Beiträge von Der Unbuddhist im Thema „Kritik am Diamantweg“

    void:

    Personenkult ist bei uns ja der Normallfall. Das verführerische an Lama Ole ist genau diese Normailität. Also dass er kein abgehobener, fremdartiger asiatischer Weise ist, sondern einer aus dieser Generation - Bob Dylan, Bruce Springsteen oder einer der anderen Autoradio-Rebellen, die durch unsere Unterbewustsein düdeln.


    Bakram:


    Verschmelzung mit den Buddhas...danach erscheint die Welt als reines Land, jedes Atom vibriert vor Freude und wird von Liebe zusammengehalten, alle Geräusche sind Mantras.... (ab 4min. im Video)


    Meiner Meinung nach handelt es sich dabei nicht um Buddhismus, sondern um simples positives Denken, welches durch Autosuggestion/Hypnose verursacht wird.


    https://www.youtube.com/watch?v=Vi9IpO60cao


    Ich füge der Debatte zwei Punkte hinzu.


    1. Man kann sich, wenn man von Personenkult spricht, auch darüber Gedanken machen, welche sozialen und psychischen Mechanismen mit dafür verantwortlich sind, dass so ein Kult funktioniert. Max Weber hat diesbezüglich schon auf das "Charisma" verwiesen (nicht nur abwertend, sondern durchaus auch als nötige Eigenschaft eines Leaders, wie das neudeutsch heisst). Diese Mechanismen entgehen uns völlig, wenn wir keinen explizite Anstrengung unternehmen, sie zu verstehen, weil sie uns als natürlich erscheinen – sie sind naturalisiert. Will man allerdings das bedingte Entstehen des jeweiligen Bewusstseins verstehen, führt kein Weg daran vorbei, sich mit diesen Mechanismen zu konfrontieren. Das gewünschte Ergebnis ist die sozusagen urbuddhistische Ernüchterung.


    Wir haben im Spekulativen Non-Buddhismus diesbezüglich die eine oder andere Analyse versucht, wie diese Mechanismen funktionieren. Hier ein oder zwei Links:


    => Der Zauberer. Es geht hier um eine Eigenschaft des Menschen, die er im Laufe der Evolution erworben hat, die aber innerhalb der sozialen Evolution 'zweckentfremdet' wird.


    => Der affektive Aspekt der Entscheidung am Beispiel des x-buddhistischen Heiligen Ole Nydahl. Hier wird genauer analysiert, wie eine Werbebotschaft für Nydahls Diamantweg funktioniert.


    Disclaimer (falls wer das Projekt Non-Buddhismus nicht kennt): Die Texte sind zum Teil polemisch und auch mit Ironie angereichert. Trotzdem behandeln sie wichtige Aspekte des bedingten Entstehens. Sie ebenfalls nicht leicht konsumierbar – was schlicht und einfach daran liegt, das die Naturalisierung nicht einfach mal so eben nebenbei als solche sichtbar gemacht werden kann. Ich bitte im Übrigen von den üblichen Anwürfen und Belehrungen gegen meine Haltung abzusehen. Ich vertrete weder eine neuen Kult, noch habe ich Ambitionen, im Buddhaland Jünger zu fischen.


    2. Autosuggestion und Hypnose (die Bakram anspricht) zur Verbesserung der eigenen Situation, sind per se keine schlechten Dinge, sondern sollten unter dem Aspekt Selbstsorge betrachtet werden. Sie können dazu beitragen, besser mit den Herausforderungen denen wir ständig ausgesetzt sind, zu begegnen. Ein Aspekt fällt dabei aber völlig unter den Tisch – und das ist der grosse Kritikpunkt der beinahe alle Buddhismen trifft: Wie entstehen eigentlich die Verhältnisse in denen wir leben? Wieder werden sie uns allgemein als natürlich präsentiert, wie das individuelle Bewusstsein, tatsächlich aber sind die Verhältnisse in denen ein Individuum sich findet, ebenso naturalisiert wie es selbst. Wieder geht es darum, heraus zu finden, was die eigentlichen Ursachen sind, wie das bedingte Entshehen der Verhältnisse aussieht. Das aber wird weder im Diamantweg noch sonstwo im Buddhismus (mit wenigen Ausnahmen) thematisiert. Die Autosuggestion und Selbsthypnose die da zum tragen kommt, dient dann einzig und allein dazu, das Individuum besser in die gegebene Situation zu integrieren. Sämtliche Ungerechtigkeiten des ökonomisch-technischen Systems das unser Leben bestimmt, werden dabei unter den Tisch gekehrt und – nicht zuletzt – die grosse soziale Idee des Mahayana, der Bodhisattva, wird dabei schlicht annulliert.


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    Allegmein zum Diamantweg muss man noch sagen (falls das nicht schon gesagt wurde, ich habe den Thread nicht hundert Prozent genau gelesen), dass er nur an der Oberfläche so locker rüberkommt. Unter der Oberfläche geht wesentlicher härter zur Sache, als das in den traditionell tibetischen Kagyü-Varianten als nötig erscheint. Das Ngödnro ist zum Beispiel ein absolutes Muss, um in der Diamantweg-Hirarchie aufzusteigen, aber dieses Ngöndro ist nicht nur aus der Perspektive eines aufgeklärten Westlers nicht vorbehaltlos zu akzeptieren, wie es von Nydahl gefordert wird, sondern es ist auch aus Sicht Gampopas – einem der Gründerväter dieser Schulen – ein Mittel, das bei Bedarf eingesetzt werden könnte. Das ergibt sich implizit aus seiner Haltung betreffend der "einzigen Kur".