Namaste!
Hallo Nils,
Nils:
Benkei:
Ob der "Erfinder" Amitabhas erleuchtet war oder nicht kann tatsächlich kaum von uns ermessen werden. Das ist aber aus meiner Sicht nahezu genauso schwierig, wenn es um die genannten "erleuchteten Anhänger dieser Lehre" geht.
Ich sehe einen wesentlichen Unterschied. Der "Erfinder" des Amitabha-Mythos ist uns völlig unbekannt. Viele Anhänger dieser Lehre und insbesondere die sieben Patriarchen kennen wir. Wir wissen vieles von ihnen und können daraus Rückschlüsse auf ihre Erleuchtung ziehen. Mit Sicherheit waren Buddha Shakyamuni, Nagarjuna, Vasubandu, Shan-tao und Honen erleuchtet.
Naja, soweit mir bekannt ist sah Hônen Shonin sich als "von-Amida-gerettet" an und war sich der "nachtodlichen Hingeburt" und der dort stattfindenden Erleuchtung sicher. Das impliziert für mich als logische Konsequenz, dass er zu Lebzeiten die Erleuchtung noch nicht erfahren hat.
Muss aber letztlich jeder für sich selbst herausfinden, wer erleuchtet war/ist und wer nicht.
Letztlich erkennt nur ein Buddha einen anderen Buddha.
Nils:
Und mit Sicherheit waren Paradieslehrer wie Jesus, Swami Muktananda und Satya Sai Baba erleuchtet.
Jesus sehe ich zwar als Lehrer mit hohem Verwirklichungsgrad und Bodhisattva an, aber ob sein Erwachen derart absolut war wie das von Gautama Buddha, dass kann und muss ich nicht beurteilen.
Von den beiden anderen habe ich erst durch Dich erfahren - die spielen für mich kaum eine Rolle.
Nils:
Benkei:
Wir können allerdings die Mahayana-Sutren lesen, in denen über Amitabha berichtet wird - nicht nur "Das Große Sutra über Amitayus", "Das Sutra der Meditation auf Amitayus" und "Das Kleine Sutra über Amitayus", sondern auch im "Lotos Sutra" und im "Lankavatara Sutra" wird Amitabha/Amitayus erwähnt, und im "Shurangama Sutra" wird sogar die Praxis des Nenbutsu besprochen (dort: "Namo-Amitabha-Buddhaya", Angkor-Verlag-Ausgabe, Seite 118 und 119). Und wir können die überlieferten Lehren der Alten Meister zu Rate ziehen und schauen, was diese in uns bewirken.
Natürlich können wir Schriften lesen, in denen vom Amitabha-Mythos berichtet wird. Damit wird der Mythos aber nicht wahrer. Ein guter Weg ist es sicherlich die Lehre zu praktizieren und zu sehen, was das bei uns bewirkt. Wenn es uns gut tut, ist das gut. Damit ist aber noch nicht bewiesen, ob es ein effektiver Erleuchtungs- und Paradiesweg ist. Das können nur Erleuchtete berichten. Die es zum Glück gibt.
Wenn Du schon Hônen Shonin als erleuchtet ansiehst, dann müsstest Du ja eigentlich auch seinen Anweisungen wie sie im Ichimaikishômon stehen Gehör schenken...
klarere und simplere Aussagen eines Nenbutsu-Meisters kann es kaum geben!
Aber das scheint Deinem Verständnis von Rechter Praxis irgendwie zuwider zu laufen
Nils:
Viele Amitabha-Meister erschienen nach ihrem Tod ihren Mitmenschen und berichteten von ihren Erfahrungen.
Da bin ich eben dann der ungläubige Thomas!
Wenn ich die Wahl habe,
- den authentischen überlieferten schriftlichen Anweisungen eines verstorbenen Lehrers zu folgen, denen schon Generationen von Schülern gefolgt sind und deren Lehrer sich teilweise ebenfalls auf eine ununterbrochene Linie von Lehrer und Schüler beziehen, oder
- einer Einzelperson zu glauben, deren Behauptung, ihm sei ein erleuchteter Meister erschienen und hätte ihn belehrt, ich keinesfalls nachprüfen kann,
dann wähle ich die traditionelle Weitergabe von Lehrer zu Schüler und / oder auf der Basis von authentischen Schriften. Da kann ich mir wenigstens die Lehrer und Schüler ansehen, ihr Verhalten und ihre Lehren mit den alten Schriften abgleichen und sehen, wie sich ihre Praxis in ihrem gegenwärtigen Leben erweist.
Und solche Amitabha-Lehrer existieren weiterhin - lebendig.
Nils:
Benkei:
Mehr als einen überlieferten Mythos allerdings (eine Sichtweise) oder unerschütterliches Vertrauen (eine andere Sichtweise) wird es nicht geben! Schon gar keinen "Beweis"!
