Loslassen:Gibt es im Palikanon Stellen, die hervor warnen und zu einem strebsamen Leben raten (nicht spirituell gemeint, sondern streben nach Bildung, beruflichem Erfolg etc.)?
Hallo Loslassen
Im Palikanon gibt es zahlreiche solche Stellen.
Leider wird hier im Westen allzu oft ausser Acht gelassen, dass es im Buddhismus zwei "Gesellschaftsschichten" gibt: Laien (=Haushälter) und Mönche (=Hauslose).
Die meisten Anleitungen im Palikanon betreffen Mönche, die in die Hauslosigkeit zogen, ursprünglich wandernde Bettelmönche. Klöster haben sich erst später entwickelt als die Mönche während der Regenzeit nicht umherwandern konnten und sich deshalb während dieser Zeit an einem festen Ort aufhielten.
Mittlerweile amüsiert es mich wenn ich beobachte wie westliche "Haushälter" versuchen Regeln für Mönche zu befolgen und sich wie solche zu verhalten.
Es gibt zahlreiche Stellen wo Buddha in erster Linie zu (potentiellen) Mönchen spricht und zu einem strebsamen Leben rät. Strebsamkeit hat schliesslich nichts mit Gier, Hass und Verblendung zu tun.
Im Gegenteil ist Strebsamkeit Teil des achtfachen Pfads: rechtes Streben, Üben, Anstrengung sammā vāyāma.
Der Palikanon richtet sich aber oft auch an Haushälter, die eher "weltlich" orientiert sind.
Bezüglich Müßiggang:
ZitatAlles anzeigen«Sechserlei Elend, Bürgersohn, bringt das müißg auf der Straße sich gern Herumtreiben mit sich:
•man hat auf sich selbst nicht Acht und Bedacht,
•auf Weib und Kind nicht Acht und Bedacht,
•auf seine Befugnisse nicht Acht und Bedacht,
•kommt in Verdacht bei den und den Fällen,
•und ein grundloses Gerücht kann sich da verbreiten,
•und man muß vor vielen leidigen Dingen auf der Hut sein.
Das ist, Bürgersohn, sechserlei Elend, das das müßig auf der Straße sich gern Herumtreiben mit sich bringt.
«Sechserlei Elend, Bürgersohn, bringt der Besuch der Festversammlungen mit sich: man fragt nur immer <Wo wird getanzt, wo wird gesungen, wo wird geblasen, wo wird vorgetragen, wo wird gefiedelt, wo wird getrommelt ?> Das ist, Bürgersohn, sechserlei Elend, das der Besuch der Festversammlungen mit sich bringt.
«Sechserlei Elend, Bürgersohn, bringt es mit sich, wenn man dem Spiel und der Zerstreuung sich hingibt: wer gewinnt verfeindet sich, wer verliert trauert dem Gehabten nach, das Geld ist alsogleich hin, wenn man öffentlich eine Rede hält, so hat das Wort kein Gewicht, Freunden und Genossen ist man verächtlich geworden, zu Hochzeit und Heirat wird man nicht beigezogen, <ein Mensch>, heißt es, <der zum Spieler geworden ist, ist nicht imstande ein Weib zu erhalten (*55).> Das ist, Bürgersohn, sechserlei Elend, das die Hingabe an Spiel und Zerstreuung mit sich bringt.
«Sechserlei Elend, Bürgersohn, bringt es mit sich, wenn man schlechte Freundschaften schließt: die da Spieler sind, Schwärmer und Trinker, die Betrüger, Schwindler und Raufbolde, die hat er zu Freunden, hat er zu Gefährten. Das ist, Bürgersohn, sechserlei Elend, das der Anschluß an schlechte Freunde mit sich bringt.
«Sechserlei Elend, Bürgersohn, bringt lässiges Gehnlassen mit sich: <Es ist zu kalt> sagt man und unterläßt die Arbeit, <Es ist zu heiß> sagt man und unterläßt die Arbeit, <Es ist zu spät>, <Es ist zu früh> sagt man und unterläßt die Arbeit, <Ich bin zu hungrig>, <Ich bin zu durstig> sagt man und unterläßt die Arbeit. Indem man so allerhand Vorwände gegen seine Pflichten macht, kann man noch nicht Erworbenes nicht gewinnen, und was man erworben hat wird aufgebraucht. Das ist, Bürgersohn, sechserlei Elend, das lässiges Gehnlassen mit sich bringt.»
http://www.palikanon.com/digha/d31.htm
Und bezüglich "Karriere" und "Besitz", die oben auch erwähnt wurden:
ZitatAlles anzeigenAnguttara Nikaya, Das Vierer Buch 7. Kapitel: 2. Pattakamma Vagga - (Pali)
A.IV.61 Von der rechten Verwendung des Besitzes - 1. Pattakamma Sutta
Der Erhabene sprach zu Anāthapindika, dem Hausvater, also:
»Vier erwünschte, erfreuliche, angenehme Umstände, o Hausvater, sind schwer in der Welt zu erlangen. Welche vier?
