Veilchen:
Guten Morgen,
meine erste Frage: Warum soll ich Mitgefühl entwickeln (jetzt nicht falsch verstehen, natürlich empfinde ich es), wenn letztlich doch jeder für sein Karma selbst verantwortlich ist? Also jedes Leid seine Ursache in sich selbst findet. Und wenn ich damit gutes Karma für mich sammeln will, ist das dann nicht selbstsüchtig?
2) Wie geht ihr mit Menschen um, die ihr nicht mögt? Zum Beispiel weil sie eine Einstellung haben, die ihr nicht teilen könnt. Darf/muss man Abstand nehmen, obwohl sie den Kontakt suchen? Macht ihr da Unterschiede, ob man verwandt ist oder „nur“ bekannt, befreundet?
Liebe Grüße
Veilchen
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Hallo und herzlich Willkommen Veilchen,
zu 1.
das "tatsächlich gemeinte Mitgefühl" - so jedenfalls meine Überzeugung - hat sich eigentlich erst dadurch entwickelt, dass ich erkannte, wie schwer es ist, die Perspektive zu ändern und daraus seine Konsequenzen zu ziehen. Obwohl ich mich seit Jahrzehnten mit dem "Sinn des Lebens" und entsprechenden Richtungen, letztendlich Buddhas Lehre, beschäftigt habe, hat der Begriff Mitgefühl für mich doch eine immer wieder erweiternde Bedeutung bekommen. Gefühlt habe ich es eigentlich erst im vollem Umfang (oder auch noch nicht ganz - wer weiß), als mir klar wurde, wie schwer es mir fällt, mein Wissen in die Tat umzusetzen. Wie viel schwerer muss es da für jemanden sein, der sich nicht damit beschäftigt. Und das erzeugt bei mir Mitgefühl und Wohlwollen. Karma abzubauen ist nicht selbstsüchtig, sondern befreit auch die mir Nahestehenden, da sie sich vor mir nicht fürchten müssen, z.B. Zorn, Gier und Hass, Ignoranz.
Zu 2.
Menschen, die ich nicht mag, gibt es eigentlich kaum noch. Ich halte Abstand, wenn nötig. Früher hätte ich u.U. meinen Charme entwickelt oder geheuchelt oder wäre unwirsch geworden. Ich habe mein Bedürfnis, ständig Meinungen austauschen zu wollen, abgebaut. Ich höre heute lieber zu. Außerdem hab ich - gerade auch durch meine erwachsene Tochter - gelernt, nicht ständig meinen Senf dazuzugeben.
Wenn ich merke, dass mir meine Schwester (sie ist 93) z.B. auf den Geist geht, dann arbeite ich an meinem Geist und nicht an meiner Schwester. Ebenso mit anderen Verwandten und Freunden. Wird es zu schwierig, trete ich zurück. Wenn nötig, trenne ich mich auch s. hier http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=6&t=14005#p276272. Die letzten 40 Jahre - als es mir das erste Mal auffiel - konnte ich mich immer entspannen, wenn ich meinen Eigen-Anteil an Konflikten erkannte. Denn sobald ich sehe, was ICH damit zu tun habe, kann ich etwas dagegen tun. Natürlich ist das ein langer Weg, und ich bin oft gestolpert. Aber er lohnt sich.
Monika