Beiträge von Tara4U im Thema „Disziplin“

    Ich bin sehr undiszipliniert.
    So, jetzt isses raus. Naja, es wurde mir ja auch in Unterstufen Zeugnissen bestätigt, wie ich beim Durchsehen meiner „Schatzkiste“ sah. Und dann fielen mir auch die Gespräche mit den Lehrern ein, die meine Eltern baten mich von dem konservativem Mädchengymnasium zu nehmen, undiszipliniert und so sprachunbegabt.
    Aaaaber…sie hatten schon Recht. Ich bin undiszipliniert.
    Dinge, die ich nicht unbedingt machen muss, schiebe ich auf die lange Bank und ergehe mich in den „wichtigen“ Dingen, von denen ich immer mehr mir auflade, sodass ich vor mir selbst die Entschuldigung habe: ich hatte keine Zeit dazu. Mein Tagesablauf ist strukturiert unstrukturiert, ich habe eine tägliche mentale to-do-Liste, die aber nur zu max. 70% realisierbar ist, weil es fast immer anders kommt, als ich plane. Ich arbeite viel und das auch nur, weil ich das Wohl vieler Wesen von mir abhängt. Da kann ich mir Nächte um die Ohren hauen, über jede physische Grenze hinaus mich anstrengen, stundenlang im strömendem Regen zu werken…und das über viele Jahre. Aber das ist für mich keine Disziplin. Ich muss es halt tun, möchte ich mein Leben so weiterführen dürfen. Es ist etwas ganz normales. Ich werde auch nicht krank oder unlustig oder depressiv. Anders war es, als ich in anderen Berufen arbeitete, in denen ich alles zwar erfolgreich und pflichtgetreu erfüllte, aber diese Tätigkeiten halt nicht „mein Ding“ waren. Da litt ich an allen Allergie-Symptomen, erkrankte häufig und fühlte mich schnell erschöpft.
    Und, würde ich selbst nicht das Wohl und auch die Freude und Verlangen an meiner individuellen spirituellen Praxis empfinden, sondern müsste vorgeschriebene Rituale erfüllen, wäre das das Ende. Es hat aber auch gedauert, bis ich das gute Gefühl, dass ich durch meine "spirituelle Disziplin" erfuhr erkannte und auch mir gegenüber gestattete. Sich selbst aus sich heraus gutzutun und guttun zu dürfen.


    Irgendwann kommt der Moment, da müssen die ungeliebten Dinge gemacht werden, der Moment „des Grauens“ kommt unausweichlich näher und in mir baut sich eine immer grössere Abneigung gegen diese unliebsamen Dinge auf, gleichzeitig überlege ich immer, wem ich diese Dinge „auf’s Auge drücken kann“.
    Erst recht spät habe ich gelernt, dass ich nichts und niemandem auf Dauer ausweichen kann.
    Das gilt auch für Lächerlichkeiten wie unliebsame Erledigungen.
    Anstelle mich in „noch eine Zigarette, dann geht’s los“-Zeitschinden zu flüchten, mache ich mir nette Musik an, bereite sorgsam alles vor, nehme mir die Zeit und Ruhe dafür und versuche Lust für die Tätigkeit aufzubauen und eine andere Sichtweise dafür zu gewinnen. Das Beispiel, das abel genannt hat,


    Code
    Es gibt noch andere Tricks: Von chinesischen Freunden habe ich gelernt, dass es eine Freude ist, Steuern zu zahlen weil es heisst, dass man Geld verdient hat. (Seitdem denke ich immer daran wenn ich mich darum herumdrücke) Bei Thich Nat Han hab ich gelesen, dass es schön ist das Klo zu putzen weil es heisst, dass ich eines besitze und mir kein Loch in die Erde graben muss...
    In diesem Sinne ist alles eine Frage des Denkens. Oder des Aufhören zu Denkens.


    ist so eine gute Möglichkeit, anstelle Energien sinnlos in Vermeidungstaktiken zu entwickeln.
    In meiner „Schatzkiste“, die ich bei einer unliebsamen Aufräumaktion sichten musste, habe ich mein Poesie-Album gefunden.
    Ein Spruch lautet:
    Und drückt dich drückt dich schwer die Last der Pflicht
    Dann setze heimlich still die kleinen Worte „ich will“.
    :lol: