Beiträge von Jojo im Thema „Der passende Lehrer“

    Mein erster Lehrer (Soto) war damals der einzige in der Stadt. Er hatte ein paar merkwürdige esoterische Theorien, aber andererseits war er kein Mann großer Worte, absolut aufrichtig und down to earth. Ausserdem waren seine Schüler eine schräge Truppe, da nahm keiner ein Blatt vor den Mund. Also blieb ich. Inzwischen ist er tot. Fast alle seiner Schüler praktizieren bis heute sehr ernsthaft. Erst rückblickend weiß ich, was ich ihm verdanke.


    Meinen zweiten Lehrer (Soto) hörte ich bei einem Vortrag. Er war sehr charismatisch, ein kleines Energiebündel. Seine Präsenz haute mich um. Ich dachte: ah, ein Meister! und erwartete von ihm eine Art Wunder, bis ich was kapierte. Trotzdem schüchterte seine Gegenwart mich jahrelang ein. Im letzten Jahr hat es dann diesen Knacks gegeben, und jetzt kann ich mich normal mit ihm unterhalten. Ich glaube, er ist ganz froh darüber. Wir haben kein sonderliches Lehrer-Schüler-Verhältnis, aber bei den Soto-Sesshin gehts wohl auch nicht darum. Ich nehme zweimal jährlich an seinem Sesshin teil.


    Zu meinem dritten Lehrer (Rinzai) bin ich durch Zufall gekommen. ich hörte, dass er Retreats macht mit viel Sitzen und ohne Rituale. Also ging ich vor drei Jahren mal hin. Auch so ein winziges Energiebündel (sind Zenlehrer immer so klein?). Eigentlich konnte ich mit ihm selbst nicht viel anfangen, aber das mit dem viel Sitzen stimmte, also blieb ich. bei ihm hatte ich dasselbe Phänomen, dass ich mich vor ihm fürchtete (ein Meister! ein Meister!), aber seit eben jenem letzten Jahr kann ich auch mit ihm normal reden. Er hat einen äh etwas bissigen Humor, und einen Haufen Macken. das hilft. Langsam fange ich an, ihn zu mögen. Sein Retreat ist auch zwei mal Jährlich.


    So habe ich viermal jährlich intensives Sitzen mit zwei sehr unterschiedlichen Lehrern: der eine schärft uns dauernd ein, ohne Absicht zu sitzen, und der andere schärft uns dauernd ein, weiter, weiter, weiter. Das hilft auch. Man fängt an, die typischen Sprachbilder zu hinterfragen.