Beiträge von Chamäleon im Thema „Ventil für Wut und Frust“

    Karnataka:

    Was die Meditation betrifft, denke ich, dass es ausgesprochen schwierig ist, wie ein Wissenschaftler zu beobachten. Denn wir können die Wut nur wütend beobachten, anders geht es nicht.


    Dazu möchte ich sagen, wie es doch wieder geht. In meiner Kindheit machte ich mal eine Feinderfahrung, die so weit zurückliegt, dass ich nicht mehr weiß, ob es real oder imaginär war. Jedenfalls verfolgten mich Feinde und ich verkroch mich in einem Strohhaufen. Ich hatte keine Angst, denn ich war mir sehr sicher, dass sie mich nicht finden würden. Dennoch war ich wütend. Der Strohhaufen war fürchterlich staubig und ich ärgerte mich darüber, dass mich meine Feinde - unwissentlich - dazu gezwungen hatten, diesen Staub einatmen zu müssen. Damals konnte ich meine Emotionen sehr genau analysieren. Was ist der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung? Warum verfolgen diese Feinde gerade mich? Meine Wut verrauchte als diese Menschen die Suche aufgaben. Ich habe sie nie wieder gesehen.

    Doris Rasevic-Benz:
    Chamäleon:


    An der bulgarischen Grenze hätte mir ein Grenzer fast eins über die Birne gebrannt. Dem Schlag bin ich nur entgangen, weil ich mich rechtzeitig duckte und anschließend wegrannte. An einem ruhigen Ort bin ich dann in mich gegangen. Ich habe darüber meditiert, was ich falsch gemacht hatte, und warum der so wütend wurde.


    VLG


    Und? Hattest Du ihn bedroht?


    Nein, mir fehlte nur ein bestimmter Stempel. Der wurde tatsächlich wütend, weil ich dämlich war und die dortigen Paragraphen nicht auswendig kannte.

    Doris Rasevic-Benz:
    keks:


    Wenn mir jemand eins über die Birne brennt, bin ich nicht wütend auf mich. Das ist sehr klar. Ich finde auch keine Wut auf mich, so sehr ich auch danach suche.
    Ich bin und bleibe wütend darüber, dass mir ein ANDERER eines übergebraten hat.
    Liebe Grüße
    Doris


    An der bulgarischen Grenze hätte mir ein Grenzer fast eins über die Birne gebrannt. Dem Schlag bin ich nur entgangen, weil ich mich rechtzeitig duckte und anschließend wegrannte. An einem ruhigen Ort bin ich dann in mich gegangen. Ich habe darüber meditiert, was ich falsch gemacht hatte, und warum der so wütend wurde.


    VLG

    Einen guten Spruch kenne ich aus Montenegro: "Ein Held ist derjenige, der andere vor sich selbst schützt." Zwar sind die Montenegriner keine Buddhisten, doch erinnere ich mich an den Spruch, bevor mir mal die Hand ausrutscht. Wutanfälle sind meistens spontan und vorübergehend. Da kann ein Mensch Dinge tun, die er später bereuen wird.

    nyalaana:

    Ich habe festgestellt, dass mich meist diese Sachen ärgern, die ich selbst auch falsch mache, oder wo ich selbst einen Schwachpunkt habe. Das führte dann zu der Idee, dass ich oft in Wut gerate oder mich ärgere in Situationen wo der Andere das macht worüber ich mich selber über mich ärgere.


