Beiträge von Anandasa im Thema „Nicht-Anhaftung versus Liebe + Überlebenstrieb“

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    Nach der Lehre entsteht Leid durch Anhaftung. Wir erfahren Leid und Angst in Verbindung mit dem Tod, weil wir am Leben anhaften. Nun haben alle Lebewesen (vielleicht nicht unbedingt Pflanzen, aber das weiß der Mensch halt nicht, weil Pflanzen nicht schreien oder wegrennen, wenn sie abgeschnitten werden) einen Überlebenstrieb. Dieser steckt in jeder Zelle. Wie soll man diesen Ur-Instrinkt überwinden? Oder soll man das gar nicht?


    Ich las mal vor einiger Zeit diesen Satz: "Leid entsteht durch Gier, Anhaftung und Verblendung". Dieser Satz hat mir seitdem enorm geholfen. Je länger je öfter und stärker beobachtete ich an mir und an anderen, dass es genau so ist. Ich kenne Leute, die sind nach der Pensionierung viel angenehmer geworden, weil nicht mehr vom Beruf gestresst. Hätten sie von den Lehren Buddhas früher gehört, wäre sie lange vor der Pensionierung ausgeglichener und angenehmer geworden. Jetzt sind 65 Jahre rum und viele Menschen ändern ihre grundlegende Haltung diesen Leuten nicht mehr. Sie sind zu lange so gewesen. Ich habe dieses "Juwel" weit vor der Pensionierung gefunden. Das ist für mich ein enormer Gewinn. Ob ich alles was machbar ist zu 100% erreiche, spielt für mich keine Rolle. Ich lasse den Überlebenstrieb einfach wie er ist und halte mich geistig und im Herzen gesund. Ich komme auf jeden Fall viel weiter als wenn ich die Lehren Buddhas nicht entdeckt hätte.


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    Wir können unser Denken dahin kultivieren, dass wir uns immer wieder klarmachen, dass die Dinge leer sind von dauerhafter Gestalt. Juut. Was machen wir aber jetzt mit dem Überlebensinstinkt und der Liebe?


    Der Überlebensinstinkt muss da sein. Er ist natürlich und hält uns am Leben. Wer sein Geld verdienen muss, braucht diesen Überlebensinstinkt. Wir können hier im Westen nicht als Bettelmönche leben so wie die buddhistischen Mönche in Asien. In unserer Kultur wird niemand Essen geben, weil eben jeder für den Winter vorsorgen muss (den es in Süd-Ost-Asien/Indien nicht gibt) und niemand wird hier verstehen warum sich der Typ dann nicht mal bedankt, wenn man ihm was zu essen gibt. Wir brauchen hier im Westen eine andere Herangehensweise. Wer in seiner Firma nicht wirklich was bringt, wird es auf Dauer schwer haben. Deswegen muss Überlebensinstinkt sein. Es ist aber essentiell zu erkennen, ob Gier und Anhaftung im Spiel sind. Nach meiner Meinung ist Gier und Anhaftung im Berufsleben bei uns eine Katastrophe (in den Tigerstaaten Asiens sicher auch). Da tun einem die Lehren Buddhas sehr gut. Seine Leistung kann man trotzdem bringen, aber man muss achtsam sein keine Anhaftungen zu entwickeln. Das Gleichnis von der Säge kann man auch im beruflichen Alltag anwenden. Man muss dazu nicht ins Kloster.


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    Liebe ist die purste Form der Anhaftung / liebe ist der schlüssel zu mitgefühl.


    Das sind zwei verschiedene Definitionen von Liebe. Die "verrückte Liebe" zwischen Mann und Frau bei der der tollste Schauspieler Hollywoods auf die tollste Schauspielerin Hoolywoods trifft ist Anhaftung in Reinstform. Aus meiner Sicht ist das von der Natur so gewollt. Dafür sind Gier und Anhaftung in der Natur da: das sichert Nachkommen und dass die Eltern während der Aufzuchtzeit zusammenbleiben. Die Natur hat dann bekommen was sie will, ob es den Menschen dabei gut geht, ist eine andere Frage. In der Natur leben die Tiere ja nicht so lange und die Lebenszeit ist ja eigentlich die Zeit der Aufzucht der Jungen. Danach sterben die Eltern wegen Alter oder weil von Fressfreind gefressen werden. Beim Menschen war das auch so bis Viehzucht und Ackerbau kamen und jetzt muss man sich was schlaueres überlegen, will man nicht die längere Lebenszeit durch Kultivierung mit Gier und Anhaftung verbringen. Die Lehren Buddhas sind für mich hier wirklich das schlaueste was es gibt.


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    Buddha sagt, wir sollen alle Lebewesen so lieben, wie z. B. unseren Partner oder unsere Eltern. Selbst wenn wir in der Lage sind, das zu tun, haften wir mittels der Liebe an anderen Lebewesen an. Wir haben Angst sie zu verlieren, wir haben Angst vor der Trauer.


    Das hier ist ein sehr schönes Video zum Thema Tod im Buddhismus: https://www.youtube.com/watch?v=wKncf2UT2zM Dort wird gesagt, dass alle Dinge natürlich ablaufene Phänomene sind. Dass unser Körper uns gehört, dass unser Geist uns gehört, ist eine Täuschung. In unserem Körper und in unserem Geist laufen nur natürliche Phänomene ab wie in allen anderen Dingen auch. Das bedeutet nicht, dass sie uns deswegen gehören. Dieser Eindruck ist eine Täuschung, die durch das Ergreifen beginnt zu entstehen. Es gibt nichts was uns gehört. Wenn man das beginnt zu erkennen, hat man viel weniger Angst.


    An einer Stelle wird ein Gespräch zwischen Buddha und Ananda aufgeführt: "Ananda, wie oft am Tag denkst du an den Tod? Sieben mal am Tag, oh Herr. Ananda, du bist zu leichtfertig. Bei jedem Atemzug müssen wir an den Tod denken.". So wie ich das verstehe wird gesagt, dass man sich ständig auf den Tod vorbereiten soll, dann trifft es einen nicht völlig unvorbereitet, wenn er kommt und man kann leichter gehen.