Viele buddhistische Bücher / Texte / Belehrungen sind so gestaltet, dass sich neue Bedeutungsebenen erschliessen, wenn der eigene Geist bereit dafür ist. Vorher liest man es anders, man überliest Dinge usw. usf. Das ist auch ein grosser Teil dessen, was mit "Geheim" bei Lehren gemeint ist. Es ist nicht so, dass sie nicht ausgesprochen werden, oder aufgeschrieben, es ist so, dass sie sich selbst geheim halten, bis sie verstanden werden können. So gesehen haben die vielen Bücher mit Geheimbelehrungen aus meiner Sicht keinen Nachteil, aber viele Vorteile. Die Chance, dass die Texte so erhalten bleiben, steigt durch die Verbreitung, jeder versteht nur das, was auch genutzt werden kann - und selbst wenn man es mal oberflächlich gelesen hat und zur Seite gelegt, dann liegt das wie ein "inneres Terma" im Geist, bis eine Ebene erreicht ist - wenn sie erreicht wird - wo eine neue Schicht verstanden werden kann - und dann nimmt man das Buch intuitiv wieder in die Hand.
Das meinte sicher auch H. Hesse mit diesem Gedicht:
Hesse:Alles anzeigenBücher
Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.
Dort ist alles, was du brauchst,
Sonne, Stern und Mond,
Denn das Licht, danach du frugst,
In dir selber wohnt.
Weisheit, die du lang gesucht
In den Bücherein,
Leuchtet jetzt aus jedem Blatt -
Denn nun ist sie dein.
April 1918