Beiträge von xxx im Thema „Zen und Daoismus“

    gbg:

    Ist Taiji in Japan nicht zu einer Kunst der eher älteren Leute geworden? Hast Du in dem Kurs auch jüngere Menschen angetroffen?


    Die Teilnehmer waren durchmischt. Es ging v.a. um den Gymnastikeffekt.


    gbg:

    Wie ist Zen eigentlich geschichtlich mit dem Daoismus verknüpft? Weist Du ob etwa ein Laotse mit dem Zen vertraut war?


    Ich kenne mich (noch) nicht so aus mit Daoismus. Ich vermute Daoismus existierte bereits in China bevor der Buddhismus dort auftauchte(Bodhidharma). Die beiden "Religionen" haben sich dann wahrscheinlich miteinander vermischt, wobei Daoismus eher Metaphysik beisteuerte und Buddhismus mehr Psychologie.

    Zitat

    Kalligrafie

    Kenn mich zu wenig aus. Spielt im Zen aber schon ne Rolle.

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    Stellst Du Dir das Wuji eher wie eine Durchsichtigkeit oder wie eine Schwärze oder allgemein wie eine Negation vor? Denn Durchsichtigkeit ist ja die Negation von Undurchsichtigkeit und Schwärze von Weiße. Ist also mit dem Begriff Negation schon alles über Wuji gesagt oder greift er für Dich zu kurz oder ist er gar ganz falsch in Deinen Augen?
    Ist Wuji des weiteren ein Kreis der angefangen gemalt und zuendegemalt geschlossen wird? Ist es ein Kreis oder trifft es auf Wuji eher nicht zu als zu?
    Gestaltloser Urgrund...
    Das erinnert mich an einen Abgrund. Ist Wuji ein Abgrund. Muss ich vor ihm Angst haben? Oder ist es eher ein "blauer Himmel"? Oder trifft das Wuji auch nicht? Warum nicht, wenn ja?
    Wie kann ich mir sonst etwas "eigenschaftsloses" überhaupt nur ansatzweise vorstellen?


    Auch hier kenn ich mich noch wenig aus ( werde mir bald ein deutsches Exemplar des Daodejing besorgen. Angeblich sei es neben der Bibel das am meisten übersetzte Buch der Welt )
    Ich vermute man kann wuji nur erahnen. Alle Vorstellungen sind Formen. Ich denke Wuji, Sunnyata, Leere kann eben nicht vorgestellt werden, nicht gesehen werden, nicht gefühlt werden etc.
    Aus Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Daodejing



    Zitat

    Wie darf ich mir "Mu" "vorstellen". Es sagt mir im Moment nicht besonders viel. Früher dachte ich immer an ein Muhen einer Kuh... Aber das scheint mir wie der Kinderglaube an einen Gott mit weißem Bart. :)


    Na irgendwie kann man wujing tatsächlich auch Gott nennen, halt nicht mit Bart sondern etwas abstrakter. Passt besser in unsere Zeit. Ich glaube jeder braucht einen Urgrund um seinen Halt zu finden.

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    Was meinst Du mit "wir leben nicht in einer Leere". Stehen die beiden (der eine) Begriff(e) Mu bzw. Wuji (無) nicht für eine "unsichtbare Leere" bzw. für ein "Vakuum"?


    Wuji bedeute höchstes Nichts.
    Ok. ich lasse mich mal auf die Äste hinaus und philosophiere etwas unreflektiert vor mich hin, vielleicht entwickelt sich ja dadurch eine interessante Diskussion.


    Bevor harsche Antworten kommen möchte ich festhalten : Dies sind meine persönlichen Gedanken zum Thema, ohne spezielle Kenntnis von Zen und ohne Kenntnis des Dao, des Daodejin oder ähnlichem, es kann deshalb keine Lehrmeinung sein. Es handelt sich nur meine momentanen persönliche metaphysische Weltanschauung (reineste esotherik !)


    Wuji interpretiere ich als etwas für uns nicht wahrnehmbares. Vielleicht etwas noch nicht entdecktes. Trotzdem hab ich das Gefühl seine Präsenz zu erahnen. Mal als Naturgesetz, mal als Schicksal, mal Zufall, mal Regel, mal Prinzip, mal Organisation, mal Kraft, mal System, mal höhere Macht.

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    Meinst Du mi Formen so was wie ausgedehnte Körper, Körper, die bis auf ihr Wesensmerkmal Ausgedehntsein reduziert betrachtet


    Form ist , glaub ich, alles was wahrnehmbar ist.