•Daß einem auf rechtliche Weise Reichtum zufällt; das ist der erste erwünschte, erfreuliche, angenehme Umstand, der schwer zu erlangen ist in der Welt.
•Daß, wenn man auf rechtliche Weise Reichtum erlangt hat, einem Ehre widerfährt samt seinen Verwandten und Bekannten (saha-upajjhāyehi; die Übersetzung folgte K und Subk); das ist der zweite erwünschte, erfreuliche, angenehme Umstand, der schwer zu erlangen ist in der Welt.
•Daß, wenn man auf rechtliche Weise Besitz und zusammen mit Verwandten und Bekannten Ehre erlangt hat, einem ein langes Leben, ein hohes Alter beschieden ist; das ist der dritte erwünschte, erfreuliche, angenehme Umstand, der schwer zu erlangen ist in der Welt.
•Daß, wenn man auf rechtliche Weise Reichtum und zusammen mit Verwandten und Bekannten Ehre erlangt und auch ein langes Leben, ein hohes Alter erreicht hat, man bei Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in einer himmlischen Welt wiedererscheint; das ist der vierte erwünschte, erfreuliche, angenehme Umstand, der schwer zu erlangen ist in der Welt.
Diese vier erwünschten, erfreulichen, angenehmen Umstände, o Hausvater, sind in der Welt schwer zu erlangen.
Vier Eigenschaften aber, o Hausvater, führen zur Gewinnung dieser vier Umstände, die so schwer in der Welt zu erlangen sind. Welche vier Eigenschaften?
• Bewährung im Vertrauen,
• Bewährung in der Sittlichkeit,
• Bewährung in der Freigebigkeit und
• Bewährung in der Weisheit (*1).
Was aber, o Hausvater, ist Bewährung im Vertrauen?
• Da besitzt der edle Jünger Vertrauen, er glaubt an die Erleuchtung des Vollendeten, so nämlich: 'Dies, wahrlich, ist der Erhabene: er ist der Heilige, vollkommen Erleuchtete, der in Wissen und Wandel Bewährte, der Kenner der Welt, der unvergleichliche Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene.' Das nennt man Bewährung im Vertrauen.
Was aber ist Bewährung in der Sittlichkeit?
• Da enthält sich der edle Jünger von Lebenszerstörung; enthält sich vom Nehmen des Nichtgegebenen; enthält sich von unrechtem Wandel in Sinnenlüsten; enthält sich von der Lüge; enthält sich vom Genuß von Rauschmitteln, der Ursache der Lässigkeit. Das nennt man Bewährung in der Sittlichkeit.
Was aber ist Bewährung in der Freigebigkeit?
• Da lebt der edle Jünger im Hause mit einem vom Laster des Geizes freien Herzen; er ist freigebig und spendet mit offenen Händen; er gibt gern, ist den Bedürftigen zugetan und hat Freude am Austeilen von Gaben. Das nennt man Bewährung in der Freigebigkeit.
Was aber ist Bewährung in Weisheit?
• Wessen Herz von hemmungsloser Begehrlichkeit (*2) beherrscht wird, der tut, was er nicht tun sollte, und was er tun sollte, unterläßt er. Wenn er aber tut, was er nicht tun sollte, und unterläßt, was er tun sollte, dann schwinden ihm Ehre und Glück dahin. Wessen Herz von Ärger beherrscht wird - von Starrheit und Mattigkeit - von Aufgeregtheit und Gewissensunruhe - von Zweifelsucht (*3) beherrscht ist, der tut, was er nicht tun sollte, und was er tun sollte, unterläßt er. Wenn er aber tut, was er nicht tun sollte, und unterläßt, was er tun sollte, dann schwinden ihm Ehre und Glück dahin.
Hat aber, o Hausvater, der edle Jünger die hemmungslose Begehrlichkeit als eine Herzenstrübung erkannt, so überwindet er die hemmungslose Begehrlichkeit, diese Herzenstrübung. Hat er aber Ärger - Starrheit und Mattigkeit - Aufgeregtheit und Gewissensunruhe - Zweifelsucht als Herzenstrübungen erkannt, so überwindet er diese Herzenstrübungen. Hat aber, o Hausvater, der edle Jünger diese Herzenstrübungen als solche erkannt und sie überwunden, so gilt dieser edle Jünger als groß an Weisheit, reich an Weisheit, klarsichtig, in Weisheit vollkommen. Das nennt man Bewährung in Weisheit.
