Beiträge von VOOM108 im Thema „Kritik am Diamantweg“

    Ich habe 10 Jahre lang ein Zentrum mitgeleitet. Die Mitgliedsbeiträge blieben zu 100% im Zentrum und es war unsere Entscheidung, was wir damit machen. Gereicht hat es meistens nicht. Bei Vorträgen von Reiselehrern haben wir ihre Auslagen erstattet (Fahrtkosten), der Rest blieb wieder im Zentrum.


    Wer mal irgend eine grössere Veranstaltung organisiert hat, weiss, was das kostet. Da kann man als Laie grosse Zahlen vorgerechnet bekommen, aber unterschätzt dabei völlig, was da alles dahinter steckt. Selbst wenn grosse Geldmengen durch Spenden gesammelt werden und in einer Stiftung bewahrt, sagt das erstmal gar nichts aus. Interessant ist die Frage: wird es missbräuchlich verwendet, also für andere Zwecke als für die, für die es eingesammelt wurde?

    Es gab eine breite Vielfalt politischer Meinungen, auf jeden Fall, ich nehme mal an das ist heute nicht anders. Ich gehörte immer mehr zur "Hippiefraktion", bin immer noch für Multikulti usw. Als "gefährlichen Unsinn" hatte ich es selbst nie empfunden, weil mir klar geworden ist, worauf das abzielt, wo das herkommt, und weil ich die Differenziertheit der Aussagen wahrgenommen hatte. Die Frage ist, ob jemand der das so extrem empfindet, von der eigenen Haltung her Lust hätte, in der Linie zu praktizieren. Weggeschickt wurde man aber nicht für eine eigene Meinung. Ich habe meine Meinung immer offen geäußert, mit anderen diskutiert, auch Ole direkt damit konfrontiert. Alles kein Problem, dabei hatte ich sogar überregionale Aufgaben übernommen. (Weswegen ich für einen Aussenstehenden eine Menge Interna kenne...)

    Es ging da wirklich nur um öffentliche Veranstaltungen, sowas wie Podiumsdiskussionen usw., wo man dann als Teilnehmer auf dem Podium sitzt - was unter Deiner Bettdecke passiert interessiert wirklich niemand.


    Ich hatte in Bezug auf den Umgang mit dem Islam auch immer eine andere Meinung. Die habe ich auch offen geäußert, und es war niemals eine Gleichschaltung der Meinung zu beobachten. Wer zwischen Ole als Person und dem Lama als Lehrer unterscheiden konnte, hat nicht einfach seine Meinung imitiert. Und das hat niemanden gestört. Die "schwierigen Leute" waren eher die, die nicht verstanden haben, dass man nicht die Person imitiert und Meinungen nachplappert, sondern dass wenn überhaupt es eher passend wäre, wenn man die eigene, und sei es gegenteilige, Meinung genauso stark vertritt, wie der Lama seine Meinung vertritt. Nur in wirklich rein spirituellen Fragen sollte man sich - in einer mündlichen Übertragungslinie - am Lehrer orientieren. Dabei aber auch prüfen, ob sich der Lama auch an der eigenen Tradition orientiert.


    Der Grund für die starke Meinung über einige Themen beim Lama sehe ich u.a. in einer balancierenden Funktion. Je mehr naive Vorstellungen es gibt, umso wichtiger ist, diesen einen starken Gegenentwurf entgegen zu setzen. Dazu kommt, dass eine bestimmte Art Lehrer im Vajrayana geradezu polarisieren muss, damit ganz bestimmte Aspekte der Übertragung funktionieren. Aber das würde jetzt zu weit führen, das hier im Haifischbecken zu vertiefen.

