Namaste!
Hallo Rasmuss,
Rasmuss:
Benkei:
das Hauptobjekt der Verehrung in der SGI ist natürlich der Gohonzon, welcher in Schriftzeichenform ja die vollständige Versammlung der Anwesenden bei der "Zeremonie in der Luft" darstellt.
Die Anwesenden der Versammlung?
Die "Zeremonie in der Luft" beschreibt eine Stelle im Lotos-Sutra. Das hier jetzt alles auszuführen, würde m. E. den Rahmen sprengen.
Unter dem Stichwort "Nichiren-Buddhismus" findet man da bei Wiki ein bisschen und ansonsten einfach mal "Zeremonie in der Luft" oder "Ceremony in the air" googlen.
Rasmuss:
Benkei:
Soweit ich weiß, ist die Verehrung anderer Buddhas als Shakyamuni oder Nichiren (welcher in der SGI ja als solcher angesehen wird) dann allerdings in der SGI nicht zulässig.
Warum?
Gute Frage.
Das ist wohl historisch bedingt. In der Kamakura-Zeit bestand bei vielen buddhistischen Gelehrten die Tendenz, dass man sich auf "eine einzige Praxis" bzw. "einen einzigen Buddha" ausrichtet und alles andere beiseite lässt oder zumindest als unwichtiger ansieht. Dazu kam dann noch jeweils ein gewisser Absolutheitsanspruch, der bei einigen Meistern mehr und bei anderen weniger ausgeprägt war. Bei Nichiren war er sehr ausgeprägt.
Nichiren kritisierte also das Vorgehen anderer Lehrer und Traditionen - vor allem bzgl. der Rinzai Shû [welche die Zen-Praxis betonte und die schriftliche Überlieferung gering schätzte, wie er ihr vorwarf], der Jôdo Shû [welche Amida-Buddha verehrte und laut Nichiren Shakyamuni Buddha und das Lotos-Sutra gering achtete] und der Shingon-Ritsu [welche die Verhaltsvorschriften und den Mantrayana betonten, und laut Nichiren folglich das Lotos-Sutra nicht ausreichend respektierten].
Gleichwohl kann man aber auch feststellen, dass Nichiren selbst ebenfalls hauptsächlich Shakyamuni Buddha verehrte und seine Praxis auf das Daimoku beschränkte; er verhielt sich also kaum anders wie diejenigen, die er kritisierte.
Einige Nichiren-Traditionen haben den Absolutheitsanspruch wie ihn Nichiren lehrte und ebenso seine Exklusivität in Bezug auf die Praxis mit den Jahrhunderten überwunden und sich mehr dem - ich nenne ihn mal "Japanischen Mainstream-Buddhismus" - angeglichen.
Die Nichiren Shôshû, aus welcher die SGI hervorging, gehörte da allerdings nicht zu.
Rasmuss:
Benkei:
Nichiren war z. B. ein erklärter Feind des Amitabha-Buddhismus.
Warum Feind- das passt so gar nicht zum Buddhismus.. Irgendwie erscheint mir die SGI um Ikeda sehr radikal.
Der Buddhismus ist wohl kaum immer so friedlich, wie wir uns das glauben machen wollen - zumindest nicht, wenn er institutionalisiert wurde und Teil des herrschenden Systems ist.
So hatten dann zur Zeit Nichirens einige Fraktionen der Rinzai Shû, der Jôdo Shû und einige Priester der Shingon-Ritsu großen Einfluss auf die herrschenden Klassen, und konnten diesen gegen Nichiren gelten machen, welcher seinerseits nicht aufhörte, ihre "religiöse Häresie" in Bezug auf Shakyamuni und das Lotos-Sutra öffentlich anzuprangern.
Ich sehe Nichiren Shonin als Kind seiner Zeit und Umstände.
Er hatte viele durchschlagende und inspirierende Ansätze, vor allem in Bezug auf philosophische Themen, welche er teilweise von Tendai Chigi übernommen hatte.
Auch die Praxis des Daimoku ist - zumindest so, wie wir sie heute kennen - ihm zuzuschreiben, und ich erkenne da eine sehr positive Wirkung.
Man sollte aber auch sehen, dass er sehr intolerant und ausschließend war; einige seiner Briefe haben schon den Beigeschmack von "Hetze".
Und diese Intoleranz sollte auf jeden Fall ein Aspekt sein, in welchem man sich Nichiren nicht zum Vorbild nehmen sollte.
[Leider neigen einige Menschen gerade dazu, besonders auch die negativen Aspekte ihrer Vorbilder zu kopieren; das gilt wohl in allen Bereichen].
< gasshô >
Benkei
Namu-Myôhô-Renge-Kyô
Namu-Amida-Butsu