Beiträge von xxx im Thema „Was macht aus Worten ein Koan?“

    Jikjisa:

    Die Frage lautet: Warum kam Bodhidharma nach China ? - oder ? Ist er etwa nicht nach China gekommen ? Was redest du also von Indien ? Daß in einem Garten nur eine Eiche Platz hat, ist ein gutes Argument, allerdings ist ein Garten ein kultiviertes Stück Land, insofern würde man weder eine Eiche pflanzen, noch stehen lassen . Trotz-dem :D heißt es hier: eine Eiche im Garten . Die Eiche steht für einen Meister . Und: was wird denn kultiviert und gepflegt und gemeistert von einem Meister ? Joshu war ja auch ein Meister ...


    Bodhidharma war ein indisch-tamilischer Mönch, der mit einem Schiff von Indien nach China fuhr, dort Mahayana praktizierte und schliesslich Chan entwickelte.


    Wieso ging er wohl nach China ? Joshu meint: Eiche im Garten.


    Im Garten (Indien/Sri Lanka) stand schon eine riesige Eiche (Hinayana, Hinduismus) die den ganzen Platz und alles Licht verbrauchte und für sich beanspruchte. An solch einem Ort gedeiht nichts anderes mehr und es kann nichts anderes kultiviert werden. Ein neues Pflänzchen wird unmöglich zu einem Baum. Die Eiche ist zu mächtig.


    Bleibt die Frage hat er es bewusst gemacht ? Spielt es eine Rolle ? Kaum. Er hat es gemacht. Wäre er in Indien geblieben gäbe es wohl keinen Chan und keine Fragen. Warum ist es so ? Weil es so ist !

    void:

    Neben wir mal Joshu, der auf die Frage, warum Bodhidharma nach China gekommen sei, mit »Eine Eiche im Garten.« antwortete


    Hier wird eine konkrete Frage statt mit einer konkreten analytisch diskursiv formulierten Antwort, mit einer Assoziation beantwortet:


    Eiche im Garten:




    Quelle: http://www.beobachter.ch/natur…me_ausladende-zeitzeugen/


    "Eine Eiche im Garten" : Hier hat kein anderer Baum mehr platz :arrow: Garten = Indien, Eiche = Hinduismus.

    Ich liebe Koans..... Sie sagen mehr als tausend Worte... Sie sind Poesie des Geistes (Geist im Sinne von Vernunft/Bewusstsein) im Gegensatz zu Haikus, welche Poesie des Gefühl/Herz sind.


    fluid:

    Deshalb meine erste Frage: Werden Koans im Zen eher 'geheim' gehalten


    Es gibt öffentliche Sammlungen: Z.B: Mummonkan http://www.mumondo.de/content/Mumonkan.pdf


    Zitat

    werden Koans in (allen) anderen Schulen als sinnlos oder gar als negativ gesehen?


    Die Rinzai arbeiten mit Koans, sie sind Bestandteil eines Dokusan (= Zwiegespräch zwischen Lehrer und Schüler)


    Andere Schulen, z.B Soto legen mehr Wert auf Zazen (eine Art Meditation)


    Zitat

    hat jedes Koan genau eine Lösung


    Es gibt keine Lösung. Entweder man versteht was gemeint ist oder nicht. Ob man es versteht hängt von verschiedenen Faktoren ab: Lebenserfahrung, Meditationserfahrung, Einsichten, Verständnis etc. Man kann ein Koan in dem Sinn nicht lösen wie eine knifflige Denkaufgabe.


    Ein Beispiel: Jemand erzählt seine Eindrücke, Erlebnisse zu Fuss über Treppen auf den Eifelturm zu steigen und sein Empfinden oben auf der windigen Plattform über ganz Paris zu blicken. Dabei erklärt er nichts, erwähnt weder Paris noch Eiffelturm.
    Jemand der dies List oder hört und dies auch schon so erlebt hat wird wissen was gemeint ist, er erkennt sich selber und versteht. Jemand der jedoch gar noch nie auf dem Eiffelturm war, diese Erfahrung also nicht gemacht hat wird nicht wissen, nichts erkennen und auch nicht verstehen was gemeint ist. Er wird das vermeintliche "Rätsel" nicht lösen.


    fluid:

    Kommt es nur auf die Worte an oder ist ein 'schön paradoxer' Satz erst dann ein Koan, falls es von einem echten Meister stammt


    Wie oben erklärt: Ein Koan erscheint nur demjenigen Paradox, der die beschriebene Erfahrung oder Einsicht (noch) nicht erkennen kann, weil er sie (noch) nicht gemacht hat. Jeder kann ein Koan erstellen, vorausgesetzt der Geist/Bewusstsein hat etwas (mit)zu teilen.


    Was macht aus worten ein Koan ? Die "Botschaft" macht aus Worten ein Koan. Wer die Botschaft versteht, versteht auch das Koan. Nicht anders verhält es sich mit dem Haiku nur auf einer etwas anderen Ebene. Allerdings werden diese beiden (koan/Haiku) zuweilen auch vermischt ( ist nur natürlich: Geist/Bewusstsein/Herz/Gefühl sind schliesslich künstlich "konventionelle" Unterscheidungen):


    Z.B. Mondspiel:


    Ich will auf ihr spielen,
    jetzt, wo der Mond und ich
    ganz alleine sind.


    http://pianoduoayakozue.web.fc2.com/DE20101125Staebler.html


    Bakram