    Was in Bhurma passiert, ist traurig. So sollte es nicht ablaufen. Man sollte aber in Relation stellen können, was im Namen des Islam und was im Namen des Buddhismus passiert (wohlgemerkt: "im Namen von"). Es gibt keine "jahrhundertealte Islamfeindlichkeit" aber es gibt einen seit Jahrhunderten allen Andersgläubigen gegenüber sehr feindlich gesinnten Islam mit sehr konkreter, zerstörerischer, kriegerischer, Aktivität. Die Christen haben dieses Verhalten schon weitestgehend hinter sich gelassen, im Islam bestimmt es noch das Bild überall auf der Welt. In streng islamischen Ländern kannst Du keine christliche Kirche aufstellen, als Buddhist stehst Du dort auf einer Stufe mit einem Tier. Und wir sind hier schon "islamfeindlich" wenn wir uns dagegen wehren, wenn die Grundrechte unserer Gesellschaft unterwandert werden, und wenigstens ein Mindesmaß an Integration und Einhaltung der Menschenrechte verlangen?

    void: wer Ole so plakativ für "rassistisch, islamfeindlich, frauenfeindlich, christenfeindlich" hält hat einfach nicht richtig zugehört.... Dass er oft politisch unkorrekt ist, stimmt sicherlich. Nur ein paar Denkanstösse: er hat Zentren über die ganze Welt verteilt, seine aktuelle Ehe-Frau ist Südamerikanerin. Sein Hauptproblem mit dem Islam ist die Unterdrückung der Frauen. Vor was er genau in Bezug auf den Islam gewarnt hat, ist nun zum grössten Teil tatsächlich eingetreten. ...

    Cool, der Artikel, eine interessante Mischung aus wirklich gut recherchierten Fakten und seltsamen Fehldeutungen von Situationen, was eigentlich nicht zusammenpasst. Daher ist zu vermuten, dass das Absicht ist. Man weiss am Ende des Artikels nicht, ob man das alles nun gut oder schlecht finden soll. Der Artikel nimmt einem die Entscheidung nicht wirklich ab. Jeder kann sich darin in seiner Sichtweise bestätigt sehen, oder angegriffen, je nach Naturell. Aus meinem Blickwinkel als Publizistik-Wissenschaftler ein hochinteressantes Objekt der Betrachtung journalistischer Methoden. Danke für dieses Fundstück! 8)

    Du glaubst doch nicht, dass auf Wikipedia alles steht, was ein Schützerkraftfeld ausmacht. ;) (Die Seite bei Wikipedia habe ich übrigens irgendwann mal zu einem grossen Teil aus dem englischen Artikel übersetzt und noch etwas ergänzt; hat sich nicht gross verändert seitdem, sehe ich gerade...)

    Danke void, das ist sehr differenziert dargestellt und berührt Aspekte, die ich so noch gar nicht betrachtet hatte :)


    Zitat

    Etwas, was viele Leute dem Buddhismus nahegebracht haben, die es sonst nie im Traum gedacht haben, sowas auch zu erwägen.


    Das meinte ich damit, dass sich der Lehrer so zeigt, wie die Schüler es brauchen. Wenn man Lama Ole als Ausdruck von Mahakala betrachtet, dann ist eine seiner Aufgaben / Fähigkeiten das "Magnetisieren" bzw. "Anziehen". Heisst nichts anderes, als sich in einer Weise zu zeigen, die Leute anzieht, die tatsächlich vom Buddhismus profitieren können, aber vielleicht sonst nicht damit in Berührung gekommen wären. Dieses "profitieren" kann nun auf verschiedenen Ebenen stattfinden. Es kann z.B. auch mal darum gehen, Leute davon abzuhalten, mit viel emotionalem Druck eine Menge Mist zu bauen, wozu sie eine karmische Neigung gehabt hätten, indem man sie für das Bodhisattva-Versprechen fasziniert und sie dieses nehmen. Was die Energien in eine harmlosere Richtung kanalisiert. Mahakala agiert, wenn man das im Bild eines Mandalas visualisieren möchte, das ein Buddha ausstrahlt, weit draussen in der Welt und bringt die Menschen erstmal in Verbindung mit dem Kraftfeld. Das erfordert ein komplett anderes Auftreten als eine Ausstrahlung von Chenrezig oder Manjushri die auf einer gehobenen Ebene im Inneren des Mandalas wirken.

