Bei mir hat sich alles gefügt.
Als ich ein Teenager war, habe ich zwischen 1984 und 1987 immer wieder mal auf die Kinder unserer damaligen japanischen Nachbarn aufgepasst. Als die Familie 1987 wieder nach Kyoto zurück ging, wurden wir Weihnachten 1987 nach Japan eingeladen.
Um den 23.12.1987 herum, haben wir den Sanzen In Tempel besucht und da wusste ich "ganz tief da drinnen", dass ich den buddhistischen Weg gehen werde.
Es hat aber noch Jahre gedauert, bis ich mich in meinen 30ern einer tibetisch praktizierenden Gruppe "vor meiner Haustüre" angeschlossen habe: ein anderes Zentrum gab es nicht und mir war damals auch nicht die Vielfältigkeit der unterschiedlichen Richtungen bekannt.
Ich hatte einen wunderbaren Lehrer aus Tibet (wir sind heute noch freundschaftlich verbunden) und ich konnte mit ihm über alles reden, was ich an Fragen hatte, was mich bewegt hat usw.
Parallel hatte ich aber auch immer die "Bibel für Buddhisten" gesucht: ich hatte immer die Frage, in welchen Büchern wohl das "Wort des Buddha" nachzulesen ist.
Nach Jahren im tibetischen Buddhismus gab es für mich das eine oder andere gravierende Ereignis in meinem Leben und es gab viele Fragen im Bezug auf diese Ereignisse. Irgendwann sagte mir mein tibetischer Lehrer, dass er mir "an der Stelle nicht mehr weiterhelfen kann", ich bräuchte einen anderen Lehrer.
Seine Aussage hat mich allerdings nicht zum Verzweifeln gebracht, weil mir klar war, dass er das nicht einfach mal so "lapidar" sagt: wie gesagt haben wir noch heute einen sehr, sehr guten Kontakt.
Ich bin auch ruhig und zuversichtlich geblieben, dass sich der "andere" Lehrer schon zur richtigen Zeit am richtigen Ort finden wird.
Überhaupt war ich immer zuversichtlich, dass sich schon alles richtig fügen wird - ich habe da meinem Bauch vertraut.
Vor einigen Jahren hat mir eines Tages eine Freundin erzählt, dass bei ihr in der Nähe "buddhistische Mönche" spazieren gehen. Da stellte sich heraus, dass sie genau neben einer buddh. Theravada-Gemeinschaft lebte.
Eines Tages habe ich all meinen Mut zusammengefasst als ich sie besucht habe und wir sind in das Wat (Tempel) gegangen.
Dort wurden wir sehr freundlich empfangen und man sagte uns, wir sollen einfach mal in der Küche warten. Ich weiß nicht mehr so richtig, wie lange es gedauert hat, aber nach gefühlt ein oder zwei Stunden wurde uns gesagt, dass wir in den Andachtsraum kommen können, der Mönch sei jetzt anwesend.
Als wir dann in den Andachtsraum kamen, fing der Mönch an, mir ganz konkrete Fragen zu einem ganz konkreten Thema zu stellen - genau zu dem Thema, bei dem mein tibetischer Lehrer mir gesagt hatte, dass er mir da nicht mehr weiterhelfen könne.
Obwohl das Ganze durch die Mehrsprachigkeit etwas herausfordernd war (Deutsch-Englisch-Thai: aber es war immer jemand anwesend, der übersetzt hat), hat die Kommunikation wunderbar funktioniert.
Ich konnte das damals gar nicht fassen.
Der Mönch (Ajahn) lud mich dann ein, am nächsten Tag wieder zu kommen und eine Woche später gab es eine weitere Begegnung.
Spätestens nach dem dritten oder vierten Besuch und langen, langen Gesprächen wusste ich, dass ich "angekommen" war und auch "den anderen Lehrer" gefunden hatte.
Parallel dazu fing ich an, mich mit den Schriften des Palikanon zu befassen und das hat sich für mich auf eine wunderbare Weise verzahnt: auf alle meine Fragen hatte ich durch meinen Lehrer und durch den Palikanon "die" Antworten gefunden.
Mein Weg hat mich also praktisch von Japan über den tibetischen Buddhismus hin zum Theravada geführt. Bei mir war nie irgendein Abwägen oder Herumdenken im Spiel - das Einzige, was ich wirklich konkret gesucht habe (aber eben auch der Zeit vertraut habe), war die "Bibel für Buddhisten", die ich ja nun in Form des Palikanon gefunden habe.
Als uns in diesem Jahr mein erster tibetischer Lehrer, habe ich ihn auch mit ins Wat genommen und ihn mit dem dort derzeitig residierenden Mönch bekannt gemacht (der Ajahn, der mir zum Lehrer wurde, ist viel unterwegs, besucht aber das Wat auch immer wieder mal) und er hatte mir beim Abschied ganz klar zu verstehen gegeben, dass es gut sei wie es gekommen ist.
Soviel zu meinem bisherigen Weg.
Jeder hat so seinen individuellen Weg: mein Gepäck, das ich dabei hatte war (Selbst)vertrauen, dass ich meinen Weg schon finden werde.