Beiträge von fotost im Thema „Wann ist Krieg gerechtfertigt?“

    void:

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    Es gibt ja Untersuchungen darüber, wann junge Leute rechtradikal werden. Dabei ist es interessant, dass es nicht vor allem diejenigen sind, die besonders arm oder chancenlos sind, sondern diejenigen, die Angst haben, sozial abzusteigen. Dabei spielen besonders "männliche Ansprüche", nach Leistung und Erfolg und die Angst, diesen nicht zu genügen eine Rolle. Fühlt man sich als "Looser" dessen beraubt, worauf man einen Anspruch zu haben glaubt, wird man das gut finden, was einem Erfolg, Heldentum und Männlichkeit verheisst.
    ...


    Nur als Randbemerkung dazu. Die Wähler der großen rechts-populistischen Parteien (FN Frankreich, UKIP GB) entsprechen genau diesem Bild mit der Ausnahme, das sie eher 50-70 Jahre sind. Ausdrücklich rechts-populistisch, nicht rechts radikal. Ich verfolge seit etwa 2 Jahren die Entwicklung von UKIP genauer. Das sind keine wildgewordenen neo- oder Altnazis, das sind Leute wie meine Nachbarn. Die erleben sich als abgehängt ohne es genauer bezeichnen zu können und die finden sich in der UK Gesellschaft von heute nicht mehr zurecht.


    Ich wage mal eine Vorhersage - bei der nächsten nationalen Wahl in UK werden die von den Stimmen her zweitstärkste Partei (was sich wegen des Wahlsystems im Parlament nicht so stark bemerkbar machen wird).

    PrimusInterPares:

    Nein, ganz bestimmt nicht alle aber das wird der größte Rekrutierungspool für solche Terrorgruppen sein. Dir werden die Umstände sicher bekannt sein wie es in solchen Flüchtlingscamps aussieht, völlig überfüllt und unterversorgt.


    Mit werden die letzten Beiträge etwas zu politisch - ich bin eigentlich wegen 'Buddhismus' hier im Forum.


    Aber PIP, ich stimme Dir zu, die Lager sind eine Quelle für weitere IS Mitglieder. Was heißt das? Erinnerst Du dich an den Tsunami vor ein paar Jahren? Da haben ebenfalls -zigtausende Menschen ohne irgendetwas in Lagern gesessen und zwar in ziemlich armen Gebieten. Die meisten von ihnen waren Buddhisten.
    Die Lager waren keine Gefahr für die Umwelt, die anderen haben selbstlos geholfen, die Lager waren nach kurzer Zeit aufgelöst.


    Es muss also noch etwas anderes dazu kommen, damit Menschen Terroristen werden und das ist ein Weltbild, das Gewalt als Möglichkeit für die Lösung von Problemen ausdrücklich einschließt.

    PrimusInterPares:

    Wie in meinem Post oben beschrieben 50 bis 60% werden durch Propaganda usw natürlich gelockt. Aber zum 2. Mal. Es gibt auch noch eine andere Seite und die wird ständig ausgeblendet. Ja, 3000 Mensche aus Europa ohne Migrationshintergrund kämpfen ohne wirklichen Grund in Syrien aber was ist mit denn tausend anderen die wirklich nichts mehr besitzen? Existieren die für euch automatisch nicht mehr weil es auch Fanatiker gibt?


    und nein wieder zum 2. Mal. Ich will nichts relativieren sondern von manchem einfach deren Horizont erweitern.


    Was ist mit den inzwischen Millionen Vertriebenen dieses Konfliktes, die in den Flüchlingscamps in Libanon, der Türkei und anderen Randstaaten sitzen? Die besitzen zum Teil wirklich nicht mehr als das, was sie am Körper trugen, als sie vertrieben wurden.
    Ziehen die morgen auch alle in den Krieg?

    Hallo PIP,


    wie erklärst Du dir mit Deinem Weltbild die Teilnahme von etwa 3.000 IS Leuten, die aus Europa stammen und zum guten Teil noch niemals zuvor in Syrien oder anderen Gebieten, wo jetzt die Kämpfe stattfinden gewesen sind?

    PrimusInterPares:


    .....
    Wenn es kein absolutes Recht gibt, wie können wir dann darum kämpfen? Also muss ja so etwas vorhanden sein wie z.b. universelle Liebe/absolutes Recht/Göttlich.


    Bilde einen vernünftigen Satz, den niemand relativieren kann, der anfängt mit:
    "Es ist absolutes Recht, daß...."

    Ich möchte gern etwas zur Ausgangsfrage zurück. 'Wann ist Krieg gerechtfertigt?'


    Meine Antwort - jeder Krieg ist gerechtfertigt! Es kommt nur darauf an, wen man fragt und wann :idea:


    In geRECHTfertigt steckt der Begriff Recht. Recht ist ein gesellschaftliches Konstrukt, hängt also von äußeren und historischen Bedingungen ab. Der Überfall (Blitzkrieg) der Nazis auf Polen war gerechtfertigt. Jedenfalls für die Nazis 1939, unter der Prämisse der Berechtigung des Überlegenen, über den Schwächeren herrschen zu dürfen.


    Die Nürnberger Prozesse waren nach meiner Meinung 'richtig **', aber sie waren trotzdem Recht des Siegers. Wie die Prozesse der Nazis gegenüber Besiegten ausgesehen haben wissen wir zur Genüge.


    Die Vorstellung einer absoluten RECHTfertigung folgt der Idee eines absoluten Rechts, dessen Ursprung per Definition außerhalb der Gesellschaft und des einzelnen Menschen liegen muss. Es ist nur der Versuch, eine absolute bewusste Struktur (einige nennen das Gott) ins Spiel zu bringen.


    Es gibt kein absolutes Recht. Wir müssen immer wieder um das Recht kämpfen. Wenn ISIS Leute meinen, daß sie das Recht haben, Zivilisten aus Ländern hinzurichten, nur weil die Regierungen ihrer Heimatländer gegen ISIS vorgeht entspringt das genau solchen religiösen Rechtsideen, die sich auf etwas Absolutes beziehen.




    ** Besser wären hier Begriffe wie 'heilsam' - die Nürnberger Prozesse haben einige Wunden des zweiten Weltkriegs geheilt oder 'förderlich' - die Nürnberger Prozesse haben die Wiedereingliederung Deutschlands in die Gemeinschaft der Staaten gefördert.