Um die Verwirrung etwas aufzulösen: Erleuchtung ist eine innere und nicht eine äußere Angelegenheit. Man kann innerlich erleuchtet sein und äußerlich ganz normal leben, also als König, Politiker oder Putzfrau. Wie es gerade kommt. Wobei es hilfreich ist in der Ruhe zu leben. Deshalb hat Buddha den Weg der Ruhe gewählt. Es gibt aber auch die Geschichte eines Erleuchteten, der nach seiner Erleuchtung wieder in sein Königreich zurück gekehrt ist.
Ich halte den Dalai Lama für erleuchtet. Er folgt aber der Tradition der Bescheidenheit. Nach dieser Tradition darf er sich auch als Erleuchteter für nichterleuchtet erklären. Und möglichweise hat er sogar Recht. Es gibt viele Stufen der Erleuchtung. Und man kann es immer so sehen, dass die Erleuchtung erst in der nächsten Stufe beginnt. Letztlich ist auch das ein Gedankenspiel. Ein Erleuchteter würde sich fragen: "Was ist hilfreich für meine MItmenschen?" Je nach Situation würde er sich für erleuchtet und für nicht erleuchtet erklären. Und so die Menschen zur Erleuchtung hinführen.
Meine persönliche Erfahrung ist, dass man die Egolosigkeit (das Einheitsbewusstsein) am besten halten kann, wenn man im erleuchteten Sein lebt (in der Ruhe, in der Anhaftungslosigkeit, im Nichtstun). Und man kann sie bewahren, wenn man als Bodhisattva für das Glück aller Wesen lebt. Wenn man sich für unwichtig und das Glück seiner Mitwesen für wichtig hält. Eine weitere Erfahrung von mir ist, dass man inaktiv wird, wenn das innere Glück stark wird. Man kann seine Aktivität wieder erlangen, wenn man sich auf das Leid der Wesen und auf seine Aufgabe konzentriert.