Beiträge von Tai im Thema „Wozu Buddhistische Praxis..“

    Hallo Christos,


    wie void weiter oben treffend angemerkt hat, bedeutet Auflösung des Ichs oder Egos im buddhistischen Kontext ja nicht, dass du dabei in irgendeiner Form verschwinden würdest; was aufgelöst werden soll, ist vielmehr dein Selbstbild. Also deine Vorstellung von einem für sich stehenden Ich mit all ihren leidvollen Folgen wie dem Enstehen von Gier, Wut und Verblendung (auch als die Drei Gifte des Geistes bezeichnet) oder der Anhaftung an bedingtes Enstehen (die Zwölfgliederige Kette des bedingten Entstehens) usw.


    Einer Legende nach soll Buddha unmittelbar nach seiner Erleuchtung ausgerufen haben: "Wie wunderbar, ihrem inneren Wesen nach sind alle Geschöpfe Buddhas (Erleuchtete) - nur weil ihr Geist von Verblendung verkehrt ist, werden sie sich dessen nicht gewahr!"


    Dementsprechend wird im Diamant Sutra das "Ich" von Buddha als eine von vier Grundvorstellungen bezeichnet, die ein wahrer Bodhisattva nicht aufkommen lasse. Ein großer Zen-Meister (Huang Po) drückt es so aus: "Die fühlenden Wesen ... wissen nicht, dass sie in genau dem Augenblick, in dem sie ihr begriffliches Denken aufgeben, zum Einen Geist erwachen, der Buddha ist und alle Lebewesen."


    Ein solcher Erleuchtungszustand wird nach buddhistischer Auffassung nicht durch Askese oder dadurch, dass man versteht "warum alles so ist wie es ist", sondern nur durch tatsächliche Verwirklichung verwirklicht. Hierzu gibt es die vielen unterschiedlichen buddhistischen Praxis-/Meditationsmethoden. In ihrer Essenz laufen sie, vereinfacht gesagt, alle mehr oder weniger darauf hinaus, dass du dir - frei von begrifflichen Vorstellungen - dessen gewahr bist, dass sich gewahr ist.


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    Tai