Beiträge von Tara4U im Thema „Umgang mit dem Tod eines geliebten Menschen“

    Nachtrag: komplizierter wird es, wenn ich ein amivalentes Verhältnis zu dem verstorbenen Menschen hatte.
    Wenn ich meine, es nie habe Recht machen zu können, mich ständiger Kritik ausgesetzt sah.
    Dann rumorte es immer noch in mir, sogar Ärger kam auf. Ich schämte mich auch für diese Gedanken, kam mir schuldig vor. Fühlte mich beinahe ertappt, dachte, dass dieser Mensch nun, da er tot sei, vielleicht meine unheilsamen Gedanken erfassen könne....
    Diese andere Seite der Trauer ist langwieriger für mich, und die Trauerarbeit gleicht eher einer Befreiung von einer Schuldgeissel.
    Aber es klappt, wenn ich alles als einen unwiderufliches Geschehen ablegen kann, ohne selbst immer wieder mit der Spitzhacke aus Schuld oder Scham auf meine Seele/meinen Geist einhaue. Auch diese Gefühle kannund sollte man loslassen. Sie sind sehr schädlich, zumindest für mich.

    Wenn ich trauere, und mein Schmerz mich einfach auch ohnmächtig macht, dann gelingt es mir inzwischen, einen Moment lang innezuhalten.
    Ich denke dann nach, warum ich so traurig bin, erinnere mich an das Leben, welches der Verstorbene hatte.
    Und dann erkenne ich, dass es nur mein eigenes Leid über den Verlust ist, den ich beklage. Auch wenn der Mensch sehr jung gegangen ist, stelle ich fest, dass ich nicht seinen frühen Abgang seinetwegen beklage (..."er war ja noch so jung!"), sondern die Zeit, die uns nicht mehr blieb, die mir nicht mehr gegeben wurde gemeinsam mit diesem Menschen zu verbringen. Ganz früher harderte ich sehr..."warum? Wieso jetzt?" und dachte an so vieles, was ständig unausgesprochen zwischen uns war, an Erlebnisse, die sich nie mehr wiederholen würden, klagte sogar indirekt den Vestorbenen an, mich alleine gelassen zu haben..
    Heute bin ich mir meiner Denkweise eher bewusst und kann den Tod akzeptieren. Ich reflektiere ihn nicht mehr so stark auf mich selbst.
    "Dieser Mensch hat es geschafft, seine Zeit hier ist zu Ende gegangen."
    Und dann überlege ich, in welcher Form er wohl weiterleben wird, und welche Erlebnisse ihn dort, wo immer er auch nun sein mag, erwarten werden.
    edit: das, was mir in diesem Moment selbst guttut, das mache ich. Sei es, dass ich eine Kerze anzünde oder etwas esse/trinke, was der Verstorbene besonders mochte und widme diesen Moment oder Genuss in tiefen Gedanken diesem Menschen. Das mache ich so lange, wie ich es brauche, um ganz loszulassen, mich nicht mehr selbst um die verpassten Momente betrauere und bis ich beginne, wirklich dankbar zu sein, dass ich diesen Menschen in meinem Leben haben durfte.