Beiträge von Vogel im Thema „Wenn ich kein Selbst habe, wer bin ich dann?“

    Hallo OlliP


    Die Skepsis gegenüber dem Nichtvorhandensein eines Ichs ist gut zu begreifen und wohl einer der größten Stolpersteine auf dem Weg zur Erleuchtung.
    Schauen wir uns unser Ich (Selbst) einmal an:
    Ich besteht aus Körper, Zellen, Mollekülen, DNA, Gedanken, Persönlichkeit und, und, und ... Ich ist also frei von inhärentem Selbst. Will sagen, dass Ich ein Produkt aus vielerlei Dingen ist, die wiederum Produkte aus mehreren Dingen sind, welche wiederum ...


    Wiedergeboren wird ein Teil von Dir, der kein Ich/Selbst kennt. Es ist vielmehr die Potenz, ein Bewusstsein, einen Geist, ein Ich zu bilden. Und hier ist der Haken. Dein Ich ist sehr temporär, nämlich nur von der Dauer Deines Lebens. Wenn Du stirbst, ist Dein Ich weg. Du wirst, abhängig von deinen Taten im jetzigen Leben wiedergeboren. Ohne Dein Ich mitzunehmen. Sonst wüssten wir alle, wer wir mal waren und niemand hätte Zweifel an der Wiedergeburt.
    Dein temporäres Ich, so schmerzlich es auch klingen mag, ist lediglich Deine Lebensversicherung, denn ohne Ich bist Du nicht lebensfähig. Ohne Ich bist Du aber auch nicht in der Lage an Deiner Erleuchtung zu arbeiten. Also alles in allem ein recht nützliches Konzept.


    Es ist im Grunde doch so, dass Dein Ich existiert, zumindest im konventionellen Sinne. Letztlich ist es jedoch leer. Es existiert nicht unabhängig und ist somit im tieferen Sinne nicht existent.


    Mein Lehrer gebraucht immer seine Kaffetasse, um zu erklären, was es bedeutet, wenn etwas konventionell existiert, aber keine eigene Existenz hat. Schmeißt Du die Tasse auf den Boden, kannst Du vielleicht noch erkennen, dass es eine Tasse war. Zermahlst Du den Ton in kleinste Krümel, dann wirst Du keine Möglichkeit mehr haben, die Tasse als solche zu erkennen. Sie hat kein inhärentes Selbst. Genauso verhält es sich mit Deinem Ich.


    Das theoretisch zu verstehen ist schwer. Das wirklich zu begreifen/erfahren ... das wird mich noch einige Leben kosten. In der Meditation gibt es ab und zu ganz kleine Momente, wo man denkt, es zu begreifen, und diese Momente sind sehr befreiend.