Beiträge von void im Thema „Suche: Kerntexte/Grundlagen des Zen- und Chan-Buddhismus“

    Die Rahmenbedigungen sind also, dass es kurz (15-20 Seiten) und dass es eben gut zu der Ebene "Selbstsuche und Lebenskunst." passt.


    Das ist ja ein Rahmen, in dem Zen im buddhitischen Sinne - also als "Weg zur Befreiung vom Leid" nicht so die zentrale Rolle spielt. Sondern eher die (von Puristen berünmfpten) Randbereiche, wo es um die Zen-Kultur geht, die sich in Japan in den Künsten/Wegen(Do) wie Teezeremonie, Kampfkunst, Bogenschiessen, Kalligraphie ausdrückt. D.T Suzuki: Zen und die Kultur Japans Es ist gerade diese Idee des "Weges", der sich für andere Projekte und Anwendugnsfälle (Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten: Roman Taschenbuch (Robert M. Pirsig) ) öffnet.


    Dazu würde ich zwei Punkte herausgreifen:


    Im frühen Buddhismus war und ist von der Idee der Entsagung geprägt. Die die Welt und ihre Begierde sollen überwunden werden. Dies führte zu einer Polarität von Samsara (Welt der Begierde) und Nirvana (Verlöschen der Begierde ) In einer späteren Entwicklung (Mahayana) wurde diese Polarität kritisch gesehen, weil ja auch das "Streben nach Befreiung" eine Begierde ist. Eine zentrale Persönlichkeit in dieser Entwicklung ist der südindische Philisoph Nagarjuna(2. Jahrhundert) der deswegen als Vorläufer/Patriarch des Zen-Buddhismus gilt. Das Denken von Nagaarjuana, in dem Befreiung und Welt eben nicht getrennt gedacht wurde, sondern eines als Ausdruck des anderen gilt, war für Zen prägend. Am komprimiertesten drückt sich das im einige Jahrhunderte später enstandenen http://de.wikipedia.org/wiki/Herz-Sutra aus. Dieses kurze Sutra ist eines der zentralen Rezitationstexte im Zen.


    Das ist der philosophische Hintergrund vor dem die Idee eines Koan möglich wird. Also das etwas konkretes ( weltliches, alltägliches ) zur Ausdrucksform von Leerheit/Befreiung wird:



      Der Mönch Joshu fragte einmal seinen Meister Nansen:
      "Was ist der Weg, unabhängig davon, was vor mir liegt?"
      Der Meister erwiderte darauf :
      "Dein alltäglicher Geist ist der Weg."


    Aber es gibt noch einen weiteren wichtigen Punkt: Indem der Buddhismus von Indien nach China kam erschloss er sich eine neue Denkweise mit ihren ganz eignen Bilder. Während das indische Denken eher unkörperlich/philsophisch ist, gibt es in der chineischen Sprache und Philosophie ein Tradition, die sich auf Bilder aus der natur ebsitzt. Wo der Inder alles systematisiert und ausformuliert, deutet der Chinese an. Als buddhitische Texte ins chinesischer übersetzt wurden verwendet man ganz selbstverständlich Worte, die auch in Daosimus und Konfuzianismus verwendet werden und übernahm dadruch ganze Denkstränge.


    Wu-Wei das "anstrengungslose Handeln" ist daoistisch und kommt beispielsweise in Zhuangzi Beschreibung des Schlachter Ding vor. Dieser zerteilt "spielend" ohne einen bewussten Gedanken einen Ochsen , indem er ganz natürlich dessen Struktur folgt, so dass sein Messer niemals stumpf wurde. Weil er dem Dao, der natürlichen Struktur der Welt folgt. Die Lebenskunst besteht hier darin, wie Wasser zu werden und sich spielend der Struktur der Welt anzupassen. Eben auch beim schlachten und Töten, einer Sache, die Buddha inhaltlich nicht gutgeheissen hätte. (Natürlich gibt es viele Bücher, den zusammenhang zwische diesem Denken und "Flow" aufzeigen.)


    Stark vereinfacht könnte man also sagen, dass Zen dadurch entstand, dass bestimmte indische Gedankeströumung (Nagaarjuna und Co) beim Übergang in die chensische Kultur, bestimmte von Doaismus und Naturliebe geprägte Bilder und Denkweisen vorfanden, in denen sie sich gut ausdrücken konnten.


    Oje, das wird schwer.


    Vor allem weil es im Buddhismus nie explizit darum geht, ein Selbst zu suchen, da dieser Begriff ja im Buddhismus negativ belegt ist - das Anhaften an einem aus sich bestehenden Selbst ja sogar als das größte Übel gilt. Das ist dann wenn man explizit nach "Selbstsuche" forstet leicht so, als sucht man in einem vegetarisches Buch das Kapitel über die Fleischgerichte.


    Von daher würde ich das eher von hinten aufrollen. Beispielsweise anhand des Satzes von Dōgen aus dem Shōbōgenzō (Kapitel Genjokoan)


    „Den Weg zu studieren heißt sich selbst zu studieren, sich selbst zu studieren heißt sich selbst vergessen. Sich selbst zu vergessen bedeutet eins zu werden mit allen Existenzen.“
    (ich erinnere mich lose daran, dass diese Übersetzung nicht gut ist)


    Und von da aus in der Zeit rückwärts gehen. Also bei den älteren Texten nicht mehr zu schauen, wo sie einem sagen, wie man "sich selber sucht" (solche Stellen werden rar und untypisch sein) sondern was genau dieses "sich selbst vergessen" in den früheren Schulen des Buddhismus aussah und sich entwickelte.


    Ein Schlüsseltext, der sich mit der "spirituellen Suche" beschäftigt, sind die "Zehn Ochensbilder"(Ten oxherdings pictures) zu denen es eine ganz Überlieferungsgeschichte klassicher Kommentare gibt, zu denen es dann wieder Kommentare und Bücher gibt (z.B v Yamada Mumon Roshi, D.T Suzuki und vielen anderen )


    Schaut man sich die Bilder an wird die Oarallele und der Kontrast zu westlichen Formen der "Selbstsuche" klar. Dort wo das bei uns als ein mehr, als ein Gewinn, als ein Wachsen ( eine Entwicklung und ein Reifungsprozess wie im klassischen Bildungsromang) gesehen wird, ist es im buddhitischen Denken ein Abschütteln, Vergessen und Leichterwerden. Das Vokabular ist also sehr verschieden.