    Das empfinde ich seitenverkehrt. Am meisten ärgere ich mich über irrationales Verhalten. Der andere Mensch sagt Dinge, die ich nie sagen würde oder tut Dinge, die ich nie tun würde. Meine Wut verraucht, wenn ich mir vorstelle, ich wäre selbst irrational falls ich mich mit meinem Gegner auf eine Stufe stellen würde. Das verdanke ich auch meinem Namensvetter - dem Chamäleon. Dieses Tier kann sich buchstäblich schwarz ärgern. (Man sieht es an der schwarzen Hautfarbe). Ein Chamäleon wird dann schwarz, wenn es Dinge erlebt, die aus seiner Sicht nicht normal sind. :x


    P.S.: Es würde mich sehr wütend machen, wenn man mir "Rassismus" unterstellt, nur weil ich mich auf ein Tier beziehe, dass seine Stimmung durch Hautfarbe ausdrückt. So wäre es absolut irrational, ein Reptil mit einem Afrikaner zu verwechseln. (Da würden die Afrikaner am lautesten protestieren, denn in ihrer Heimat gibt es die meisten Chamäleons).

    fotost:
    Bettler:

    Kaufe die teuerste Kinderpistole, die du kriegen kannst, fahre ans Meer und wirft sie ins Wasser. Nimm an der Stelle einen Stein auf und vergrabe ihn vor deinem Fenster.


    Lass Dich aber beim ins Wasser werfen nicht beobachten, sonst tauchen da 2 Stunden später diverse Polizeitaucher auf der Suche nach einer gefährlichen Terrosristen-Waffe und Du sitzt stundenlang wegen groben Unfugs auf irgendeiner Dorfwache fest....


    Genau deshalb ersetze ich die reale Waffe durch meine geistige Vorstellung. Das hat sogar noch die stärkere Wirkung. Ich denke nicht nur an Kinderspielzeug, sondern ich stelle mir vor, wie es wohl wäre, wenn ich eine echtes Sturmgewehr ins Meer werfen würde... :grinsen: (Natürlich werde ich das nie tun, denn meines Wissens kostet eine Kalaschnikow 1.000 Euro auf dem Schwarzmarkt. Dafür habe ich kein Geld übrig).

    Mein Ventil für Wut besteht darin, unseelige Gedanken ad absurdum zu führen. Dazu führte ich einmal ein interessantes Lehrgespräch mit einem Psychologen. Ich spielte den Terroristen. Mein Lehrer hakte ständig nach und stellte die Frage, wie ich das genau tun wollte. Nach einer Stunde gelangte ich in den Bereich der Unmöglichkeit. Mir fielen nur noch Anschläge ein, die ich unmöglich hätte durchführen können. Falls ich das nicht schon vorher gewusst hätte, wurde mir jetzt klar, wie absurd Terrorismus ist.


    Das war vielleicht eine Ausnahme, denn dazu muss man einen Lehrer finden. Der wiederholt nur ständig die kritische Frage: Wie willst du das machen? :badgrin:

    Vor einigen Jahren hatte mich ein Feind so provoziert, dass ich ihn am liebsten umbringen würde. Dazu mein Ventil: ich steigerte die Vorstellung meiner Rache soweit, bis ich an den Punkt der Unmöglichkeit gelangte. Ich stellte mir vor, ich würde mit einer Panzerfaust auf seinen Arbeitsplatz schießen. Ja, eine Szene, die ich in Kriegsfilmen gesehen hatte. Im heutigen Deutschland ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Nicht einmal illegal weiß ich, wie man eine Panzerfaust beschaffen kann. Auch kenne ich keine Stelle, von der aus man das Firmengebäude unbemerkt beschießen kann.


    Somit löste sich meine Rache in Luft auf und erwies sich als Illusion. Gerade weil ich es am Arbeitsplatz nicht versuchte, habe ich diesen Feind nie wieder gesehen. (Ich weiß nämlich nicht, wo er wohnt. Ich weiß nur, wo er arbeitet. Weil aber meine Rache illusorisch ist, bin ich dort nicht hingegangen). Im Umkehrschluss weiß dieser Feind auch nicht, wo ich wohne. Deshalb kann er mich nicht verfolgen. Heute kommt es mir so vor, als ob ich diesen Menschen nie gekannt hätte. Ich erinnere mich nur noch daran, dass es Worte und Taten gibt, die mich zur Weißglut bringen. Ein Buddhist, der Frieden und Harmonie wünscht, sollte davon ablassen.