Beiträge von RolfGe im Thema „Homosexualität und buddhistische Schulen“

    Hallo Sherab Yönten


    Zitat

    Hallo Rolf,


    im Gampopa ("kostbarer Schmuck der Befreiung") werden drei Arten von sexuellem Fehlverhalten unterschieden:


    Ist mir bewusst. Mein Text war ein Zitat aus dem von mir benannten Vortrag. Nicht meine Privatmeinung.
    Nur nochmal ausführlicher formuliert, zwecks Klärung ob ich S.H. ev. falsch zitiert habe.


    LG Rolf

    hallo !


    In diesem zitierten Text ging es ja um das zweite Argument, das die Anhaftung verstärkt wird.
    Das wird sie natürlich auch durch andere Dinge, aber eben auch durch Sexualität.
    Mit dieser Begründung und dem Hinweis, daß hierunter auch die aufgezählten Praktiken und heterosexuelle Paare fallen wird ja der erste Eindruck,
    daß hier Homosexualität an sich verdammt wird, in meinen Augen relativiert.
    Ich konnte die Betroffenheit des Teilnehmers verstehen, kann mich aber mit der obigen Erklärung gut aussöhnen.


    Zitat

    Denn die Unterdrückung der Sexualität verstärkt das Verlangen.


    Ich glaube man kann hier nicht so unreflektiert von Unterdrückung reden.
    Unterdrücken hat ja etwas mit einem gewaltsamen Verhindern zu tun.
    Das muß es aber nicht in jedem Fall sein. Eine Entsagung, also eine Enthaltsamkeit die bewusst und mit voller Überzeugung geschieht,
    hat keine negativen Folgen weil es eben keine Unterdrückung ist.
    Deshalb halte ich Enthaltsamkeit nicht per se für negativ. Es kommt halt auf die Intention und die Bewusstheit an.


    Unterdrückung schiebt ein Problem auf eine andere Ebene. Jegliche Art von Unterdrückung, sei es die von körperlichen Funktionen,
    von Aggression, aber auch im Außen,- Unterdrückung von zB. politischen Anschauungen führt immer nur dazu, daß das Unterdrückte eben
    nicht verschwindet sondern sich auf Umwegen ein anderes Ventil sucht.
    Meist hat das dann sehr negative Auswirkungen. Und manchmal ist es halt auch nicht mehr deutlich als das Ursprünglich Unterdrückte sofort zu erkennen.


    Gruß Rolf

    Hallo Sherab Yönten,


    Zitat

    Ich bin mir nicht sicher ob der Dalai Lama korrekt zitiert wurde.
    Sexuelles Fehlverhalten ist für mich dann gegeben wenn Person A eine andere Person B oder gar sich selbst (durch sexuelles Verhalten)
    einen (körperlichen oder seelischen) Schaden zufügt.


    ich kann es noch etwas genauer zitieren.
    Ich habe das Skript vor mir liegen, es ist ein Auszug aus den Unterweisungen in Reinsehlen 1998.


    Ein Teilnehmer fragt, wie man aus buddhistischer Sicht, über unheilsames sexuelles Verhalten nachdenkend, die Homosexualität betrachtet.
    S.H. antwortet sinngemäß, daß gleichgeschlechtliche Sexualität unter sexuelles Fehlverhalten fällt, ebenso wie grundsätzlich Oral- und Analverkehr,
    (auch unter Ehepaaren), sowie auch Selbstbefriedigung.


    Diese genannte Praktiken werden aus 2 Gründen als sexuelles Fehlverhalten angesehen:
    1. Der Zweck der Sexualität erschöpfe sich nicht in kurzfristigen Vergnügen sondern in der Zeugung von Kindern.
    Unter diesem Gesichtspunkt haben alle o.g. Praktiken keinen Sinn.
    2. Ein anderer Grund sei, das es im Buddhismus das Wesentliche ist, die Leidenschaften zu reduzieren und möglichst ganz zu überwinden.
    Und Sexualität ist eine sehr starke Leidenschaft.


    Dies bezieht er auf Praktizierende des Buddhismus. Wenn die beteiligten Personen keine Buddhisten sind, sei das etwas anderes.
    Generell gebe es hierzu von buddhistischer Seite keine allgemein gültigen Regelungen oder Ratschläge.


    etwas später:
    Ein Teilnehmer (möglicherweise der Gleiche) spricht seine Betroffenheit über die obige Antwort an.
    S.H. verdeutlicht nochmal: Von der buddhistischen Praxis her ist es ein wesentlicher Punkt, das Anwachsen von Verlangen zu reduzieren…
    Sexualität verstärkt das Verlangen. Für Jemanden der sehr ernsthaft praktiziert wird der Rat gegeben die Sexualität völlig aufzugeben..
    Das sei ein Indiz für das allgemeine buddhistische Prinzip, das Verlangen zu reduzieren.
    Grundsätzlich gebe es in diesem Punkt keinen Unterschied zwischen hetero- oder homosexuell veranlagten Menschen.


    Das ist jetzt eine ziemlich genaue Abschrift der entsprechenden Stellen


    Gruß Rolf

    Hallo


    Herzsutra:

    Kann man also daraus schließen, dass Buddhismus lehrt, Sexualität nur auszuleben, um Nachwuchs zu produzieren..?


    Daraus würde ich schließen, daß das "Fehlverhalten" nicht auf "schwul sein" oder "unmoralische Praktiken" basiert,
    sondern auf der Vergrößerung der Anhaftung.


    Gruß Rolf

    Hallo


    Herzsutra:
    Benkei:


    Im tibetischen Buddhismus fällt Homosexualität traditionell unter "Sexuelles Fehlverhalten".


    Zitat

    Der Dalai Lama hat sich da schon häufig wesentlich aufgeschlossener geäußert....



    So wie ich S.H. verstanden habe (er hat sich mal während eines Kongresses o.ä dazu geäußert, ein männlicher
    Zuschauer hatte etwas "gebohrt"..), geht es darum, daß alle Aktivitäten die nicht auf das Zeugen eines Kindes
    ausgerichtet sind, die Anhaftung verstärken. Also die Aktivitäten zwischen jedem Paar, wenn nicht die Kindszeugung
    das Ziel ist. Damit sind die benannten Praktiken auch sexuelles Fehlverhalten, wenn sie zwischen Mann und Frau
    stattfinden.


    Er hat aber deutlich formuliert, daß er gegen jegliche diesbezügliche Ausgrenzung / negative Sichtweise sei, wenn es Homosexualität
    betrifft.


    Gruß Rolf