Beiträge von Lirum Larum im Thema „Lügen aus Mitgefühl.....?“

    Und man muss auch bedenken, dass Schweigen nicht gleich Nicht-Kommunizieren ist, weil die non-verbale Kommunikation Grundlage des Zwischenmenschlichen ist. Der Urmensch und das Kleinkind haben alles non-verbal erfasst.
    Daher setzt Schweigen auch Energien frei, die durch Quasseln zerstreut worden wären.
    Das ist sogar ein bisschen im virtuellen "Cyberspace" so, hat dort aber natürlich arge Grenzen. Non-verbal geht hier nicht. Das ist das Problem in Foren.

    In dem Buch*, das ich gerade am Wickel habe, las ich heute über Spiegelneuronen und von der wissenschaftlichen Erklärung, warum Authenzität so wichtig ist. Kurz gesagt: der andere spürt es genau, was man in Wirklichkeit denkt, auch wenn man es noch so gut (vielleicht sogar vor sich selbst) versteckt.
    Mir fallen gerade ganze Ladungen von Schuppen von den Augen :D und ich verstehe (gefühlte) 1000 Zusammenhänge zu den verschiedensten Themen: über das Singen, Ausdruck und Bühnenpräsenz, über Management und Kundenbetreuung, über Kindererziehung und Freundschaft!


    Und natürlich ist das auch die Erklärung, warum das Lügen Mist ist: der andere spürt es sowieso, kann es aber nicht bewusst einordnen. So ist Verwirrung die Folge. Eine gefühlsmäßig undurchsichtige Welt mit bedrückenden, verwirrenden Signalen wird geschaffen.
    Die Bequemlichkeit des Lügens ist auch nur vermeintlich. Oft sind Wahrheiten viel leichter zu handhaben und zu vermitteln als man gedacht hätte.


    Es geht also gar nicht primär um das gepflegte "eigene" Karma, sondern um mehr Klarheit und weniger Leid im Allgemeinen. Somit ist völlig logisch: wenn eine Lüge starkes Leid verhindert, dann trägt man doch gern die Konsequenz des Gelogen-habens.
    Die Übung aber dreht sich darum, alles klarer und einfacher zu machen, indem man die Gewohnheit, nicht zu lügen, schult. :)


    * http://www.buddhaland.de/viewt…f=3&t=40&p=271655#p271655

    Natürlich ist Mitgefühl höher anzusehen als die Paragraphen eines Regelwerkes.
    Andererseits, wenn man anfängt das Nicht-Lügen zu üben und andauernd darauf zu achten, fällt auf, dass diese Notlagen, die einen zum Lügen zwingen könnten, viel seltener vorkommen als man annehmen würde. Wann klopft schon mal eine Horde Neonazis an die Tür und fragt, wo der Ausländer längsgelaufen sei?


    Manchmal ist es auch so, dass unangenehme Wahrheiten ausgesprochen werden müssen - finde ich - diese Ansicht teilt nicht jeder und viele Buddhisten, die ich fragte, geben mir nicht Recht. Sie setzen mehr auf edles Schweigen.
    Aber solche Situationen sind zu erkennen, wenn man die Situation umkehrt und sich in die Lage des zu Belügenden versetzt:
    Würde ich wollen, dass mir niemand die Wahrheit sagt, wenn ich Krebs hätte? Wenn ich alle und jeden nerven würde? Wenn ich in den Augen anderer therapiebedürftig wäre? Wenn ich einen großen Fehler gemacht hätte, den ich nicht wahrhaben will?
    Selbstverständlich sollte Feedback so geschehen, dass der andere offen bleiben kann und sich nicht in Gegenwehr und aus Verletzung zurückzieht.
    Andererseits, wenn der andere nichts erkennen will, dann nutzt es alles nichts. Und natürlich gibt es auch noch die Möglichkeit, dass ich es falsch wahrnehme...
    Schwierig alles. Es gibt keine Schablone, finde ich.
    Manchmal ist Schweigen das Beste, manchmal ist Schweigen ein Verbrechen. Manchmal ist es weitaus mitfühlender, jemanden mit einer unangenehmen Wahrheit zu konfrontieren, anstatt ihn mit einer seichten Lüge einzulullen.


    Jedenfalls sind die gewohnten Verhaltensmuster landläufig tagtäglich mit kleinen Lügen durchzogen. Auf diese Sache muss man viel mehr aufpassen, als dass es einem passiert, dass man ein Opfer in dämlicher Wahrheitsliebe seinen Häschern ausliefert.