Beiträge von Sudhana im Thema „Suche Stelle im Palikanon“

    In der gestellten Form kann ich die Frage auch nicht beantworten; aufgrund der Beschreibung wüsste ich kein Sutta im Palikanon zu benennen.


    Ich denke jedoch, 'Keks' hat das zu diesem Thema passende Sutta bereits genannt. Es geht hier nämlich nicht um 'Devas', sondern um das Konzept eines 'Schöpfergottes' (Ishvara, Pali Issara) - eben das Konzept, das dem Gottesbegriff in den abrahamitischen Religionen am ehesten entspricht.


    Zitat

    "Ist es wahr, dass ihr behauptet: 'Was auch immer eine Person erfährt - angenehm, unangenehm oder weder angenehm noch unangenehm - all dies sei verursacht durch die Schöpfung eines höchsten Wesens?' So von mir befragt, antworteten sie mit 'Ja'. Da sprach ich zu ihnen: 'Dann, in diesem Fall, ist eine Person ein Mörder, verursacht durch die Schöpfung eines höchsten Wesens. Eine Person ist ein Dieb ... unkeusch ... ein Lügner ... ein Zwietracht verursachender Zuträger ... ein verletzende Worte Sprechender ... ein Schwätzer ... ein Habgieriger ... ein Übelwollender ... ein Anhänger falscher Ansichten, verursacht durch die Schöpfung eines höchsten Wesens. Wenn man sich darauf beruft, die Schöpfung durch ein höchstes Wesen sei grundlegend, dann gibt es keinen Wunsch und keine Anstrengung bei dem Gedanken: 'Dieses sollte getan werden; jenes sollte nicht getan werden.' Wenn man, was getan werden sollte und was nicht getan werden sollte, nicht als Wahrheit oder Realität festlegen kann, dann wandelt man in Verwirrung und ohne Schutz. Man kann sich nicht zu Recht als spirituellen Sucher bezeichnen."


    (A.III.61 bzw. 62 in der Thai-Edition)


    Interessant ist hier, dass Buddha als Entgegnung auf die These eines Ishvara die Theodizeefrage aufwirft, auf die auch die klassischen griechischen Philosophen gestoßen waren:


    Zitat

    "Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht: dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft, oder er kann es und will es nicht: dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist, oder er will es nicht und kann es nicht: dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott, oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt: Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht weg?"


    - zitiert nach Lactantius (ca. 250 - 320), De ira dei 13,19 - wohl fälschlich Epikur (341-270 v.u.Z.) zugeschrieben. Kürzer und prägnanter formulierte dies David Hume in seinen 'Dialogues Concerning Natural Religion':


    Zitat

    "Is God willing to prevent evil but not able? Then he is impotent. Is he able but not willing? Then he is malevolent. Is he both able and willing? Whence then is evil?"


    Das ist natürlich keine direkte Antwort (insofern hat Sherab Yönten recht) und erst recht weder ein Beweis für noch gegen die Existenz eines solchen Schöpfergottes - beides ist unmöglich zu beweisen. Was nicht bedeutet, dass beide Thesen - die von der Existenz eines solchen Gottes / Ishvara wie die von seiner Nichtexistenz - in gleicher Weise eines Beweises bedürften bzw. auf einen Beweis verzichten könnten. Das hat u.a. Bertrand Russel mit seiner bekannten 'Teapot-Allegorie' veranschaulicht (http://russell.mcmaster.ca/cpbr11p69.pdf).


    Buddha zeigt jedoch mit der Theodizeefrage auf, was die Annahme eines Schöpfergottes / Isvara implizieren würde - und verweist auf den einzigen Punkt, der ihn dabei interessiert: wenn es einen solchen Ishvara gibt, dann wäre die Schöpfung determiniert und es gäbe keinen Ausweg aus Samsara. Buddha sagt nicht explizit, dass es keinen Isvara gibt - aber er hat immerhin explizit gesagt, dass er selbst einen Ausweg aus Samsara gefunden hat. Somit hat Buddha an die Existenz eines Schöpfergottes offensichtlich nicht nur nicht "geglaubt" - seine eigene Erfahrung des Erwachens hat ihm die subjektive Gewissheit gegeben, dass es keinen Ishvara gibt. Eine objektive Gewissheit (einen Beweis) kann es hier nicht geben, was auch erklärt, warum Buddha sich hier nicht explizit Stellung nimmt. Aber immerhin hat er einen Weg aufgezeigt, wie jeder selbst in dieser Frage zu einer subjektiven Gewissheit kommen kann.


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