Ich möchte gern etwas zur Ausgangsfrage zurück. 'Wann ist Krieg gerechtfertigt?'
Meine Antwort - jeder Krieg ist gerechtfertigt! Es kommt nur darauf an, wen man fragt und wann
In geRECHTfertigt steckt der Begriff Recht. Recht ist ein gesellschaftliches Konstrukt, hängt also von äußeren und historischen Bedingungen ab. Der Überfall (Blitzkrieg) der Nazis auf Polen war gerechtfertigt. Jedenfalls für die Nazis 1939, unter der Prämisse der Berechtigung des Überlegenen, über den Schwächeren herrschen zu dürfen.
Die Nürnberger Prozesse waren nach meiner Meinung 'richtig **', aber sie waren trotzdem Recht des Siegers. Wie die Prozesse der Nazis gegenüber Besiegten ausgesehen haben wissen wir zur Genüge.
Die Vorstellung einer absoluten RECHTfertigung folgt der Idee eines absoluten Rechts, dessen Ursprung per Definition außerhalb der Gesellschaft und des einzelnen Menschen liegen muss. Es ist nur der Versuch, eine absolute bewusste Struktur (einige nennen das Gott) ins Spiel zu bringen.
Es gibt kein absolutes Recht. Wir müssen immer wieder um das Recht kämpfen. Wenn ISIS Leute meinen, daß sie das Recht haben, Zivilisten aus Ländern hinzurichten, nur weil die Regierungen ihrer Heimatländer gegen ISIS vorgeht entspringt das genau solchen religiösen Rechtsideen, die sich auf etwas Absolutes beziehen.
** Besser wären hier Begriffe wie 'heilsam' - die Nürnberger Prozesse haben einige Wunden des zweiten Weltkriegs geheilt oder 'förderlich' - die Nürnberger Prozesse haben die Wiedereingliederung Deutschlands in die Gemeinschaft der Staaten gefördert.