ZitatChantings sind meist sehr kurze (ein Wort, ein Satz) Passagen, die eine andere, den Geist beruhigende Wirkung haben sollen.
Das ist eine Reduzierung des Chantens. Es geht nicht nur darum "lalalalala" zu singen um sich zu beruhigen. Ebensowenig geht es in einem Mantra um die rein beruhigende Wirkung. Wenn es diese hat, schön. Aber so ein Mantra hat einen Inhalt. Meist wird dieser sogar ausführlich erklärt. Ob das Mantra nun kurz ist, wie Om Ah Hung, oder ein ganzes Sutra ist, das einmal aufmerksam gelesen wird, die Wirkung ganz genau dieselbe sein. Über das Beruhigende, "Erdende" hinaus, findet allmählich eine sinnvolle Durchdringung statt. Die Wirkung kann in beide Richtungen erfolgen. Beruhigung kann das Durchdringen erleichtern, Durchdringung kann Beruhigung bewirken. Wenn Du also die Langform der Sutra als hilfreich empfindest, so ist für mich die Erstellung einer Kurzform hilfreich.
Ich kann Dir sagen, wie meine Methode für mich wirkt:
Ich behandle den Text wie einen literarischen Text und sehe mir die literarischen Mittel an. Ich vergleiche die Bilder, die Textlängen im Verhältnis usw. Wende also textkritische Methoden an. Da ich des Sanskrit nicht mächtig bin, muss ich mich mit Übersetzungen zufrieden geben, kann mich aber auf Kommentare und Vergleiche, Nachfragen bei Lehrern und letztlich in der Überprüfung durch die Praxis (das entspräche sozusagen einem "archäologischer Versuch") stützen. Habe ich eine Zusammenfassung, dann habe ich den Text auch schon im Wesentlichen verstanden. Nun bleibt die große Aufgabe des Durchdringens und Ausleuchtens. Das funktioniert wie bei jedem anderen literarischen Text. Seine Tiefe zu ergründen kann ein ganzes Leben dauern. So wie mir die Gedichte meiner Kindheit immer wieder einfallen können, weil sie in verschiedenen Kontexten eine völlig neue Dimension eröffnen.
Das ist eine vereinfachte Darstellung, da der Weg immer in beide Richtungen wirkt.
Liebe Grüße
Doris