Beiträge von Monikadie4. im Thema „Mitfreude und Neid“

    Dein Beitrag, lieber Helmut, ist aufrüttelnd und mag auch zutreffen auf Sherab Yönten, oder eben auch nicht. Es kann auch einfach nur Gedankenlosigkeit der "anderen" sein.
    Es ist aber Deine Erfahrung. Und diese Perspektive zu sehen, ist auch gut.
    Ich finde es aber nicht ganz ungefährlich, so heftig mit dem spitzen Finger in der Wunde zu wühlen. Wo ist der Therapeut, der den Betroffenen ggf. auffängt?
    Ich jedenfalls erlebe Menschen, die gerade an diesem Punkt ihrer Therapiearbeit angekommen sind, als äußerst gefährlich. Alles wird zum absoluten Gegenstand der Auseinandersetzung heraufbeschworen. Im Endeffekt stellt sich dann manchmal heraus, dass überreagiert, dabei aber viel Schmerz und Leid verursacht wurde, der bei bewusstem bedachten Handeln hätte vermieden werden können. Vor allem ist dies eine überaus egoistische Denkweise "ICH ICH ICH" und darum ging es Sherab Yönten eben gerade nicht, sondern um den buddhistischen Blickwinkel.
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    Mein Freundeskreis, meine "Wahlverwandtschaften", gehören zu denen, die - genau wie ich - keine Scheu haben, vom anderen Tellerchen zu essen oder umgekehrt, vom eigenen zum Probieren abzugeben. Wenn es anrüchig ist, dann nur von denen, die meinen, den Knigge gefressen zu haben, obwohl sie selbst den kleinen Finger vom Weinglas abspreizen. Ich kenne sowohl die eine Art von Menschen, die stark abgrenzen, als auch die andere - und das sind mir Nahestehende, die offen und freimütig sind.


    Im übrigen weiß ich von Menschen, die im Ausland leben, z.B. Spanien, Griechenland, - wohl bemerkt leben und nicht Urlaub machen, mal eben kurz -, die keineswegs mehr etwas von der Großzügigkeit und Gastfreundschaft spüren, selbst unter Gleichgesinnten. Ich habe den Eindruck, derartige Freundlichkeit herrscht in erster Linie unter der einfachen Bevölkerung. Desto wohlhabener jemand ist, desto größer ist möglicherweise auch das Bedürfnis, sich abzugrenzen, egal ob in Deutschland oder z.B. in Spanien. Auch spielt vielleicht das Klima eine Rolle. Wir sind auch offener und besser gelaunt, wenn die Sonne scheint.


    Um nochmal zum Thema zurückzukommen. Ich hätte entweder den Kuchen mit der speziellen Kollegin woanders gegessen oder auch dem weiteren Kollegen eins abgegeben.
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    Jojo:
    Monikadie4.:

    Mir geht jegliche Pauschalierung so was von auf den Zeiger. Wer mich dabei erwischt, mache mich bitte darauf aufmerksam.
    Danke im voraus! :D


    Ich glaube, das passiert jedem von uns mal. Ohne Pauschalieren kommt man ja nicht über die Runden.
    Mir fiel grad nur auf, dass mir das hier halt echt reingeht.


    Meinst Du, dass Dich das grad sehr berührt?
    Das ist gut so, nicht wahr, dann verändert sich was, wenn Du nicht davonläufst.


    Mir fällt auf, dass die Pauschalierung, wenn sie denn bereits bewusst ist, deshalb immer wieder auftaucht, weil ich mir keine Zeit nehme, langsam und bedacht zu antworten. Vor allem, wenn das Gespräch sehr emotional geführt wird. Aber ich bin sehr darum bemüht, das zu unterlassen und mich zu entschleunigen, weil alles andere unnütze Energievergeudung ist, z.B. die ständige Aufklärung und Richtigstellung.
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    crazy-dragon:

    Jetzt durch langjährige Praxis nehme ich zwar dieses Aufhorchen wahr, lasse es aber zu, das es so ist, wie es ist. Und manchmal frage ich nach, aber nicht unbedingt.


    Genau so
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    Betroffenheit ist für mich noch kein Neid, sondern eher ein Gefühl der Traurigkeit, nicht dazuzugehören. Oder die Sorge, etwas falsch gemacht zu haben, nicht gemocht zu werden ... vielleicht mag ich noch nicht einmal Kuchen, darum geht es mir nicht.
    Neid hat für mich eine gewisse Schärfe, ist m.E. negativer und hat mit Missgunst zu tun.


    Jedenfalls differenziere ich diese Gefühle.
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    Dem kann ich nur zustimmen. Meine Schwester ist 27 Jahre älter und betont immer wieder, dass ich weder "gierig noch neidisch" war. Woran das liegt, weiß ich nicht. Aber ich bin bis heute nicht neidisch, sondern freue mich für das Glück anderer, und das hat eben auch bei mir keinen buddhistischen Hintergrund.
    Allerdings geht es in diesem Eingangsposting darum, dass eine Kollegin in unmittelbarer Nähe einer anderen einen Kuchen ausgibt. Und da wüsste ich nicht, wie ich das fände. Einfach deshalb, weil es Fragen aufwirft, z.B. warum werde ich ausgeschlossen? Und das ist dann kein Neid, sondern Betroffenheit.


    Zitat

    Normalerweise verstehe ich mich mit der Kollegin recht gut. Ich habe mal angenommen, dass sie ihre Gründe gehabt hatte, so ist sie mit meiner Kollegin, die mit mir im Zimmer sitzt, auch privat befreundet. Wer den Rest des Kuchens bekommen hat, weiß ich nicht.


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