    Gerade weil ich eben nicht so involviert bin, wie Du insinuierst, habe ich keine Lust mich auf Deine, nennen wir es: "phantasievolle Gedankenwelt" weiter einzulassen. 8)

    Da kann man gar nichts mehr zu sagen, das spricht für sich selbst.
    Aber schade eigentlich, ich hatte Dich anfangs durchaus als Gesprächspartner ernst genommen...

    Ich meine im besten Sinne, ein Lehrer zeigt sich so, wie die Schüler es brauchen. Um selbst auf den Weg zur Erleuchtung zu kommen. Wie heisst es so schön: Meister ist nicht der, der viele Schüler hat, sondern der, der viele Meister hervorbringt. Dass Du fast überall Missbrauch vermutest, wo jemand nicht strengstens als Mönch auftritt, ist wohl eher Ausdruck Deiner Psyche als Abbild der Realität. Natürlich gibt es das, aber nicht in dem Ausmaß.

    blue_aprico:

    Ich finde die machen das ansonsten eigentlich immer anders? Gesetzter, zurückhaltender zum Bleistift.


    Was wäre daran besser? Ein Lama zeigt sich so, wie es die Schüler brauchen. Die sprichwörtliche tibetische Bescheidenheit lockt nicht jeden Westler hinter dem Ofen vor. Auch unter den Tibetern gibt es einige Lamas, die das erkannt haben und sich entsprechend zeigen.

    Zitat

    Nichts für ungut Sherab Yönten, aber wenn ich jetzt Gelupga und Lamrim lese, frage ich mich schon, ob sagen wir mal meine Zimmerpflanze oder mein Setter die Buddhanatur nicht haben, weil sie nicht bei Google nachschlagen können, was Gelupga und Lamrim bedeuten. Sorry, Sherab Yönten, dennoch verneige ich mich respektvoll vor Dir, dass Du mit diesen mir unverständlichen Worten so salopp umgehen kannst.


    Gelugpa ist eine der vier grossen tibetischen Schulen, die jüngste Schule, deren Oberhaupt der Dalai Lama ist. Lamrim ist ein Text über einen stufenweisen Weg zur Erleuchtung, der eine wichtige Grundlagenliteratur dieser Schule ist.

    Als Mystiker hat man es auch unter Buddhisten mitunter schwer ;) Einer der Gründe, warum ich damals den Diamantweg verlassen habe, ohne grundsätzliche Kritik an der Sache selbst zu haben, für die, die wie Du sagst, darin aufgehen: ich bin mit meinem ständigen "Blick über den spirituellen Tellerrand" einfach viel zu oft angeeckt.


    Ich habe aber auch verstanden, dass ich für die Leute schwer zu handhaben war, die diese Geradlinigkeit in der spirituellen Praxis für sich gefunden haben und sich darin durch mich bedroht fühlten. Als ich es dann nicht mehr geschafft habe, meine eigene offenere spirituelle Praxis und das, was ich im Zentrum gemacht habe, zu trennen, bin ich eben gegangen um mich in meinem eigenen Weg ungehindert ausdrücken zu können. Es war auch so, dass ich durch meine langjährige Aktivität in den Zentren auch überregional durchaus auch als jemand wahrgenommen wurde, der für den Diamantweg steht. Daher musste ich mich komplett lossagen, damit niemand da was durcheinander bringt.


    Ich bin sehr dankbar für das, was ich da gelernt habe, aber ich hatte auch keinen Bedarf, jemals zurückzugehen. Auch als ich mich nach einigen Jahren spiritueller Experimente wieder sehr viel mehr im Buddhismus zentriert habe. Ich habe zwar Wahrheit(en) an verschiedensten Orten gefunden, aber nirgends so klare und vollständige Wege, diese auch zu verwirklichen, wie im Buddhismus. Und das meine ich nicht nur auf einzelne Schulen bezogen, sondern in Bezug auf das "Gesamtpaket"

    Ich denke auch, dass "Buddha" und "Buddhanatur" in erster Linie Begriffe sind, die auf einen Zustand hinweisen, der jenseits von -ismen ist. Also gibt es auch Wege ausserhalb des Buddhismus, um diesen Zustand zu erreichen. Man nennt es dann anders, aber es ist der gleiche Zustand.


