Losang Lamo:
Bei jugendlichen Punkern habe ich kein gutes Gefühl, weil ich befürchte, mit meiner Unterstützung trage ich dazu bei, dass sie keine Notwendigkeit sehen, sich aus dieser Lebenssituation heraus zu bewegen. Aber da gilt es auch mit einzuberechnen: Was weiß ich schon? Man urteilt ja gerne schnell und kennt die Hintergründe nicht.
(Sie könnten aus meiner Gebefreude ja genausogut lernen, wie schön das ist, wenn man in Not ist und es gehen nicht alle teilnahmslos an einem vorbei. Sie könnten selber mal die freigiebigsten Menschen werden dadurch. Man hat ja keine Ahnung, ob und was aus den eigenen Taten folgt.)
Es ist doch eine gute Erkenntnis der Straßenpunks, dass sie eine alternative zu dem kapitalistischen System gefunden haben. Gerade das Wort "alternativlos" wird ja andauernd in der Politik gebraucht, um Entscheidungen oder Sichtweisen als "notwendig" darzustellen.
Für die meisten (echten) Punks (keine Fasching-Punks) ist Abgeben bzw. Teilen eine Selbstverständlichkeit, die sich gerade daraus ergibt, dass materielles Vorsorgen nicht so ernst betrachtet wird. Deshalb wird nicht so viel gehortet, sondern das abgegeben, was man selbst gerade nicht benötigt.
Es ist natürlich klar, dass je weniger man insgesamt besitzt, desto weniger besitzt man auch, was man abgeben kann.
Allerdings ist es gerade der Entschluss, das Punk-Sein aufzugeben und einer 'anständigen' Lebensführung und Karriere nachzugehen, in der Praxis oft auch der Punkt, an dem der Egoismus und die Gier wächst. Obwohl der Besitz größer wird - und folglich auch das, was man nicht selbst braucht - wird dann daran umso mehr festgehalten.
Für das Wohl der Welt sollten Menschen lieber Punks bleiben. In Deutschland gibt es ja kaum Bettelmönche, die man unterstützen kann; eine Spende an Straßenpunks kommt dem aber aus spiritueller Sicht nahe.