Beiträge von jeancathar im Thema „Passt Buddhismus und Tiere einschläfern zusammen?“

    Ich bin heute das erste Mal in diesem Forum, aus gutem Grund, denn unser Pferd wurde eingeschläfert und ich suchte Hilfe.
    Ich bewundere all eure Diskussionsbeiträge, denen viel fundiertes Studium oder persönliche Erfahrungen zugrunde liegen... sehr viele wahre, kluge und überlegte Aussagen auf beiden Seiten.
    Aber ich dachte mir beim Lesen immer wieder, dass alles nur "relativ" ist. Was hätte Buddha oder ein Verwirklichter in unserer konkreten Situation gesagt oder getan? Einer meiner Lamas meinte einmal auf eine konkrete Frage, dass auch Tiere es nötig haben, ihr Karma abzubauen und wir sollten sie nicht vorschnell "erlösen". Und als ein anderer zu einem späteren Zeitpunkt fragte, ob man ein Tier einschläfern lassen darf d.h. es war eine andere Situation, sagte er, dass es gut sei, das Tier zu erlösen.
    Vor drei Jahren haben wir unseren Hund einschläfern lassen, etwas, das mich bis heute verfolgt. Es war wie bei Jörg. Er hatte noch 5% Atemfunktion, er konnte nicht mehr schlafen, ohne zu ersticken, er konnte nur noch im Wachzustand hecheln, Nase komplett verkrebst. Der Tod wäre sicher bald eingetreten. Das Einschläfern war nur ein Abkürzen des sicher Bevorstehenden. Genauso bei unserem Pferd. Gestern trotz Krankheit noch fröhlich galoppiert, heute zusammengebrochen und kam nicht mehr auf die Beine. Er kam trotz Hilfe nicht mehr hoch.
    Das ist üblicherweise ein Todesurteil für Pferde. Das Unvermeidliche abzukürzen und damit das siechende Leid - das ist dann jedermanns eigene Entscheidung bei voller Übernahme der Konsequenzen.
    Für mich waren die Entscheidungen in diesen beiden Fällen klar. Aber ich bin auch bei jenen, die ein vorschnelles Einschläfern ablehnen oder verurteilen, weil es der normale Todesprozess ist, der aufgrund von Alter oder Krankheit ohne erhebliches Leidpotential abläuft.
    Unser Wellensittich hatte Krebs, konnte nicht mehr fressen. Wir haben ihn mehrere Tage begleitet, mit flüssiger Nahrung über Spritzen so gut es ging gefüttert - als es zu Ende ging, sprang er mit letzter Kraft aus seinem immer offenen Käfig und kuschelte sich in meine Hände und starb darin für ihn wohlbehütet. Jeder, der sein Tier liebt und es gut versorgt, wünscht sich diese Form des Abschieds. Aber dieses "Glück" ist nicht immer geschenkt.
    Ich glaube, dass diese Entscheidung nicht schwarz oder weiss ist, wie ihr hier diskutiert habt, sondern dass auch die Situation, das Leidenspotential mitentscheidet, ob der Tod auch ohne Einschläfern bald eintritt. Das ist meine Deutung der Aussage meines Lamas, meine Deutung muss nicht richtig sein. Es ist meine Auslegung, die ich vertrete und für die ich die Verantwortung übernehme...