@ Hǔ Lóng
Beim dritten Punkt sehe ich nichts, was man auch nur im Entferntesten als Fehler bezeichnen könnte.
Hǔ Lóng:3) Wenn ich meditiere fällt es mir sehr schwer am Ball zu bleiben. Wenn ich mit den Gedanken abschweife, versuche ich dies zu beobachten und wieder in Ordnung zu bringen,
Das ist jedes Mal eine heilsame Tat, grossartig.
Hǔ Lóng:.... doch dann kommt mir immer der Gedanke auf: "Warum mache ich das eigentlich? Das ist doch lächerlich."
Identifiziere Dich nicht mit dem Gedanken, das ist nicht Dein Gedanke, der gehört nicht Dir. Da spricht Avijjā, manchmal auch personifiziert als Māra bezeichnet. Die beiden beschreiben das Gleiche, bleiben wir also bei Avijjā (Nicht-Wissen, Ignoranz, falsches Wissen, Dummheit: Die teilweise oder vollständige Abwesenheit von Vijjā (richtiges Wissen). Es ist die Grundlage, auf der die drei Kilesa (Moha, Dosa, Lobha) überhaupt ein Nährboden erhalten und sich entfalten können. Avijjā gibt es auf zwei Ebenen: Der Mangel an Wissen bei der Geburt und das falsche Wissen, das sich später anhäuft).
Zur Vereinfachung stell Dir vor, dass Du Du bist und Avijjā ein anderer in Dir. Avijjā hat sich seit ein paar tausend oder hunderttausend Leben in Geiselhaft genommen und will Dich nicht freilassen. Du aber meditierst und durch die Meditation eroberst Du Dich selbst zurück. Mit jeder Meditation ein Stückchen mehr. Das will Avijjā nicht zulassen und kommt zu den von Dir geschriebenen Aussagen. Später werden noch andere Aussagen kommen. Obwohl Du zwei Minuten vor der Meditation auf dem Klo die Blase geleert hast, drückt sie Dich genau in dem Augenblick, wo es für Avijjā gefährlich wird. Oder der Rücken zwickt. Oder ein Bein schläft ein. Oder er sagt, dass eine andere Meditationstechnik besser ist, oder eine andere buddhistische Schule, oder gar eine andere Religion.
Das kann sogar soweit gehen, dass Avijjā sich vor Dir verneigt und sagt:
"Hǔ Lóng, Du hast mich besiegt. Du bist der/die Grösste, ich verneige mich vor Dir. Du kannst jetzt aufhören zu meditieren."
Nun stellt sich für uns alle die Frage, wie man mit Avijjā umgeht. Ich kenne nur eine machbare Lösung und die ist, konsequent ignorieren. Weder glauben, noch zuhören und schon gar nicht diskutieren. Zusätzlich hilft das, was ich Dir nach dem nächsten Zitat schreibe.
Hǔ Lóng:Ich will aber meditieren und glaube auch an die Lehre des Buddha....
Meditieren wollen hilft nicht. Nur meditieren hilft wirklich ... ein kleiner, aber sehr feiner Unterschied. Avijjā wird Dir schon vor der Meditation weiss machen, das gerade jetzt die falsche Zeit zum Meditieren ist. "Es ist noch so viel zu tun." oder andere Gedanken wirst Du selbst schon erkannt haben. An die Lehre Buddhas zu glauben hilft auch nicht. Buddhismus ist kein Glaube. Im Buddhismus ist glauben nur eine Funktion des Geistes, wie denken oder sich erinnern. Buddhismus ist eine Lehre der Tat. Je mehr man tut, desto weiter kommt man. Der Weg der Tat findest Du im Edlen Achtfachen Pfad. Wie Du den genau beschreitest, musst Du selbst herausfinden. Im Bereich der Sammlung bist Du ja schon dabei.
Für mich war es sehr wichtig, den Schritt weg vom reinen Glauben zu Wissen zu machen und dann aus diesem Wissen Weisheit zu schmieden. Mir und anderen erkläre ich das immer mit der heissen Herdplatte. Die Mutter sagt dem Kind: "Lang die Herdplatte nicht an, die ist heiss und macht ganz dolle aua." Solange das Kind der Mutter glaubt, weiss es nicht. Es ist also eminent wichtig, dass es die Herdplatte anlangt, sich die Finger verbrennt und erlebt. Das ist Wissen. Und aus diesem Wissen kann Weisheit geschmiedet werden, wobei wir zwischen der weltlichen und der spirituellen Weisheit unterscheiden.