Vertrauen muss sich auf etwas gründen. Sonst ist es eine Wahnidee. Ob ein Mythos einen effektiven Weg zur Erleuchtung beinhaltet, ist überprüfbar. Was für einen Menschen ein Beweis ist, darf jeder selbst entscheiden. Es geht hier nicht um Mathematik, sondern um Weisheit.
Natürlich muss sich Vertrauen auf etwas gründen - ich hatte ja schon oben ausgeführt, worauf ich vertrauen würde.
Der Begriff "Beweis" impliziert allerdings eine Tatsachenfeststellung.
Und die wirst du in Glaubensdingen eben nicht bekommen; zumindest keine objektiv nachweisbare. Und damit ist der Begriff "Beweis" hier nicht anwendbar.
Wenn Du nun die Erscheinung eines verstorbenen Meisters als Begründung für Deinen Glauben / Dein Vertrauen in Deine Praxis anführst - bitte, sei es so.
Das ist aber absolut kein Beweis - Weisheit hin oder her. Es ist eben nur dies: Deine Begründung für Deinen Glauben / Dein Vertrauen in Deine Praxis.
Das hat auf meinen Glauben und auf mein Vertrauen in meine Praxis keine Auswirkung.
Nils:
Benkei:
Nach dem von Dir angeführten Meister Nagarjuna (und allgemeiner buddhistischer Anschauung) kann die Existenz eines Dings "Seele" mehr als angezweifelt werden.
Mir ist bewusst, dass Buddhisten normalerweise statt Seele Bewusstseinskontinuum sagen.
Es ist nicht nur ein anderes Wort was da benutzt wird.
Der Buddha hat absolut bewusst und keinesfalls versehentlich seine Lehre vom Anâtman etabliert und damit hinduistische Vorstellungen von der Seele [Âtman] zurückgewiesen!
Aber das nur als Hinweis am Rande.
Weitere Ausführungen würden den Rahmen sprengen und wurden mit Sicherheit auch schon anderorts hier thematisiert.
Nils:
Benkei:
Mag sein, dass der Glaube bzw. die Hinwendung zu Amida Buddha nur auf einem erdachten Mythos beruht.
Ich bin mir dessen absolut bewusst - und trotzdem funktioniert es für mich! - und ich meine hier nicht das kurzfristige "sich-gut-anfühlen", sondern ein "sich-im-Leben-und-im-Alltag-erweisen".
S.o. : "Ein guter Weg ist es sicherlich die Lehre zu praktizieren und zu sehen, was das bei uns bewirkt. Wenn es uns gut tut, ist das gut. Damit ist aber noch nicht bewiesen, ob es ein effektiver Erleuchtungs- und Paradiesweg ist. Das können nur Erleuchtete berichten." Ob das Nembutsu dich ins Paradies bringt, wirst du uns erst nach deinem Tod berichten können. Wenn es dich zur Erleuchtung gebracht hat, bitte ich um eine sofortige Mitteilung.
Im Gegensatz zu so manch anderem hier habe ich schon mehrfach darauf hingewiesen, dass ich als dummes Wesen voll von blinden Leidenschaften weiterhin hier "im Brennenden Haus" verweile - von Erleuchtung keine Spur...
Nach meinem Tod will ich dann folglich überhaupt nichts berichten - entweder Tod oder berichten.
Und wie sagte es Meister Shinran dann so schön und treffend im Tannishô: "Vielleicht ist das Nenbutsu wirklich der Keim zur Seligkeit im Reinen Land, vielleicht aber auch die Tat, die zum Fall in die Hölle führt: wissen tue ich das keineswegs. Jedoch hätte ich nichts zu bereuen, selbst wenn ich, von Hônen Shonen getäuscht, durch die Praxis des Nenbutsu in die Hölle geraten würde. Wäre ich nämlich imstande, durch meine eigenen Anstrengungen Buddha zu werden, würde aber durch das Nenbutsu zur Hölle fahren, dann wäre ich allerdings voller Bedauern über diese Täuschung. Aber Menschen wie mir, für die es unmöglich ist, irgendeine gute Tat zu vollbringen, ist sowieso die Hölle als Aufenthaltsort bestimmt."
Nils:
Kurzfristiges "sich-gut-anfühlen" ist bereits eine schöne Sache. Was meinst du mit "sich-im-Leben-und-im-Alltag-erweisen"? Könntest du das weiter ausführen? In wieweit geht es über Beruhigung und Wohlgefühl hinaus?
Kurzfristiges "sich-gut-anfühlen" ist eben nur das: kurzfristiges "sich-gut-anfühlen".
Eine Praxis, die sich "im-Leben-und-im-Alltag-erweist", erweist sich eben im Leben und im Alltag.
Wie führte es der Buddha aus? - Komm und sieh' selbst!
< gasshô >
Benkei
Namu-Amida-Butsu