Beiträge von Chamäleon im Thema „Muss man Vegetarier sein?“

    [quote="goldie"
    Diese Beispiele finden sich am Ende der Reiseberichte im Buch "Fresh-Air Fiend. Travel Writings". Wir können daraus schließen, dass es für Menschen keinen allgemein verbindlichen Umgang mit Tieren gibt und es nicht sinnvoll ist, in einem Buch danach zu suchen (denn was würden wir dann wohl aus dem eben genannten Buch für Schlüsse ziehen?).[/quote]


    Dazu noch ein Beispiel. Auf der arabischen Insel Bahrain verleiteten mich Einheimische, "Kufta" zu essen. Gemeint sind kleine Frikadellen in scharfer Soße. Erst nach dem Verzehr wurde mir eröffnet, dass ich das Fleisch von Wanderheuschrecken gegessen hatte. Da stelle ich einige Fragen zur Diskussion:


    Wanderheuschrecken gelten als biblische Plage. Noch heute vernichten diese Heuschrecken Ernten von Afrikanern und Asiaten, die sich eigentlich vegetarisch ernähren möchten. Wie ist es, wenn man Tiere tötet, welche gleichzeitig menschliche Existenzen vernichten???


    Warum verzehren wir keine Heuschrecken? Ganz einfache Erklärung: den Chitinpanzer hätte ich beim Essen bemerken müssen. Also werden Heuschrecken auf Bahrain so gepult, wie wir Krabben pulen. Dazu noch eine Frage: Ich verzehrte Fleisch, ohne den Ursprung zu kennen. Bin ich nun "karmatisch" schuldig, wenn ohne mein Wissen und Zutun Tiere getötet werden?

    fluid:


    Das "NUR eine hohe Symbolik" hatte mich hauptsächlich gestört. Für mich macht es einen Unterschied, ob man bespielsweise Respekt 'trainiert' in dem man sich vor einer Buddha-Statue verbeugt, oder ob es sich auch auf etwas 'Wirkliches' bezieht.


    Das "NUR" bezieht sich auf den Glauben, den ich im Herzen trage. Außer mir selbst weiß keiner, ob ich Respekt nur vortäusche. ABER: Etwas Respekt gehört zu den Grundsätzen der Diplomatie und das hat noch keinem geschadet. Zumindest kann ich auf dem Weg Streit vermeiden. Also befolge ich den ersten Grundsatz der Lehre, indem ich mit niemandem streite und folglich auch niemanden hasse.


    fluid:

    Das mit der "ökonomischen Philosophie" macht Sinn (auch wenn in meinen Augen "Fleisch" nicht der beste Parameter ist, um diese Philosophie zu veranschaulichen, sondern halt nur einer von vielen möglichen Parametern (Autos, Schmuck...).
    Der Vorteil, dass das Einkommen länger reicht, ist ja mehr oder weniger äquivalent dazu, dass ein geringeres Einkommen ausreichend ist. Also weniger Druck, mehr Zeit usw. als Gewinn durch Verzicht.


    Ja, in Deutschland haben wir einen Sonderfall, der erst dann auffällt, wenn wir zum Vergleich andere Kulturen kennenlernen. Bei uns hat die Konservierung durch Räuchern oder Pökeln eine sehr lange Tradition. Damit meine ich Rauchfleisch, Würste und ähnliche Dinge. (Das sind übrigens auch die Sorten von Fleisch, die ich am liebsten verzehre). Weil Deutsche damit sehr viel Erfahrung haben, muss Fleisch bei uns kein Luxus sein. Dann reise man mal in andere Länder...?! Dort wird man feststellen, dass wir uns einen ziemlichen Luxus gönnen, den wir nur unserer hochentwickelten Technologie verdanken.


    fluid:

    Der richtige Trick ist vielleicht, sich so zu entwickeln, dass es für einen kein "Verzicht" mehr darstellt, sondern eher ein Ausdruck der Genügsamkeit oder Bescheidenheit ist und automatisch funktioniert.


    So meine ich das mit asiatischen Reisgerichten. Für mich ist es kein Verzicht, wenn ich das Gericht gerne esse.


    fluid:

    Man kann vielleicht Mißverständnisse vermeiden, aber auch nichts lernen und hat nichts zum diskutieren. ;)


    Nicht einmal in der eigenen Sprache kann man Missverständnisse vermeiden. Im Buddhismus ist das noch etwas schwieriger. Die ursprünglichen Texte waren auf Pali geschrieben. Sie gelangten aber nicht direkt zu uns. Da gab es Umwege über Tibetisch, Chinesisch, Japanisch usw. Ich denke, man kann und soll darüber diskutieren.

    fluid:


    Das versteh ich überhaupt nicht, außer du folgerst das, weil alles christliche schlecht(er) ist.
    Nur wieso soll man überhaupt irgend etwas aus Respekt für den Buddha machen? Und dann genau an seinem Geburtstag. Hat er das irgendwo gefordert?
    Wäre Buddha Gottes Sohn gewesen, dann hätte er vermutlich gesagt: "Was ihr den geringsten der Lebewesen antut, das tut ihr auch mir an."
    Pi mal Daumen würd ich sagen, die christliche Fastenzeit ist dem buddhistischen Eintages-Fasten überlegen, weil sie ja mehrere Tage dauert.


