Hallo Amdap,
ZitatAußerdem hebt er hervor, dass es ganz wichtig ist, die Visualisation ganz intensiv und leuchtend zu halten und sich mit allem, was man ist, geistig und körperlich, darauf einzulassen. Er kommentiert dazu, dass die Visualisation das Wichtigste ist, und wenn man dann nach einiger Zeit ermüdet, dann kann man sich mit dem Rezitieren von Mantras wieder "erfrischen". Aber leider, so fährt er fort, visualisieren die meisten Menschen gar nichts, wenn sie meditieren (das hat mich sehr erstaunt, muss ich sagen!, hätte ich vorher nie gedacht), sondern von Anfang an rezitieren sie Mantras. Wenn sie dann ermüden, gibt es nichts mehr, was sie erfrischen könnte, und dann bleibt ihnen nichts anderes mehr übrig als die Meditation abzubrechen.
Dazu fallen mir übrigens einige Dinge ein.
Wir reden statt von "Visualisation" lieber von "Vergegenwärtigung". Es ist wirklich ein besserer Begriff, weil es nicht darum geht, möglichst schöne Bilder zu haben, sondern in dem Gewahrsein zu ruhen, wie die Dinge sind.
Der Geist der Leute arbeitet sehr unterschiedlich, manche sind eher abstrakt, andere arbeiten mit einem bildhaften Geist, andere sehen gar nichts. Das ist aber alles gleichwertig. Das ist wichtig zu verstehen, denn niemand sollte entmutigt sein zu praktizieren, wenn sie ihren Geist nicht auf Bilder ausgerichtet bekommen. Man lässt einfach ganz entspannt die Dinge entstehen und sich wieder auflösen. Dabei bleibt man einfach klar. Die einzelnen Attribute der Buddhas kann man auch im Geist halten, ohne sie sehen zu müssen/können.
Gerade in unserer heutigen Zeit, wo wir von sehr sehr vielen wechselnden Eindrücken und Formen tagtäglich konfrontiert werden, mag der Geist dann oft keine weiteren Formen sehen. In der Meditation möchten dann lieber viele in einem formlosen Zustand verweilen.
Die Mantras zu nutzen, ist immer eine gute Sache. Mantras verbinden die innere und äussere Wahrheit, wirken also gegen die Dualität.
Ich weiss natürlich nicht, in welchem Zusammenhang das der DL gesagt hat, aber Vajrayana Meditationen haben ihre Mantraphase. Folgt man den Mitteln, kann man nichts falsch machen. Ausserhalb der Meditation versucht man mithilfe der Mantras die sog. "reine Sicht" Sicht des Mahamudra oder die "klare Sicht" des Dzogchen zu halten, wie man sie in der Meditation erlangt hat.
Sichtweise und Meditation gehören zusammen.
Wichtig ist vielleicht noch zu berücksichtigen, das der DL in erster Linie Mahayana lehrt. Nicht Vajrayana. Das ist ein Unterschied. Ich antworte aus Vajrayana Sicht. Im Mahayana, also dem Sutraweg, arbeitet man eher analytisch. Da mag das Sinn machen. Im Vajrayana arbeiten wir ganzheitlich. Da ist alles Geist. Da ist eine präzise Vorstellung der Buddhas und ihrer Aspekte zwar auch gut, aber wir lassen das eher aus eigener Kraft entstehen.