Beiträge von void im Thema „Ich? Anfang des Ich? Ende des Ich?“

    gbg:

    Ich würde formulieren: Skanhas sind als Körper der konventionellen Personen und Dinge nicht deren scheinbare Körper sondern dem Buddha Leerheit, Geist das was die Realität ausmacht.


    Skadhas sind bestimmte Ebenen von Phänomenen - so sind beispielsweise "Gefühl" ein ganz eigene Klasse von Phänomenen mit eigener Logik. Obwohl natürlich alles daran bedingt ist. Und die Enstehung von Gefühlen immer in einem konkreten Körper stattfindet.


    Das sind vergängliche Prozesse, leer von inhärenter Existenz. Das Gefühl Wut basiert auf einer geistigen Ebene, die wiederum auf einer senso-motorischen biologischen Ebene basiert, die wiederum auf Biochemie, Chemie und Physik basiert.


    In seine Preisgesang des Zazen schreibt Hakuin, dass es jenseits konkreter fühlender Wesen keinen Buddha gibt.


    Weil man das eher ungern hört, kann man leicht anfangen, sich das so lange hin und her zu basteln, bis da das Gegenteil dasteht. Man überlegt sich, dass das eigene Denken ein Wechselspiel chaotischer Kräfte ist, das auf dem Wechsepsiel anderer chaotischer Kräft aufbaut, die man Natur nennt. Anstatt zu denken, dass das eigene Denken letzendlich nur aus natürlichen Prozessen besteht, formuliert man das geschickterweise umgekehrt. So dass man in den natürlichen Prozessen eine Art gedanklicher Tätigkeit sieht. Was ja vom Ansatz her, nicht so schlecht ist. Ökosysteme können ja durchaus komplexer sein als einzelne Lebewesen. Aber einem gewissen Punkt riecht es nach Etikettenschwindel. Also wenn man sich Leerheit als ein handelndes übernatürliches Buddha-Wesen mit Gedächtnis und Willen vorstellt. Und seinen Pappkameraden dann auch noch mit "feinstoffliche Organe und Fähigkeiten" austattet.


    Das darf man nur, wenn man wirklich gute Gründe dafür hat. Die grossen Gurus des Vajrayanas sind der Meiung, dass man sich alle möglichen Konstrukte und Papkamerade konstruieren darf, so lange sie als Mittel zur Befreiung dienlich sind ( Nach der Logik: Falls Leute die an Feen und Erdgeister glauben unter Umständen am Berge ihre Bonbonpaiere nicht einfach wegwerfen, ist das Feenglauben "in diesem Kontext" sinnvoll. Aber sobald man sich aus dem Kontext bewegt, gilt das alles nicht mehr. ) Benutzt man die Konstrukte nicht mehr als "geschickte Mittel" zur Befreiung sondern nimmt sie als Aussagen über die Wirklichkeit , wird es dunkel.


    gbg:

    IUnd als Bewusstsein dem Buddha das eigentliche Ich das sich selbst nicht denken kann. Körpereigenschaften und Rede sind dem Buddha denke ich aus einer Energie nämlich der Energie der Liebe zukommend.


    Welcher Buddha? Welche Rede? Welche Liebe? Was bedeutet das alles?


    Ich selber kann darauf hinarabeiten, dass meine Rede nicht mehr Audruck nur meiner Verblendungen ist sondernd darüber hinaus, aus der Verbundheit/Liebe mit anderen Wesen erwächst. Drehe und verbiege ich das methaphorisch dann könnte ich sowas sagen wie "der Buddha spricht und handelt durch mich". Das ginge noch. Aber mir dann diesen Buddha dann im nächsten Schritt als ein "Wesen" vorszustellen, dem da durch die Energie der Liebe Körperiegenschaft zuwachsen, heisst die Metapher so zu überstrecken, dass sie einem leicht ins Gesicht zurückdengelt. (Ich sehe sie schon aus dem Himalaya herabsteigen mit ihren roten Nasen)


    Es spricht daraus die verständliche Hoffnung, dass es nicht ich bin der Mitgefühl oder Ichlosigkeit verwirklichen muss, sondern dass die irgendwie schon da sind.

    gbg:

    Ist Unwissenheit nicht die Grundbedingung für das konventionelle Ich?


    Aber was bedeutet Unwissenheit? Es bedeutet, die eigene grundlegende Situation zu verkennen. Nämlich, dass man nicht unabhängiges sondern etwas durch und durch bedingtes ist. Die Perspektive ist so umgekrempelt, dass man stattdessen als ein selbst unabhängiger Ursprung erscheint.


    [quote='gbg']Und ist das Bewusstsein (s. Zitat oben) nicht das was sich vor der Befruchtung, in der Befruchtung und nach der Befruchtung im Mutterfleib durchält oder habe ich da etwas total falsch verstanden?[


    Also erst Unwissenheit, dann konventionelles Ich, dann Begehren...? /quote]


    Ich würde das so rum anordnen: Skandhas sind Prozesse die auf Unwissenheit basieren, Begehren notwendigerweise beinhalten und so ein konventionelles Ich erzeugen.


    Das kann man dann natürlich ganz verschieden audröseln. So wie man ja aus dem Satz: "Ein Bäcker bäckt mit einem Backofen Brot ." auch irgendwie rauslesen kann, dass man ein Brot braucht um einen Bäcker zu haben. Oder ob nicht ein Backofen beides irgendwie in verschiedener Weise erzeugt. Und dann zeichnet man ein Diagramm wobei einem in der Mitte drin einfällt, dass man die Pfeile ja auch als Objekt sehen kann "Das Bäckerzeugen des Brotes","Das Bäckerzeugen des Ofens", für die es wieder Pfeile braucht um sie mit dem anderen zu verbinden. Die man natürlich auch wieder als Objekte sehen kann, die man mit Pfeilen verbinden kann. Und am Ende sieht es dann aus wie nach einem Indianerüberfall.

    gbg:

    1) Was ist eurer Meinung nach das Ich für Buddha?
    2) Hat es einen Anfang?
    3) Hört das Ich jemals auf?


    Nach den Lehren Buddhas gibt es bekanntlich ja kein Ich, keine Seele aber durchaus ein konventionelles Ich?
    Leugnete er etwa ein konventionelles Ich, wenn nein, was verstand er darunter und wie erklärte er es?


    Ich glaube, das ist wie mit umgekrempelten Socken. Es ist alles da, aber vollkommen falsch angeordnet.


    Das was lediglich ein Endprodukt ist - das hochkomplexe Ich, erscheint als das verursachende Prinzip, von dem alles ausgeht. Während die Prozesse die das ich hevorbringen (Skandhas) z.b die Gefühle und Gedanken als etwas erscheinen, was das Ich "hat".


    Buddha Sicht ist eigentlich sehr einfach, aber uns ist die umkrempelte Sichtweise so geläufig, dass wir es einfach nicht auf die Reihe kriegen. So wie unbedarfte Leute, die sich immer wieder fragen, wie die Nachrichtensprecher in den Fernseher kriechen und wie sie es schaffen, da drin zu wohnen.