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    Wuji er Taiji ist der Einheit:sgedanke in der ewig sich wandelnden Vielfalt, das unteilbare Eine in der sich verändernden Differenziertheit


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    Ist Wuji ein Gedanke? Oder ein undenkbarer Gedanke? Wie darf ich mir diesen Einheitsgedanken bildlich vorstellen. Oder darf ich das gerade nicht?


    Dürfen schon ist aber schwierig. Da wir es nicht wahrnehmen können können wir es uns nicht anders vorstellen als als nichts. Wenn man sich ein Prinzip bildlich vorstellt verharrt man im Gegenständlichen und erreicht die höhere abstrakte gedankliche Ebene nicht.
    Ein übliches Mittel abstrakte Dinge zu verbildlichen sind Metapher. Man gibt abstakten Dingen eine Form. Z.B Glück = Fortuna (Glücksgöttin) Frühling = Penelope ( Frühlingsgöttin) , Gott als Vaterfigur, Tara, Addibuddhas.
    Wie soll man sich ein Wirkprinzip auch anders vorstellen ? Wir sehen nur seine Auswirkungen ohne das Prinzip erfassen zu können.
    Wie stellt man sich Schwerkraft vor ? In der Regel als Apfel der vom Baum fällt. Der Apfel ist aber nur Form und nicht das zugrundeliegende Prinzip dieses ist nicht direkt wahrnehmbar.

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    Oder kann ich mir darunter wie Du sagsrt eine Form vorstellen, bzw. etwas das nur ausgedehnt ist und sonst nichts also als unenlichen Raum vielleicht?


    Unendlich ist gut. Wuji als unendlicher Raum, unendliche Zeit, unendliches Bewusstsein. Formen (Taiji) sind begrenzt, sie sind zwar auch Teil der Leere grenzen sich aber von ihr ab (wodurch ?) und werden dadurch endlich. Körper ist Form, Gedanke ist Form, Dinge sind Form, alles was begrenzt ist, ist Form. Formen sind abgrenzbares Prinzip (Form ist [auch]Leere, Leere ist [auch] Form).

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    Aber wie kommst Du auf eine Paallele bezüglich der Moral zwischen beiden Richtungen?


    Das ist noch nicht spruchreif.

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    Was sind Deiner Meinung nach die Pfeiler des Zen bzw. des Daoismus?


    Im Moment vermute ich, dass Daoismus der metaphysische Über- oder Unterbau des Zen sein könnte. Buddhismus des Palikanon verzichtet auf Metaphysik. Dennoch kommen metaphysische Gedanken im Zen z.B. in den Koans und in den Sutren vor.


    Der Mensch kann nicht ohne Glauben leben, er braucht eine plausible Metaphysik als Grundlage, die ihm Halt im Dasein vermittelt.


    Wie gesagt, alles nur meine momentane Meinung, der ich genau so auf der Suche bin wie viele andere. :D



    Liebe Grüße
    gbg[/quote]

    Weil ich kürzlich eine Taiji Schnupperstunde besuchte kam ich plötzlich mit Daoismus in Kontakt, welcher mein Intresse weckte. Beim Studium des Daoismus bemerket ich erstaunliche Paralellen mit Zen.


    Die Kalligrafie Enso entspricht genau dem Zeichen für Wuji.
    Wuji bedeutet im Daoismus der leere Urgrund alles seienden, welcher als metaphysische Ebene allem Seienden vorausgeht, da alles seiende notwendigerweise seinen Ursprung im Nichts nimmt:

    Zitat

    Wuji verweist also auf einen gestaltlosen Ur-Grund, zu dem alles auch wieder zurückkehrt. Wuji ist unsichtbar, unbedingt, grenzenlos, eigenschaftslos und unfassbar.http://de.wikipedia.org/wiki/Wuji


    Da assoziere ich natürlich gleich das Mu Koan und bemerke, dass mu und wu dasselbe Zeichen 無 sind.


    Wir leben aber nicht in einer Leere sondern inmitten von Formen: Form ist Leere, Leere ist Form (Herzsutra) assoziere ich mit dem daoistischen Wuji er Taiji

    Zitat

    Wuji er Taiji ist der Einheit:sgedanke in der ewig sich wandelnden Vielfalt, das unteilbare Eine in der sich verändernden Differenziertheit


    Im Daoismus gibt es noch viel mehr gemeinsamkeiten mit Zen: Das Prinzip Wu-Wei. Und ev auch die Vorstellung von moral.


    Ich hab schon mal gelesen, dass Zen von Daoismus beeinflusst wurde aber das die Paralellen so stark sind hat mich überrascht.


    Ich poste dies um meine Beobachtung jenen mitzuteilen denen dies nicht bewusst ist und um Meinungen zu erfahren ob meine Assoziationen richtig sind und frage mich nun auch ob man Zen verstehen kann ohne Kenntnis der daoistischen Philosophie ?