Beiträge von Doris im Thema „Was nütz der Begriff der Leerheit in der Praxis?“

    Zitat

    Der Begriff, das Wort Leerheit bringt nichts ausser Konfusität.
    Es sei denn, Du, Er, Sie setzen sich hin und meditieren darüber. Ohne dabei zu "denken". Einfach machen und geschehen lassen.


    Ganze Bibliotheken haben uns die Alten hinterlassen und tun es die MeisterInnen noch heute. Ich nehme an, dass sie das nicht taten oder tun, um sich die Zeit zu vertreiben oder uns zu verwirren. Denn das unterstellst Du Ihnen, wenn Du behauptest, dass das Wort zu Konfusion führt.


    Sicher ist Leerheit nicht einfach zu verstehen und auch nicht mit dem Verstand alleine gänzlich erfassbar. Aber die intellektuelle Annäherung halte ich für ein unentbehrliches Hilfsmittel. Jemand macht die Erfahrung von Leerheit und will diese Erfahrung vermitteln. Klar, dass er versucht das in Worte zu fassen, um es Anderen näher zu bringen. Diese Erklärungen helfen, um selbst die Erfahrung einordnen zu können. Es scheint ja nicht so zu sein, dass Leerheit erfunden wird und erst mit der Erfahrung entsteht, sondern etwas ist, das da ist, auch als Erfahrung, und dann jedoch bewusst gemacht wird, mittels der Auseinandersetzung. Logik ist eine effektive Möglichkeit des Herangehens, wie uns Nagarjuna aufzeigt. Durch Nachdenken kann sich die Tür öffnen für die Erfahrung. Und das finde ich nachvollziehbar und wenn Du nachdenkst, dann wirst Du auch bei Dir viele solcher Erfahrungen finden. Nur hältst Du sie womöglich zu banal um sie zu registrieren: Wir können um die Existenz einer bestimmten Emotion wissen, aber haben die Erfahrung nicht. Jemand anderes hat hingegen diese Erfahrung und ihr führt ein intensives Gespräch darüber, so dass wir erst einmal ein mehr intellektuelles Bild davon haben. Nach einiger Zeit des Nachdenkens fällt uns auf, dass wir das ja sich schon längst kennen, wir haben das auch schon erfahren, nur war es uns nicht bewusst. Beim nächsten Mal können wir diese Erfahrung dann bewusst wahrnehmen.
    Das Wegfallen des Begriffes entsteht im Moment der Erfahrung. Das Begreifen durch den Begriff entsteht im Nachhinein. Für den Übenden ist das wohl wichtig. Wäre das nicht, dann können wir den Laden hier dicht machen, alle Tempel und Sanghas und sämtliche Bücher verbrennen, alle Lehrer ignorieren. Klar, machen das die MeisterInnen dann auch, sie selbst werfen die Schriften weg. Aber nicht, weil sie die Schriften nicht als notwendig erachten, sondern wohl eher, um dem fortgeschrittenen Übenden sein Spielzeug wegzunehmen, aus dem herauszuwachsen Zeit geworden ist. Ein guter Lehrer erkennt diesen Zeitpunkt wohl. Ich habe da das Bild von einem Schiff in der Werft, das von den Stützen gehalten wird bis es so weit ist zu schwimmen, und dann werden die Stützen weggeschlagen und das Schiff gleitet ins Wasser. Aber um das Schiff zu bauen muss es auf der Werft liegen und gestützt werden.


    Konfus macht einen nur die Ungeduld. Und in gewisser Weise ist die Konfusion sogar wünschenswert. Die Konfusion hilft zu erkennen, dass Denken nur Denken ist und dass wir uns unsere Welten auf diese Weise schaffen und dass es uns in Schwierigkeiten bringt, dieses Schaffen für die reale Welt zu halten.


    Liebe Grüße
    Doris