Beiträge von Amdap im Thema „Ngöndo und Dzogchen“

    Liebe Turmalin,


    Du irrst Dich sehr, wenn Du glaubst, dass ich mir hinsichtlich meiner Form von Ngöndro wahllos etwas ausgedacht habe.


    Tatsächlich hat es ein halbes Jahr gedauert, bis ich durch mein empirisches Vorgehen schließlich auf die Form gekommen bin, die sich jetzt für mich zu bewähren scheint. Das habe ich mir intensiv erarbeitet, ganz allein.
    Wenn Du meinen Beitrag gründlicher lesen würdest, würdest Du das merken - da geht es z.B. um Kindheitserinnerungen. Diese sind ja nicht nur Erinnerungen, sondern sind auch mit Gefühlen verknüpft, mit denen man arbeiten kann. Jeder Psychotherapeut könnte das bestätigen (wozu ich bemerken möchte, bis jetzt habe ich noch nie einen Psychotherapeuten gebraucht).


    Aber wo wären wir denn, was wären wir, wenn wir nicht auch einen Spritzer Humor in unsere Praxis einbringen würden?!


    Ich glaube, wir Westler beißen viel zu oft die Zähne zusammen und nehmen viel zu oft alles zu bierernst.


    Jeder muss selbst erwägen, ob er sich lieber durch die festen Vorgaben beißen will, oder in innerer Freiheit etwas erwählt, das in Resonanz steht zu dem ganz eigenen Lebensmuster. Ich will damit nicht sagen, dass demjenigen, der sich durch Vorgaben durchbeißt, die innere Freiheit fehlt - das kann ich nicht beurteilen. Aber jeder ist eben anderst strukturiert.
    Weißt Du, meistens reicht die Zeit nicht, wenn man in Kommunikation steht mit einem Lama als Lehrer, dass er da den völligen Durchblick erhält, wie sein(e) SchülerIn tickt.
    Ich sehe meinen Lama, wenn's hochkommt, drei Mal im Jahr, und das auch nur kurz. Aber ich sagte schon, wir sind erwachsen. Jeder muss selbst wissen, was ihm guttut, genau wie KaldenY es schon bekräftigt hat.


    Liebe Grüße - Amdap

    Jetzt hätte ich mich vor Lachen fast an meinem Apfel verschluckt, Tobias!


    Danke, ich sehe, Du hast Verständnis.
    Aber das kann ich meinem Lama nicht erzählen.


    Und außerdem: es sind eben ganz, ganz persönliche Dinge, die da drinstecken. Das kann mein Lama gar nicht nachvollziehen. Muss er auch gar nicht.


    Ich möchte noch hinzufügen, dass ich ganz am Anfang, zur Einleitung, ganz korrekt verfahre, also mit den Bernsteinchen in der Hand erst dreimal rechts herum das 100-Silben-Mantra, dann einmal links herum, und dann in der korrekten Reihenfolge das Auflegen der Bernsteinchen (nachdem ich dann die "Tischdecke" aufgelegt habe).
    Aber danach ist dann Ruhe im Karton.


    Ich halte mich vorbeugend am Anfang an diese Vorgehensweise, weil es ja mal sein könnte, dass mein Lama mich doch noch einmal prüfend fragt, und damit ich das nicht vergesse. Es wäre wirklich dumm, wenn ich das nicht mehr weiß, falls er mich befragen sollte.


    Hm, dieses Spitzentaschentuch erinnert mich an die Fünfziger Jahre, als es noch ganz wichtig war, sonntags einen wunderschönen Nachmittagskaffee zu zelebrieren, mit bestickter Tischdecke und Sammeltassen und selbstgebackenem Kuchen. Da kamen manchmal Freunde oder Verwandte zu Besuch und es gab zu Hause noch keinen Fernseher. In diesem feierlichen Gefühl lade ich die Bodhisattvas ein. Aber das kann mein Lama nicht verstehen, so einen traditionellen deutschen Nachmittagskaffee.


    LG - Amdap

    Hier mal ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung.


    Ich kann nicht gleichzeitig die Mandalascheibe und die Mala in der linken Hand halten und dabei auch noch die Mala durch die Finger gleiten lassen und bei jeder Perle das Mantra aufsagen. Und dann noch währenddessen mit der rechten Hand den Reis auf die Scheibe streuen, wieder aufsammeln und erneut streuen. Um das zu bewerkstelligen, müsste ich vier Arme haben wie eine spezielle Gottheit. Mit vier integrierten Händen jedoch könnte es klappen.


    Da ich aber ohnehin nichts mehr rezitiere, habe ich schon mal eine Hand gespart und somit auch die Mala.


    Ehrlich gesagt, ich mache es mir richtig hübsch. Die Scheibe, die in Wirklichkeit eine grellrote Diskusscheibe mit gelbem Reklamelogo ist und die mir mal eine Supermarktkassiererin in einem ungewöhnlichen Moment schenkte, bedecke ich mit einer Spitzentischdecke (genauer gesagt: einem kostbaren umhäkelten Taschentuch). Dazu lade ich alle Buddhas und Bodhisattvas ein. Der festlich gedeckte Tisch ist feierlich vor mir ausgebreitet, auf einem Holzschemel. Und anstelle der Reiskörner gibt es sieben kleine Bernsteine, die ganz ruhig daliegen. Die stammen aus einer Tüte voller Bernsteinchen, die mir mal meine beste Freundin schenkte. Ich schiebe sie nicht dauernd weg, um sie wieder hinzulegen, das würde nur eine unnötige Unruhe erzeugen.
    Auf dieses ganze Arrangement focussiert sich meine stille und tiefe Meditation.


    So, nun ist es raus. Egal, welche Kommentare jetzt kommen.


    LG - Amdap

    Nur mal ganz allgemein:


    nach meiner Erfahrung sind Alleingänge unvermeidbar.
    Die Form des Ngöndro, wie sie mir mein Lehrer vermittelt hat, ist für mich aus verschiedenen Gründen undurchführbar.
    Ich habe ein bisschen experimentiert und herausgefunden, wie ich es gestalten muss, damit es kompatibel ist mit dem, was ich bereits mitgebracht habe, sei es durch langfristiges Karma, seien es körperliche Gründe, oder sei es spirituelle Vorerfahrung.
    Mein Lehrer kann das alles im Detail nicht wissen, und es wäre müßig zu versuchen, es ihm in allen Einzelheiten zu erklären.


    So muss ich mir also mein Ngöndro selbst gestalten.


    Wenn ich hin und wieder ein Gespräch mit dem Lehrer habe, gehe ich nicht mehr auf diese individuellen Einzelheiten ein, damit muss ich selbst fertig werden, schließlich bin ich erwachsen.
    Vielmehr spreche ich mit ihm über allgemein gültige Dinge.


    Mein Lehrer ist 15 Jahre jünger als ich und entstammt einer ganz anderen Kultur, führt ein ganz anderes Leben. Er kann sich meine Situation schwer vorstellen, und darauf nehme ich im Gespräch Rücksicht und halte mich mit ihm mit diesen Themen nicht auf.


    LG - Amdap