Beiträge von Doris im Thema „Ein wichtiger Unterschied Theravada / Mahayana?“

    Jau.
    Wenn ich Mahayana sein will (jetzt so richtig), dann brauche ich etwas, das mich abgrenzt von den anderen, ich brauche ein Merkmal. Da nimmt man das aus dem Topf der Merkmale ein paar Merkmale raus und ordnet sie in diesen oder jenen Kreis ein. Dann hat man die Merkmale für eine Identität geschaffen. Und je nachdem wie wichtig es einem erscheint diese Identität zu erfüllen, desto weniger durchlässig werden die Kreise.
    Die Auswahl dieser Merkmale ist eigentlich recht willkürlich, obwohl sie einem schlüssig erscheint, hat man doch so viel Literatur, die einen bekräftigen kann. Aber da kommt halt das Karma sehr deutlich zum Tragen, das Tunnelblick und Selektion bewirkt.

    Zitat

    Dann würden die meisten Leute wohl nie eine Entscheidung treffen, weil wann hat man schon etwas wirklich durchdrungen. Oder die Entscheidungen sind dann nicht bewusst, was ich aber in dem Zusammenhang gar nicht verstehe. Meinst du rational? Die meisten Entscheidungen sind nun einmal Entscheidungen unter Unsicherheit. Was auch in diesem Fall ausreichend ist. Verschaffe ich mir einen groben Überblick über Mahayana, Theravada, dann sollte das für eine angemessene Entscheidung aus dem Bauch heraus bzw. unter Unsicherheit reichen.


    Es sind eben keine bewussten Entscheidungen, sondern unbewusste. Was an der Oberfläche des HIrnkastls als "bewusst" erscheint, ist nur die Rationalisierung. Wir entscheiden nach Geschmack und Gewohnheit – Karma –, nicht weil wir wissen was Theravada und Mahayana ist. Gemäß dieses Geschmackes etikettieren wir die beiden Richtungen und picken vermeintliche Schwerpunkte raus, die wir dann ideologisieren. Dann kommen so Schlussfolgerungen raus, wie der Mahayana würde zum Töten verführen oder Mahayana sei Angst vor der Selbstwerdung und Theravada Angst vor der Selbsthingabe, oder das die einen geselliger und die andern mehr Einzelgänger seien.


    Mal logisch: Wäre das wirklich so, dann würden Einzelgängertypen aus Sri Lanka in Länder mit Mahayana auswandern und umgekehrt. Dann würde es keine Theravada-Klöster geben oder Theravada-Gruppen und kein Mahayani würde in einer Einsiedelei leben. In Sri Lanka gäbe es keine chauvinistischen Mönche und in Tibet und Japan herrschte Mord und Totschlag.


    Liebe Grüße
    Doris

    Bei solchen Diskussionen beschleicht mich die Ansicht, dass hier viel Selbstlüge betrieben wird.
    "Mahayana ist so … und Theravada ist so … und deshalb habe ich mich so entschieden …"
    Sorry …
    Um sich für das eine oder das andere bewusst zu entscheiden, muss man beides wirklich durchdrungen haben. Das ist aber bei weiten nicht der Fall. Denn wäre es so, gäbe es keine Missverständnisse. Der butterländische Theravadin müsste den butterländischen Mahayani nicht befragen, es gäbe nicht diese Debatten und das Meins-ist-besser-als-Deins wäre redundant.


    Die Entscheidungen sind doch ganz anders gefällt worden:
    Weil es das Erste war, das einem begegnet ist.
    Weil einem die Sprache so gefällt.
    Weil man einen persönlichen Draht zu einem Lehrer bekommen hat.
    Weil man auf keinen Fall mit einem Lehrer oder einer Gruppe zusammen üben möchte.
    Weil man ein Fan japanischer Kultur ist,
    Weil das Essen auf Sri Lanka so lecker war.
    Weil der Yoga-Lehrer ein Theravadin ist.
    Weil man katholisch erzogen wurde und die Schnauze voll von Brokat und Weihrauch hat.
    Weil man den Dali Lama so inspirierend findet.
    Weil man ein protestantische und asketisches Gemüt hat.
    Weil man sich an der Opulenz erfreut.
    Weil man da so ein tolles Buch gelesen hat.
    und tausende andere Gründe.


    Warum habe ich mich so entschieden?
    Jedenfalls nicht, weil ich den Unterschied zwischen Mahayana und Theravada durchdrungen habe. Tu ich immer noch nicht. Und ist mir auch egal. Für meinen Studiengang ist das nicht erforderlich.


    Liebe Grüße
    Doris

    Zitat

    Macht man sich die Arbeit und liest die Zitate ganz durch, stellt man allzuoft fest, dass es zwar schön lang und auch sicher aus dem PK ist - mit dem Thema aber überhaupt nichts zu tun hat.


    Für den Zitierer aber wohl schon. Es liest halt jeder aus den Texten was er gerade daraus lesen kann. Dem muss der Andere nicht folgen können.
    Deshalb finde ich eine Erläuterung mit eigenen Worten immer gut. Jeder kann Kommentieren. :D
    Ich frage mich immer, warum die geposteten Text nicht mit eigenen Worten kommentiert werden?


    Liebe Grüße
    Doris