Dies, o Hausvater, sind die vier Eigenschaften, die zur Gewinnung jener vier erwünschten, erfreulichen, angenehmen Umstände führen, die schwer zu erlangen sind in der Welt.
Ein solcher edler Jünger nun, o Hausvater, der sich seinen Besitz durch Aufbietung seiner Kraft erworben hat, durch seiner Hände Fleiß, im Schweiße seines Angesichts, auf rechtmäßige, ehrliche Weise, er verrichtet damit vier gut angewandte Werke (*4). Welche vier?
•Sich selber macht er damit glücklich und zufrieden und verschafft sich ein vollkommenes Glück.
• Vater und Mutter macht er glücklich und zufrieden und verschafft ihnen ein vollkommenes Glück.
• Weib und Kind, Diener und Knechte macht er glücklich und zufrieden und verschafft ihnen ein vollkommenes Glück.
• Freunde und Genossen macht er glücklich und zufrieden und verschafft ihnen ein vollkommenes Glück.
So hat sein Besitz diesen ersten Zweck erfüllt, hat gute Verwendung gefunden (pattagatam hoti), ward zweckmäßig benützt.
Und ferner noch: vermittels seines Besitzes, den er sich durch Aufbietung seiner Kraft erworben hat, durch seiner Hände Fleiß, im Schweiße seines Angesichts, auf rechtmäßige, ehrliche Weise - vermittels dieses Besitzes wendet der edle Jünger Missgeschick ab, das ihm durch Feuer oder Wasser, durch Fürsten, Diebe oder gehässige Erben entstehen möchte und schützt so seine eigene Person. So hat sein Besitz diesen zweiten Zweck erfüllt, hat gute Verwendung gefunden, ward zweckmäßig benützt.
Und ferner noch: vermittels seines Besitzes, den er sich durch Aufbietung seiner Kraft erworben hat, durch seiner Hände Fleiß, im Schweiße seines Angesichts, auf rechtmäßige, ehrliche Weise - vermittels dieses Besitzes leistet der edle Jünger fünferlei Abgaben: Spenden für Verwandte, Spenden für Gäste, Spenden für Verstorbene, Abgaben an den Fürsten, Spenden für die Gottheiten. So hat sein Besitz diesen dritten Zweck erfüllt, hat gute Verwendung gefunden, ward zweckmäßig benützt.
Und ferner noch: den Asketen und Priestern, die frei sind von Rausch und Lässigkeit, die Geduld und Milde besitzen, die einzig ihr Ich bezähmen, einzig ihr Ich zur Ruhe bringen, einzig ihr Ich erlöschen lassen (*5) - solchen Asketen und Priestern macht er, vermittels seines Besitzes, den er sich durch Aufbietung seiner Kraft erworben hat, durch seiner Hände Fleiß, im Schweiße seines Angesichts, auf rechtmäßige, ehrliche Weise - Geschenke, die hohe Früchte bringen, himmlische, glückerzeugende, himmelwärts leitende. So hat sein Besitz diesen vierten Zweck erfüllt, hat gute Verwendung gefunden, ward zweckmäßig benützt.
Diese vier gut angewandten Werke, o Hausvater, verrichtet der edle Jünger mit seinem Besitz, den er sich durch Aufbietung seiner Kraft erworben hat, durch seiner Hände Fleiß, im Schweiße seines Angesichts, auf rechtmäßige, ehrliche Weise.
Bei wem auch immer der Besitz auf andere Weise abnimmt, als durch diese vier gut angewandten Werke, dessen Besitz, sagt man, o Hausvater, hat seinen Zweck nicht erfüllt, hat keine gute Verwendung gefunden, ward nicht zweckmäßig benützt. Doch bei wem der Besitz infolge jener vier gut angewandten Werke abnimmt, dessen Besitz, sagt man, o Hausvater, hat seinen Zweck erfüllt, hat gute Verwendung gefunden, ward zweckmäßig benützt.
»Recht ward benutzt mein Gut:Vor Missgeschick half es bewahrenmich selber und mein Dienervolkund alle, die in meiner Obhut. Trefflichster Spende hat es auch gedient:fünffacher Gabenpflicht und Dienst an jenen,die tugendrein, bezähmt, ein heilig Leben führen.
Zu welchem Zwecke ein Verständiger,im Hause lebend, sich Besitz erwünscht,den Zweck hab', wahrlich, ich erreicht,getan, was nimmer Reue bringt.
Wenn weise dies ein Mensch bedenkt,der fest zur edlen Lehre hält,so wird ihm hier der Weisen Lobund dort des Himmels Seligkeit.«
http://www.palikanon.com/angutt/a04_061-070.html