diesen Situationen umzugehen.


    Man muss ja nicht alles komisch finden. "Man" sowieso nicht. "Man" ist völlig verschiedenartig. :)
    In meinen schwärzesten Momenten, wo es nicht nur um normale Geduld sondern um das Ertragen großen Schmerzes ging, hat mir die Frage "Und was, bitte, soll daran jetzt komisch sein?" geholfen.
    Nicht, dass ich es plötzlich lustig fand, aber ich erinnerte mich, irgendwo gibt es einen Blickwinkel aus dem man darüber auch lachen kann. Später mal. Das war tröstlich.
    "Kosmischer Humor" wird das genannt (ich weiß nicht mehr von wem) - aber irgendwo sitzen im Geiste alle Buddhas und Bodhisattvas versammelt und halten sich die Bäuche vor Lachen. Oder zumindest lächeln sie zufrieden, wenn Du Deine Bahn verpasst und sagen:
    "Ah, schön :) Der Matthias lernt grad Geduld." :lol:

    Markus Bertulat:

    Ich wohne auf der zehnten Etage. Gestern nutzte ich den Aufzug...
    Dieser hielt auf der neunten Etage. Die Tür ging auf. Niemand stieg ein. Die Tür ging zu.
    Danach hielt der Aufzug auf der achten Etage. Die Tür ging auf. Niemand stieg ein. Die Tür ging zu.
    Danach hielt der Aufzug auf der siebten Etage. Die Tür ging auf. Niemand stieg ein. Die Tür ging zu.
    Nach diesem dritten Tür-auf-Tür-zu-Erlebnis, dachte ich mir: Genieße einfach, diese etwas längere Fahrt. :D
    (Der Aufzug hielt auf jeder Etage)


    :lol: Ja, das ist auch ein guter Trick: die versteckte Situationskomik entdecken. Aber lieber nur für sich, andere Leute nehmen mir das manchmal übel.

    "Nachdenken" und "Meditieren" sind eben Übersetzungen ins Deutsche aus dem Tibetischen in diesem Falle.
    Diese Worte nun in deutsch auseinander zu nehmen und ihnen weitere Bedeutungen zuzumessen ist zwar legitim, führt aber vom Thema weg.
    Es ist eine praktische Übung, die man ausprobieren kann.
    Liebe vimokkha,
    a) bin ich kein Bodhisattva :P
    b) hast Du ja schon im anderen Thread http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=2&t=11825 ganz klar gemacht, was du unter Vipassana (analytischer Meditation) verstehst. Das ist für Dich dann eben gültig so, aber allgemeingültig wird es auch durch Wiederholung nicht.
    Liebe Grüße :)

    Der Lernweg heißt ja "Hören, Nachdenken, Meditieren". Schritt 2 und 3 gehen jeweils tiefer an das Thema heran als der vorhergehende. Dazu muss man aber meditative Ruhe entwickelt (geübt) haben - sonst kommt man nicht an die Tiefe dran.

    Na, dann vielleicht öfter mal die analytische Meditation üben, wenn Du da noch keinen Unterschied siehst.
    Und "nicht blind ertragen" meinte ich wirklich ernst. Ertragen ja, aber nicht ohne hinzugucken, was passiert und wie alles zusammenhängt. :)

    Man muss geduldzehrende Situationen nicht einfach nur blind ertragen - also nicht nur "Deckel drauf". Sondern es ist hilfreicher innerlich irgendwie "proaktiv" damit umzugehen.
    Z.B. durch ein Annehmen wie "Ah, was für eine gute Gelegenheit Geduld zu üben!" und "Wie fühlt sich das an?", "Was GENAU wird in mir getriggert?", "Wie sieht die Schere aus zwischen meinen Sorgen/Erwartungen und der etwaigen Wirklichkeit?"
    Das ist eigentlich alles total spannend und interessant.
    Kaputt macht man sich diese aufschlussreichen Betrachtungen, wenn man viel zu viel von sich selber erwartet: eine äußere Geduldigkeit ist total sekundär, wenn es innerlich kocht. :lol: "Das ist keine Geduld", sagt Geshe Pema Samten immer. :)


    Man kann die anspannenden Situationen auch mit auf's Kissen nehmen und dort nochmal ganz in Ruhe betrachten. Ein weniger intellektueller und dafür eher meditativer Blick auf diese Begebenheiten kann nochmal weitere, sehr hilfreiche Erkenntnisbereiche öffnen.


    Also: alles mit Geduld und Spucke nehmen - auch das Geduldüben. :D