Beiträge von Doris im Thema „Buddhaverherrlichende Mantras“

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    Ja - aber im Buddhismus ist man sich dessen bewusst, dass es sich eigentlich um Zustände handelt, die nicht benannt werden können weil sie erfahren werden müssen, die Benennungen sind lediglich begriffliche Annährungen an diese Erfahrungen.


    Das ist auch in anderen Religionen so:


    Zitat

    Du sollst dir kein Bildnis machen, keinerlei Gleichnis, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, noch des, das im Wasser unter der Erde ist.


    5. Mose 5,8 (Luther 1912)


    Die Muslime haben ein Bilderverbot. Es gibt die 99 Namen Allahs.



    Liebe Grüße
    Doris

    Zitat

    Wie hoch ist denn der Anteil der Mystiker unter den Christen/ Moslems ?


    Du stellst da eine Frage, die nicht zu beantworten ist.
    Ich denke, jeder ist Mystiker. Manchmal. Ab und zu. Desöfteren. Bisweilen. Oft. ....
    Das hat ja was mit Erfahrung zu tun. Und wer erfährt nicht? Selbst der große Zweifler, der einfach nicht "Gott" oder das "Nirvana" oder sonst was spüren kann, ist in meinen Augen irgendwie ein Mystiker. Nur einer, dessen Erfahrungen sich nicht mit seinen Vorstellungen decken. Und das kennen wir alle :D


    Ich würde mich da einfach locker machen und von den Begriffen wegkommen. Buddhist, Christ, Moslem, Yoruba, Hindu … das sind nur Vorstellungen.


    Klar, wird ein Gott benannt. Wie soll man das denn sonst ausdrücken? Solange ich das Bedürfnis habe mich mitzuteilen, solange ich das Bedürfnis habe den Dingen einen Namen zu geben (vielleicht um sie zu zähmen), solange werde ich Begriffe verwenden. Obwohl sie nichts aussagen, Konvention sind, Aneinanderreihung vom Lauten.


    Liebe Grüße
    Doris

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    Aber buddhistische Weisheit (Leerheit) und christlicher Glauben ist definitiv nicht vereinbar mit einem christlichen Schöpfergott.


    Lieber Matthias,


    es gibt genügend Christen, die Dir da widersprechen werden. Und ebenso viele Buddhisten. Das sind durchaus kompetente und weisheitserfahrene Leute. Auch in der Literatur lassen sich genügend Gespräche von Christen und Buddhisten finden. Lies Eckart, Johannes vom Kreuz, Thomas Merton …
    Und wenn ich dann an Einiges denke, was mein tiefgläubiger Großpapa so sagte …
    Vor einigen Jahren bin ich einem katholischen Priester begegnet, den ich auch einreihen würde.


    Bei mir taucht in solchen Diskussionen immer wieder eine Frage auf, die ich für wichtiger halte als der Versuch Unterschiede zu finden und Abgrenzungen zu suchen.
    Nämlich, warum immer diese Abgrenzung gesucht wird? Da keimt in mir der Verdacht auf, dass viele Buddhisten geworden sind, weil sie sich vom Christentum abgrenzen wollen. Das läuft dann so ab: "Oh, nein! Das erinnert mich ja an die Katholische Kirche. Mit denen will ich nichts zu tun haben. Das darf einfach nicht so sein wie bei denen. Jetzt habe ich endlich was gefunden, das nicht christlich ist und mir gefällt, und nun sollen da Ähnlichkeiten sein! Das darf einfach nicht sein!"


    Das versperrt einem vieles.


    Liebe Grüße
    Doris

    Ich finde das schon passend, was void beschreibt.
    Geht es doch darum von Stolz und Ego-Denken abzulassen. Das ist Voraussetzung für das Erkennen von Leerheit.


    Ich nehme die dreifache Zuflucht, also auch zu Buddha. Und das ist erstmal ganz konkret. Zum inneren Buddha nehmen die Menschen erst allmählich Zuflucht, wenn sie schon einiges erkannt haben.
    Bis dahin ist die konkrete Zuflucht auf die konkrete Person des Religionsgründers doch sehr hilfreich. Mir geht es so, dass ich manches, das ich zu gerne tun würde, nur deshalb unterlasse, weil ich es jemandem zuliebe nicht tue, einem Menschen in meinem Leben, meinen Lehrern … Das ist legitim.


    Liebe Grüße
    Doris

    Hallo Andreas,


    nach meiner Erfahrung erfüllen die Mantras mehrere Zwecke.
    Einer davon ist "Ankern".


    Bleiben wir bei Avalokteshvara …
    Was stellt er dar? Was personifiziert er? Was geschieht mit mir, wenn ich mich an eine Gestalt wende, die umfassendes Mitgefühl usw. verkörpert? Was geschieht mit mir, wenn ich mich gedanklich an Stalin hinwende, was, wenn ich mich mit Avalokiteshvara beschäftige?
    Selbst eine "einfache Gläubigkeit", die leider von konvertierten Buddhisten gerne mal mit Verachtung belegt wird, verändert die Gewohnheiten des Geistes und kann zur Erleuchtung führen. Vielleicht kennst Du die Geschichte von der Mutter, die ihren Sohn um eine Reliquie von Buddha bittet, und der ihr einen Hundezahn mitbringt?


    Ich habe mir angewöhnt die Mantren Om Mane Peme Hung und Om Ah Hung zu rezitieren. Das kommt automatisch in bestimmten Situationen und hilft mir sofort dabei meine Gedanken umzulenken. Der Anblick bestimmter Abbilder stimmt mich sofort auf die Eigenschaften des Abgebildeten ein.


    Auch ganz vernünftig gedacht: Was spricht eigentlich dagegen eine Person zu verehren, die so viel Positives verwirklicht hat? Wir verehren doch ständig irgendwen, nicht nur Stars, sondern auch Schriftsteller, Schauspieler, Künstler usw. Warum dann nicht so jemanden?


    Es gibt noch einen weiteren Aspekt. Das ist die Erkenntnis darüber wie der Geist funktioniert. Wenn das annähernd klar geworden ist, taucht die Frage nach dem Warum gar nicht mehr auf. Du erkennst, dass dies alles ein Potential auch Deines eigenen Geistes ist (ich gehe davon aus, dass historisch gesehen die jeweiligen Bilder durchaus reale Personen gewesen sein könnten, die dann transzendiert wurden). Wenn ich also Avalokiteshvara verehre, dann verehre ich mein eigenes Potential – und letztendlich erkenne ich, dass alles nur im Geist entsteht.
    Mantren helfen also nicht nur in schwierigen Situationen, sie ändern nicht nur Gewohnheiten, sie sind ein Wegweiser zur Erkenntnis.


    Liebe Grüße
    Doris