Beiträge von gbg im Thema „Alkohol“

    Der Panther


    Im Jardin des Plantes, Paris


    Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
    so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
    Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
    und hinter tausend Stäben keine Welt.


    Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
    der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
    ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
    in der betäubt ein großer Wille steht.


    Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
    sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
    geht durch der Glieder angespannte Stille -
    und hört im Herzen auf zu sein.



    Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris

    Wer nur noch dem Faden des Wollens folgt und trotz allen Bemühungen davon nicht loskommen kann empfindet das nicht zuletzt auch als würdelos. Solange er sich noch dagen wehrt. Es sei denn, er hat sich bereits "aufgegeben", dann fühlt er sich wie der Panther (von Rilke), der hinter tausend Stäben keine Welt mehr sieht. Er muss um sich selbst überhaupt noch zu spüren immer wieder zur Flasche greifen, um seinen Dopaminspiegel künstlich hochzuhalten. Das treibt ihn, den armen Poeten aber nur immer weiter in die Sucht. Scheiß Alkohol, sind dann vielleicht zwei der wenigen Worte, die ihm in seinem Suff lallend noch irgendwie über die Lippen kommen. Aber indem er es innerlichst so meint, bringt er es damit auf den Punkt.