Beiträge von stiller_raum im Thema „Disziplin“


    Für Aufmerksamkeit an sich braucht man keine Disziplin. Voll im hier und jetzt zu sein erfordert auch keine Disziplin. Auch für eine Meditation braucht man keine Disziplin. Der Verstand hätte das gerne so und glaubt man muss sich Erleuchtung hart erarbeiten. Aber in Wirklichkeit ist es ja ein natürlicher Zustand in den wir heimkehren möchten. Es geht also auch darum das äußere haben wollen und ja auch die Disziplin los zulassen. Weder die Askese, nach der Hedonismus führt zur Erleuchtung. Ich weiß dass viele glauben im Zen gehe es um diszipliniertes sitzen. Und von außen mag dass sogar stimmen, denn das sitzen ist meist sehr schmerzhaft und so macht das ego gerne schnell eine Art Wettkampf daraus. Wer schafft es noch länger zu sitzen? Wer erreicht als erster die Erleuchtung? Und vor allem die Vorstellung, dass es viel Disziplin erfordert schreckt ja auch viele ab. Das ist wie mit dem Fitnessstudio wo man sich zwar anmeldet, aber dann nicht mehr hin geht weil einem die "Disziplin" fehlt. Die Aufmerksamkeit in das hier und jetzt zu "lenken" ist so einfach, dass es der Verstand langweilig findet und lieber etwas hat auf dem er wie ein Hund auf einem Knochen herumkauen kann. Mehr Bücher, mehr Koans, mehr Wissen, mehr verstehen wollen. Das kann man ja auch immer wieder hier im Forum beobachten wie einige alles mit dem Kopf durchkauen und immer wieder diskutieren wollen. Einfach um den Verstand zu beschäftigen. Letztlich könnte man vielleicht sagen, dass es eine gewisse Disziplin erfordert nicht auf alle Gedanken sofort drauf zuspringen. Aber ich würde das einfach Aufmerksamkeit nennen und nicht Disziplin.


    Disziplin ist für mich erstmal ein neutrales Konzept. Was man damit anfängt ist was anderes. Disziplin an sich ist also nicht etwas positives an sich. Man denke nur wie diszipliniert die Nazis und die Kommunisten Millionen Menschen ermordet haben.
    Buddha erlangte nicht durch Disziplin Erleuchtung. Sondern erst, als der die Disziplin der Askese aufgab. Für mich bedeutet Disziplin sich gewisse Grenzen zu setzen, diese aber nicht Dogmatisch zu brauchen. Das bedeutet ganz konkret, dass ich im Alltag versuche Achtsam mit Menschen zu reden. Wenn ich aber erkenne, dass jemand sehr unbewusst handelt und spricht, dann können eben auch harte Worte ein versuch sein jemanden einen Spiegel vorzuhalten. Entscheidend ist also nicht die Disziplin an sich. Sie ist vielleicht ein Werkzeug, dass man solange braucht, bis sich die Praxis so im Alltag gefestigt hat, dass man sie natürlich lebt ohne sie als Disziplin zu empfinden. Entscheidend ist zunächst der innere Grad der Bewusstheit. Das ist die Verantwortung die jeder trägt. Im Außen mag man Fehler machen oder Unwissend sein. Aber das ist nicht das entscheidende. So gibt es ja sehr viel disziplinierte Menschen die im Außen scheinbar sehr viel erreichen und dennoch im Inneren völlig unbewusst bleiben. Da hilft also weder Erfolg, Macht oder eben Disziplin.