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Lottozahlen gehören zum klassischen Beispiel der Dinge, die "magisch" so gut wie gar nicht manipulierbar sind - vielleicht deswegen weil da das Karma so vieler verschiedener Menschen dran hängt und zerrt. Da hat man es nicht nur mit einem "unbeseelten" Faktor zu tun, sondern auch noch mit einer riesigen Masse an Gegenkräften. Da nützt es nichtmal, irgendein "graues" Wesen zu bezahlen, was ohnehin nichts mehr mit Buddhismus zu tun hätte.
Mir kommen einfach große Bedenken, wenn von magischen Fähigkeiten gesprochen wird, wenn Leute behaupten, sie hätten sie entwickelt, könnten vergangene Leben sehen und so allerlei anderen Kokolores. Aber natürlich verraten sie nicht, was sie alles können und wollen es nicht zeigen.
Das ist das typische Benehmen, mit dem man Leute auf sich neugierig macht und sie in Abhängigkeit bringt. Einfach eine undefinierbare Brühe von Andeutungen, Halbweisheiten, ein paar Zahlen, ein paar Fakten, Suggestionen zusammenmischen – fertig ist die Braune Brühe. Wir leben in einer Zeit, die der viele Leute auf so was abfahren und ihren Verstand freiwillig abgeben. Leute, die ein bisschen ihr Ego aufpolieren wollen, voller Ängste sind, was darstellen wollen, sich nach der Geborgenheit einer ganz engen, verschworenen Gemeinschaft sehnen, die werden dann von so Zeugs angezogen. Und ab dann gibt es kein gültiges Argument mehr, nur noch das "Gefühlte". Das ist nicht anders, wie wenn die Sachsen, die kaum einen Ausländeranteil haben, vor der "Überfremdung" Angst haben. Da hilft auch nichts, ihnen zu sagen, dass es nicht einmal 1% Ausländer bei ihnen gibt. Gefühlt sind es 90%, und das ist so unumstösslich wahr für sie, dass es sogar billigen, wenn man gegen die paar Hanseln Brandbomen wirft.
Nein, das ist nicht weit hergeholt. Das ist ein und dieselbe Suppe, der Mechanismus ist derselbe. Ob Esoquatsch, ob Nazi, ob ISIS, ob Scientology, ob Kornkreise, ob Horoskop, ob Wahrsagerei, ob Geistheilung … Und ja, das alles ist wirksam: Es vernichtet den klaren Verstand. Am Ende stehen immer Abhängigkeit und Hochmut.
Für mich haben die Siddhis mit all dem nichts zu tun. Es sind natürliche Fähigkeiten, die ein jeder hat, aber nicht ausbildet hat oder verkümmern lässt.
Z.B.: Jeder könnte "Gedankenlesen" lernen, wenn er innerlich so ruhig ist, dass er der natürlichen menschlichen Fähigkeit aus Körperhaltung und Mimik lesen zu können, folgen könnte. Wenn dazu noch Lebenserfahrung, Menschenkenntnis und sehr viel Selbstbeobachtung hinzukommen und man den Menschen sogar noch kennt, dann kann man wirklich sehr gut in einem Menschen lesen, der keine Worte gebraucht oder hinter die gesprochenen Worte blicken.
Das sind auch gute Voraussetzungen um '"in die Zukunft sehen" zu können. Reaktionen sind sehr oft berechenbar.
In der ersten Zeit meiner buddhistischen Karriere erzählte man mir, wie verblüffend schnell sich die Fähigkeit einstellen würde, dass man z.B. wüsste, wer gleich anrufen würde. Natürlich ist mir das dann prompt auch aufgefallen. Ich weiß zu 99% wer am Telefon ist. Aber ehrlich, das weiß ich auch so. Ich weiß, mit wem ich in Kontakt bin und wer mich anrufen wird, weil es eine Logik hat, die mit unserer Beziehung zu tun hat. Ich weiß, welcher meiner Kunden jetzt gleich anrufen wird oder am Telefon ist, weil wir gerade miteinander zu tun haben. Auch bei den anderen Leuten weiß ich das, weil es Rituale gibt, unausgesprochene Abmachungen, Gewohnheiten …. Mir kommt es so vor, als ob ich es am Klingeln hören würde. Und es hört sich für mich auch so an. Aber das ist Quatsch. Es läutet immer so, wie das Telefon halt läuten kann. In meinem Kopf wird der Ton anders verarbeitet. Weil ich "weiß" der läutet so und jener so.
Aber mir hat das jemand damals als eine besondere Wirkung der Meditation verkaufen wollen und mich so darauf aufmerksam gemacht. Prompt habe ich das dann plötzlich wahrgenommen. Nur war das nix Neues oder Besonderes. Ich habe nur nie darauf geachtet. Dieses "Verkaufen" ist nichts als ein Anfixen.
…
Deshalb geht es bei dem ganzen Siddhi-Kram meiner Ansicht nach nur um eines: innere Freiheit. Wenn einer also wünscht Siddhis zu erhalten, weil er das so toll findet, dann zäumt er das Pferd von hinten auf, setzt sich dazu noch verkehrt herum, mit dem Rücken zum Kopf des Pferdes und dem Kopf auf dem Sattel. Man kann zwar aus einer solch falschen Motivation auch zu "guten Ergebnissen" kommen, es ist aber wohl schwerer. Wie wenn einer Hochsprung lernen möchte und dazu einen Schwimmkurs besucht.