    Im Geiste der Toleranz möchte ich hier keine Religion schlecht machen - auch nicht die chistliche. Zum beseren Verständnis erwähne ich den Unterschied in den Motiven. Fasten soll ein Opfer sein. Ein leckeres Reisgericht ist für mich kein Opfer. In diesem einen Fall wurde ich durch Buddhisten aufmerksam gemacht. Sonst ist es viel einfacher: Ich esse dann vegetarisch, wenn ich Lust dazu habe.


    Mit dem Beispiel aus Moldawien meine ich etwas anderes. Dort ist das Fleisch deshalb teuer, weil es keine Kühlkette gibt. Stellen wir uns vor, immer mehr Menschen werden Buddhisten und immer weniger werden Metzger. Irgendwann macht auch die Kühlkette keinen Unterschied mehr aus. Das Fleisch wird knapp und somit auch teurer. Außerdem halte ich eine Parallele für sehr wahrscheinlich. Die wenigen Metzger bevorzugen Kunden in der Nähe und werden das Fleisch nicht gerade rund um den Globus verschiffen. Also kein wesentlicher Unterschied in den Konsequenzen... :roll:

    Es ist interessant, die Vielzahl von Stellungnahmen zu lesen. Da ich diesen Thread initiiert habe, nehme ich selbst dazu Stellung:


    1.) Der Gedanke, dass jemand nach meinem Tod mein Fleisch essen könnte. In meiner Familie ist die Feuerbestattung üblich. Da bleibt kein Fleisch mehr, das jemand essen könnte. Selbst wenn ich mich in ein Tier verwandeln sollte - was ich nicht glaube. Dann wäre das nicht mein Fleisch aus diesem Leben. Das wäre etwas anderes.


    2.) Irgendwelche "Ungläubige" finden sich immer, welche die Drecksarbeit leisten. Dann liegt das Angebot bereits in der Metzgerei. Somit stellt sich die Frage: Umkommen lassen oder essen?


    3.) Einmal verbrachte ich einen Urlaub in Moldawien. Das ist das ärmste Land in Europa. Nach unseren Maßstäben ist dort Obst und Gemüse spottbillig. Fleisch dagegen gilt als Luxus. Damit verbinde ich eine Philosophie, die es schon in der Antike gab. Wenn ich mit weniger Geld auskomme, dann bin ich weniger von ökonomischen Zwängen abhängig und werde dadurch freier. Somit hat Fleisch nur eine hohe Symbolik. Der Verzicht bedeutet, dass das Einkommen länger reicht. Das könnte ich auf andere Luxusgüter, wie teure Autos, Uhren usw. übertragen.


    4.) Mein Beitrag begann mit Respekt vor Buddha. Das halte ich für sehr wichtig. Es gibt verschiedene Formen des Verzichts, die Höflichkeit und Respekt bedeuten. Damit würde ich den Anfang machen.


    Gruß

    Dazu meine Erfahrung: Mein Aufenthalt in Singapur fiel mit Buddha’s Geburtstag zusammen. Zudem übernachtete ich in einem Hotel, das von Buddhisten geleitet wird. Der Mann an der Rezeption fragte mich höflich, ob es mir etwas ausmachen würde, vegetarisch zu essen. Interessant finde ich die Begründung. Der historische Buddha starb an Fleischvergiftung. Es wäre taktlos, an seinem Geburtstag eine Speise zu essen, die Ursache seines Todes war.


    Hier stelle ich mal eine Frage in den Raum. Es macht mir nichts aus, an einigen Tagen von Obst, Gemüse und Reis zu leben. (In Singapur gibt es übrigens eine Vielzahl vegetarischer Speisen und die meisten davon sind sehr lecker). Das muss ja nicht heißen, dass ich ständig vegetarisch lebe. (An anderen Tagen des Jahres kann ich durchaus Fleisch essen). Wie sehen das die Buddhisten? Also der Respekt an Buddha’s Geburtstag erscheint mir logischer als die christliche Fastenzeit. Aber wie mache ich das an den übrigen Tagen des Jahres? Ist es wirklich so schlimm, wenn ich nach altdeutscher Gewohnheit gerne mal eine Bratwurst esse?