Beiträge von Nils im Thema „Kurzfassung des Shinbuddhismus?“

    Jinen:

    Es ging doch aber hier um Shin-Buddhismus nicht um die Lehre des Yogi Nils.. Du hast ja selbst gesagt, das dein Weg dem Shinrans diametral entgegengesetzt ist. Da geb ich dir recht.


    Ich habe keine Lehre. Ich schreibe nur aus meiner Erleuchtungserfahrung heraus. Die Erleuchtung liegt über und zwischen den Gegensätzen. Die Gegensätze gehören zusammen, um den wahren Weg zu begreifen. Es gibt in der Erleuchtung keine Dualität. Meine Lehre und die Lehre Shinrans sind eins. Die Wahrheit liegt dazwischen. Jeder darf sich von den Worten inspirieren lassen und intuitiv herausfinden, was ihn in das Einheitsbewusstsein bringt.


    Jinen:

    Einer der wesentlichen Punkte im Shin ist, das Amida kein Wesen und sein reines Land kein Ort, sondern Nirwana ist.
    Um das etwas näher zu erklären: Amida ist kein Wesen und gleichzeitig ein Wesen. Das reine Land ist ein Ort und kein Ort.


    Nirwana ist in dir und auch um dich herum. Überall. Nirwana ist Leerheit und Einheit (Vielfalt, Fülle, Glück).


    Jinen:

    Der andere ist Jinen, der dem daoistischen Ziran, von selbst so, nicht willentlichen Leben entspricht.


    Alles geschieht von selbst. Aber das Selbst wirkt auch durch dich, durch deine Handlungen. Der Weg ist es im Nichtstun und Tun zugleich zu leben.Irgendwo dazwischen liegt ganz individuell der Weg der Erleuchtung.


    Jinen:

    Die Suche nach Glück fällt da weg. Kein Leben nach dem Lustprinzip. Das ist der Irrweg schlechthin. Eine dankbare Akzeptanz des Lebens, so wie es ist, ist das Gegenmodell. Meditation spielt im Shin keine Rolle. Da ist nur das nembutsu.


    Keine Suche, keine Erleuchtung, kein Paradies. Nur Augenwischerei. Nur Irrweg. Und dann behauptet man natürlich, dass alle anderen einen Irrweg gehen. Statt bei sich selbst genau hinzuspüren. Und plötzlich erkennt man, dass Meditation hilfreich ist. Und begreift, warum Buddha den Weg der Meditation gelehrt hat. Und die Suche nach dem Glück und das eigene Bemühen. Man muss Buddha und Shinran zusammensehen und praktizieren. Sonst ist der Shinbuddhismus kein Buddhismus, sondern nur ein verkapptes evangelisches Christentum. Dort herrscht auch der Irrweg vor. Aber manchmal führt auch das ins Licht. Aber nur selten.


    Jinen:

    Shinran hat immer wieder betont, das alles Eigenbemühen ihn nur in die Hölle gebracht hat.


    Ja. Und gleichzeitig hat er viel gehandelt und eine neue Religion gegründet.


    Jinen:

    Ein Annehmen des Lebens, so wie es ist.


    Wenn du nur das Leben so annimmst wie es ist, bringt dir das gar nichts. Du bleibst so unerleuchtet wie du bist. Erst wenn das Annehmen eine Übung wird, bringt es dich zur Erleuchtung. Erst wenn du das Nembutsu auf die persönlich richtige Weise sprichts, ist es hilfreich für dich. Ich befürchte, dass der Shinbuddhismus sich überwiegend im Dogmatismus festgefahren hat und für die meisten Menschen wenig hilfreich ist. Eine kleine Beruhigungspille für das Ego, um im weltlichen Leben gut zu funktionieren. Der Weg der Erleuchtung ist immer undogmatisch und lebt von den Widersprüchen und Konflikten. Es braucht Narren wie mich um die dumpfe Selbstzufriedenheit der Dogmatiker aufzubrechen.

    caber:

    Als Kurz- oder vielleicht sogar Kürzestfassung shinbuddhistischer Lehren geht mir seit einiger Zeit eine Abwandlung des bekannten Augustinusworts "Liebe und tu, was du willst!" im Kopf herum. In shinadäquater Form müsste dieses Wort dann wohl lauten: "Vertraue und tu, was du willst!" lg caber


    Ich bin ja eher ein Praktiker als ein Theoretiker. Ich spüre, was für mich der richtige Weg ist. Und da bin ich in der Anfangszeit als Eremit auf drei Punkte gekommen, die immer noch meine Richtschnur sind. Wie entsteht Erleuchtung? Was ist mein Weg der Erleuchtung?


    Der erste Punkt ist es ins erleuchtete Sein zu gelangen. Also in der Ruhe zu leben, alle Anhaftungen an äußere Dinge loszulassen. Letztlich einfach zu sein. Wenn ich ausreichend in der Ruhe lebe, im großen Nichtstun, dann kommt alles in mir zur Ruhe. Die Energie des Kosmos senkt sich auf mich herab, sammelt sich in mir und wächst in mir. Erleuchtung entsteht mühelos und von alleine. Hier könnte man den Begriff finden: "Vertraue und entspanne dich."


    Der zweite Punkt ist es eine Aufgabe zu habe. Man kann auch in der Ruhe versacken. Eine Aufgabe erfüllt den Menschen und macht ihn glücklich. Die schönste Aufgabe ist es als Bodhisattva zu leben und allen Wesen auf dem Weg des Glück zu helfen. Den ersten Punkt könnte man christlich gesehen als Liebe zu Gott und den zweiten Punkt als Liebe zum Nächsten begreifen. Wenn wir uns Buddha Amitabha als Vorbild nehmen, dann wäre der erste Punkt das Sitzen in der Ruhe (Meditation) und der zweite Punkt der Wunsch alle Wesen zur Erleuchtung zu führen.


    Der dritte Punkt ist der interessanteste. Ich habe festgestellt, dass die ersten beiden Punkte für sich alleine zu dogmatisch sind. Sie verspannen einen. Man ist zu wenig locker in sich und blockiert damit die Erleuchtung. Ich fand dann als dritten Punkt: "Lebe nach dem Lustprinzip." Also "Tue was du willst." Wozu hast du Lust? Was bringt dir im Moment Spaß? Was erfüllt dein Herz mit Freude? Lebe genau dich selbst. Wenn du genau dich selbst lebst, dann entspannst du dich tief in dir. Glück entsteht. Dein Leben wird leicht. Der spirituelle Weg entwickelt sich mühelos von allein.


    Dieser dritte Punkt besteht aber auf der Basis der ersten beiden Punkte. Für sich alleine wäre es ein Irrweg. Er würde in die Faulheit und Genusssucht führen. Man würde sich in weltlichen Genüssen verlieren. Man würde nur um sich selbst kreisen. So überwindet man das Ego nicht, sondern stärkt es. Aber wenn man den Amitabhaweg auf eine leichte Art mit etwas Lustprinzip geht, dann geschieht das Wunder der inneren Verwandlung.