Beiträge von void im Thema „Moral ist älter als Religion“

    Andreas:

    Es steht Dir innerhalb des "Menschseins" ein Verhaltensrepertoire zur Verfügung, aus dem Du weitgehend frei wählen kannst (sofern Deine Umwelt es zulässt: -> phänotypische Plastizität).
    Letztlich darfst Du Dich innerhalb Deines genetischen Käfigs also frei bewegen.
    Aber der Wille zum Fliegen macht niemanden zum Vogel.


    Mir geht es nicht so um das indivduum ( und um Willensfreiheit) sondern genau um die "phänotypische Plastizität" (danke für das Wort) ingesamt.


    Also dass die Evolution selber keine Pläne und kein Gedächtnis hat ( was wurde für welche Funktion "entwickelt" ) Also kein "intelligenter Designer" sondern eher ein dementer Professor ist, der mit dem weiterwuerstelt, was er vorfindet ohne die geringste Ahnung zu haben, wozu er das am Vortag gemacht hat.


    In dieser Vergesslichkeit ( oder nicht festgelegt sein ) liegt viel Freheit, die in vielen Konzepten von einer fortschreitenden, planenden Evolution fehlt. Ich bin ein grosser Fan von Stephen Jay Gould.

    In der Natur ist ja nicht selten, so dass sich etwas zu einem bestimmten Anlass entwickelt, und sich das verselbständigt.
    So wie sich die Feder ja auch ursprünglich zur Wärmeregulierung enstanden sind und es sich ergab, dass man damit Fliegen kann. Oder auch bei den Bonobos: Da wurde Sex von einem Mittel zur Fortpflanzung zu etwas, was den sozialen Frieden sichert.


    Von daher bin ich alle Ideen, von "wir sind Sklave unserer Gene" genüber eher skeptisch. Weil es reicht, dass etwas überlebt, haben wir ja so eine grosse Vielfalt an Lebenwesen und Verhaltensstrategien.


    Und mit unserer Zivilisation und ihrer Arbeitsteilung hat sich die "Nische Mensch" nochmal aufgespalten, so dass auf einmal ganz vielfältige Möglcihekeiten an Spezilieiserung gibt. Wo mann sich der Philosophie, der Floristik, dem Profisport und der Religion widmen.


    Anstatt den einen feste programmierten Wille( Überleben, Fortpflanzen ) zu haben, kann man sich das, wonach man strebt, aussuchen. Bis zu dem Punkt, wo man als Asket das "Versiegen des Willens" will.

    diamant:

    Andreas: Besonders interessant ist der Satz " Der Mensch ist nicht aus allgemeinen vernünftigen Erwägungen heraus moralisch und kooperativ, sondern das Überlebensinteresse seiner Gene treibt ihn an" aus deinem Link. Da die Mönche kein Interesse am Überleben ihrer Gene haben, entwerfen sie ihre eigene - notgedrungen sexualfeindliche - Moral. Die dann, wie gesagt, auf die Laien übertragen wird (z. B. im Verbot des Ehebruches, also weiterer Möglichkeiten, sich zu vermehren).


    Vernunft bedeutet ja meist, dass man das tut, was am besten funktioniert. Und da man als Gruppe gegenüber dem indivduum viele Vorteile hat, macht es da Sinn zu kooperieren. Je stärker die Kooperation ist, desto mehr wird der einzelne in das gesellschaftliche System eingebunden. Das war vor allem mit der Enstehung der Stadt-Staaten vebunden. Man ist in dem was man tut nicht mehr, frei sondern ordent sich gesellschaftlchien Zwängen und Hierarchien unter. Und das betrifft natürlich ganz stark die Sexualität die ja sehr eng mit Herrschaft verbunden ist. Und im Zuge dieser Arbeitsteilung ist es nicht verwunderlich, dass asexuelle Priesterkasten auftreteten, bei denen die Sexualität ganz hinter das "höhere, kollektive" Streben zurücktreten.


    In dem Artikel König der Wespen geht es um den Inde Raghavendra Gadagkar der an einer Wespenart forscht, die sich an der Grenze zur Staatenbildung befinden.

    accinca:
    Thursday:

    Moral hat vor allem was mit Macht zu tun. Und Macht - also die Macht zu töten, mussten Menschen sich erst einmal über lange Zeit aufbauen. Sie ging dann immer wieder mal verloren, aber es war doch ein erfolgreiches Programm.


    Da würden dir die Islamisten wahrscheinlich recht geben.


    Warum nur die. Ich glaube es geht immer darum, den individuellen "Willen zur Macht" einzuschränken. Im Islam wird das als Unterwerung unter den Willen Gottes gesehen, im Buddhismus als Aufhebung des Egos.


    In beiden Fällen stellt sich die Frage, wie man es verhindert, dass dann im Namen dieser kollektiven Macht Übel verübt werden. Also im Namen Gottes oder irgendeines "buddhitischen Gemeinwohls".

    diamant:

    Was der "gemeine Buddhist" sich zuweilen also einbildet ist, dass er etwas lernen müsse, was schon Affen im Blut lag. Er bildet sich also im Grunde ein, evolutionär unter dem Affen zu stehen. Das ist bemerkenswert.


    Es besteht ein Unterschied zwischen dem, worzu eine bestimmte Art eine grundsätzliche Befähigung hat und dem, was ein Individuum daraus macht.So können Menschenaffen wie auch Menschen prinzipiell schwimmen. Um aber bei einem Wettbewerb gut abzuschneiden, muss ein Individuum seine Anlage trainieren. Die Anlage dazu zu haben ist erst der Anfang.


    Wie ist das jetzt bei moralischem Verhalten? Muss auch dieses gelernt werden, in dem ein vorhandene Anlage weiterntwickelt wird?