    Im Dzogchen z.B. verwendet man auch oft neutrale Begriffe wie "Natürlicher Zustand" statt "Buddhanatur". Also selbst innerhalb des Buddhismus ist das nur eine von vielen möglichen Vokabeln.

    Chantao das schliesst sich nicht aus, man kann - und sollte - kritisch selbst denken, wenn man Guru Yoga macht. Wichtig ist zu verstehen, dass man beim Guru Yoga, egal ob auf Karmapa oder Padmasambhava usw., nicht auf eine Person meditiert sondern auf dessen erleuchteten Eigenschaften, die man so aussen im Spiegel sieht und bei sich selbst wachruft. Das ist für viele Menschen leichter, sich damit zu identifizieren, wenn sie sich auf einen Buddha in Fleisch und Blut beziehen, als bei einer abstrakten Form. Aber auch die anderen Buddhaaspekte wie Chenrezig oder Manjushri kommen mit ihrer Darstellung dieser Neigung des Menschen entgegen. Karmapa steht dabei für Vajradhara, den Geist aller Buddhas, eine Form die für die Überwindung der Dualität steht.


    Die Frage ob der Buddha das gelehrt hat ist die typische Auseinandersetzung zwischen Vertretern der "alten Schule" und Vertretern des Mahayana und Vajrayana. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass es nicht darauf ankommt was der Buddha im Wortlaut gelehrt hat und die Möglichkeiten darauf zu beschränken, sondern dass es darauf ankommt, das Ziel zu erreichen, das er vorgelebt hat. Daran muss sich eine buddhistische Lehre messen. Mahayana integriert die Lehren des Palikanon und verändert deren Essenz nicht. Sie gelten selbstverständlich als Grundlage. Es werden lediglich in Bezug auf die Praxis die Möglichkeiten erweitert.


    Die Behauptung einiger Mahayanis, der Theravada sei als Weg minderwertig, weil man nicht die volle Buddhaschaft erreichen könne, halte ich für genauso widersinnig wie die Vorwürfe in die andere Richtung. Aus meiner Sicht gibt es nur eine Erleuchtung und ganz bestimmt keine "Sackgassen" bei der Buddhaschaft. Mag sein solche Ideen wurden in die Welt gesetzt, um die Leute für die neue Praxis zu begeistern, aber davon halte ich nichts. Eine gute Methode mit der richtigen Zielsetzung hat es nicht nötig, zu missionieren, auch nicht subtil. Die Leute kommen schon, wenn sie sehen, dass die Methode einen weiterbringt.

    Warum sollten "die Tibeter" das besser machen, es läuft ja nichts schief. Sie machen es ja im Moment gemeinsam. Ich finde Lama Ole verdient vor allem Respekt für das, was er für den (tibetischen) Buddhismus getan hat. Er hat gemeinsam mit Hannah das gesamte Leben dafür eingesetzt, den Buddhismus im Westen zu etablieren. Und man mag von seinem Leben halten, was man will, der gelehrte Buddhismus ist glasklar und ohne Makel. Denn wie er selbst auch immer gesagt hat: er ist nur ein Programm, das die Energie und Lehren des 16. Karmapa weiter in die Welt trägt. Er hat sich selbst nie in den Vordergrund gestellt, er war und ist immer ein Stellvertreter des Karmapa.

    Weil der 16. nicht mehr rumlaufen und Zentren gründen kann,
    er aber Ole sehr direkt und konkret den Auftrag gegeben hat,
    das weltweit zu tun...
    Der 17. (einer davon) wird es dann irgendwann komplett übernehmen...