Beiträge von perkele im Thema „Schwierigkeit mit dem Thema Karma“

    DMAxi:

    Auch habe ich es so verstanden, dass die Wirkung eines schlechten Karmas durch Reue oder gute Taten noch zum Besseren verändert werden kann.


    Reue ist eine zweischneidige Sache. Zuviel davon ohne alternative Sicht führt in den Abgrund. Laut Abhidhamma ist Reue ein unheilsamer Geisteszustand. Wichtig ist, dass man erkennt, wie man es besser machen könnte. Reue wird aufkommen, wenn man sich erinnert, was man schlechtes getan hat und es als solches erkennt. Aber dann muss man sich fangen und nach besseren Möglichkeiten sehen.


    DMaxi:

    Aber wenn ich andere Lebewesen nicht bestehlen, verletzen, töten etc. soll, um gutes Karma zu schaffen, widerspricht das doch der Idee, dass diese Mensch sich eh schon die Grundlage dafür geschaffen haben, ob sie bestohlen, verletzt, getötet etc. werden. Ist dies tatsächlich so determiniert oder gibt es dort Freiräume?


    Es gibt Freiräume, in jedem Moment. Und indem du dich zum Richter über anderer Leute Karma machst, häufst du dir selber massig Schlechtes an.


    DMaxi:

    Sonst hätte jede gute Tat meinerseits ja nur den Nutzen, dass ich gutes Karma ansammle, aber auf die andere Person hat es eigentlich keinen Einfluss; sie wäre ja durch vergangene Taten selbst dafür verantwortlich, würde ich ihr nicht helfen.


    Nicht alles, was wir erleben, ist durch früheres Karma (frühere Handlungen) bestimmt. Sonst gäbe es ja gar keinen Spielraum, sich noch zu entscheiden, in der Gegenwart, seit einmal irgendwo die "Anfangsbedingungen" gesetzt wurden. Es gäbe damit überhaupt gar keine Handlungen mehr in der Gegenwart, sondern nur noch die mechanistische Fortsetzung früherer Anfangszustände. Jegliche Ethik wäre sinnlos. Man hätte ja eh keine Wahl.


    Wir haben aber eine Wahl, wie wir uns verhalten. Das kannst du testen und trotzdem noch tausendmal anzweifeln und dir einreden, dass du dir das nur alles einbildest und jede deiner Bewegungen und Gedanken schon vorherbestimmt. Und in Lethargie verfallen. Das wäre aber dumm und nutzlos. Ein Hirngespinst.


    DMaxi:

    Versteht mich nicht falsch, ich suche keine Ausrede, anderen nicht helfen zu müssen. Ganz im Gegenteil, ich habe in den letzten Jahren (schon bevor ich mich mit der buddhistischen Philosophie auseinandergesetzt habe), ein immer größeres Mitgefühl und Verständnis für andere Lebewesen entwickelt. Bin hilfsbereiter geworden, bin aktiv geworden, Minderheiten zu schützen, habe aus Überzeugung begonnen, vegan zu leben etc. Eine Stimme in mir fragt sich jetzt, inwiefern all das höchstens mir, aber nie den anderen Lebewesen geholfen hat? Das führt langsam zu einer gewissen Resignation, die mir Angst macht.


    Das ist wohl richtig, dass du hauptsächlich dir selber helfen kannst. Und anderen vielleicht in erster Linie dadurch, dass sie sich an dir ein Beispiel nehmen, wenn du denn ein gutes Beispiel gibst.
    Wenn man überall aktiv wird, Leute zu schützen, deren Probleme in Wirklichkeit man vielleicht gar nicht versteht, dann kann das wohl zur Resignation führen, und dass man sich - vielleicht vernünftigerweise - fragt, ob man wirklich so sehr viel gutes damit tut.
    Manchmal geht man mit so einem Helfersyndrom auch nur anderen Problemen in seinem direkten Umfeld aus dem Weg. Kann ja trotzdem was Gutes dran sein, aber die Frage könnte man sich vielleicht stellen, um sich besser zu orientieren: Was sind die realen Auswirkungen meiner Handlungen? Und wo, in welchem Umfeld und Umkreis kann ich sie tatsächlich überschauen? Und woher kommt denn meine Unzufriedenheit? Wo, in welchen Bereichen in meinem Leben gibt es denn Konflikte, die mich direkt betreffen?


    Nur so ein paar Gedankenanstöße.


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